Steinburger Gymnasiallehrer Stephan Bergermann wird erstmals Triathlon-Weltmeister der Altersklasse M 30

Steinburg. Im "Gasthof Traube", wo Stephan Bergermann schon zum dritten Mal logierte, stieg am Abend eine kleine Feier, bei Weizenbier stieß der Ausdauerathlet aus Trittau mit seinem Bruder Matthias auf den Doppelsieg an. In Immenstadt im Allgäu haben sich die beiden schon immer wohlgefühlt, und sie werden gewiss wiederkehren an den Ort des Triumphs, wo der eine gerade den Weltmeistertitel der Altersklasse M 30 gewonnen und der andere Rang zwei belegt hatte. "So einen Tag muss man erst mal sacken lassen", sagte Stephan Bergermann nach seinem Sieg über die Langstrecke (vier Kilometer Schwimmen, 130 Kilometer Radfahren, 30 Kilometer Laufen), und auch seine Oberschenkel meldeten mit starkem Muskelkater verstärkten Erholungsbedarf an.

Ein paar kleinere Rennen hat sich der Trittauer noch vorgenommen für dieses Jahr, schöner aber kann sie nicht mehr werden, diese Bilderbuchsaison mit den beiden bislang größten Erfolgen in der Karriere des 32-Jährigen. Im Mai in Oberursel hatte er Rang zwei bei den deutschen Duathlonmeisterschaften der Elite belegt, ein Ergebnis, das für ihn auf einer Stufe steht mit seinem WM-Triumph. In Immenstadt hatte Bergermann 2009 bereits DM-Gold in seiner Altersklasse gewonnen, und wenn er so weitermacht, könnte der Gymnasiallehrer für Englisch und Sport bald nebenbei eine Viehzucht eröffnen. Zwei Kuhglocken, wie sie typisch sind für das Allgäu, hat er nach seinen beiden Siegen jedenfalls schon, zu Hause in Sprenge will er sie sich erst einmal ins Wohnzimmer stellen.

Seit fünf Jahren ist Bergermann in Norddeutschland zu Hause, er trägt seither das Trikot des TSV Bargteheide. In Herten im Ruhrgebiet wurde er groß, und manchmal trifft er sich dort noch nach wie vor mit Bruder Matthias, 29, zum gemeinsamen Training. Die Geschwister sind sogar in etwa gleich stark im Triathlon, diesmal gingen sie Schulter an Schulter auf die abschließende Laufstrecke, und wäre es um etwas weniger gegangen als um einen Weltmeistertitel, sie hätten vielleicht sogar gemeinsam die Ziellinie überquert. Nach acht Kilometern aber musste sein Bruder mal kurz ins Gebüsch, "und bei einem solchen Wettkampf ist es doch klar, dass ich nicht warte", sagte Stephan Bergermann. Am Ende, nach 7:01,33 Stunden, hatte er fast acht Minuten Vorsprung.

Das Rennen lief dabei fast immer planmäßig für den Stormarner, fünf Minuten Rückstand nach dem Schwimmen hatte er kalkuliert, nur seine Aufholjagd auf dem Rennrad ging er etwas zu schnell an. Als Siebter des Gesamtklassements stieg er aus dem Sattel, er hatte sein Tempo gedrosselt und ein paar Kräfte gespart. Schließlich lief er noch auf den dritten Platz der gemeinsamen Wertung aller Altersklassen vor, geschlagen nur von zwei jüngeren Konkurrenten.

Die Weltmeisterschaften im September in Budapest im Sprint und über die olympische Distanz, für die Charlotte Bauer (FC Voran Ohe), Anke Lakies (VfL Oldesloe) und Bettina Lange (TSV Bargteheide) gemeldet sind, will Bergermann auslassen, er hat sich aus gutem Grund ganz auf Immenstadt konzentriert. Während der Unterrichtszeit ist es schwierig für den Lehrer, sich Zeit zu nehmen für ein solches Rennen, zwei Tage vorher anreisen, nach dem Wettkampf noch eine Übernachtung vor Ort, das kann er sich nicht erlauben. Den gesamten Juni über machte Bergermann Wettkampfpause, weil er die Hälfte seines Trainingspensums auf die Wochenenden legen musste, in den Pausen bereitete er den Unterricht vor und korrigierte Klausuren. "Es ist schön, wenn sich der Aufwand dann so bezahlt macht", sagte der neue Weltmeister, und doch freut er sich, wenn die Saison im Oktober vorbei ist, er ein paar Wochen Pause machen kann.

Ohne Medaille, ohne Kuhglocke, aber trotzdem stolz, das Rennen durchgestanden zu haben, kehrten vier andere Stormarner zurück. Jens Krohn (TSV Bargteheide) benötigte in Immenstadt 9:03,15 Stunden und kam damit auf Rang 32 der Altersklasse M 50, vor Götz Reppel (SV Großhansdorf; 9:41,54 Std.) als 44. Tino Günther wurde in 8:36,52 Stunden 52. der Klasse M 40, Michael Schleuß (beide TSV Bargteheide) in 9:08,01 Stunden 56. der Klasse M 45.