Oststeinbeks Oberliga-Fußballer antworten ihren Kritikern mit einem starken 5:2 gegen Norderstedt

Oststeinbek. Drei lange Kratzer zogen sich am Hals von Mannschaftskapitän Michael Weiß hinunter nach dem Kampftag am Meessen, es war ein Sieg, der Spuren hinterlassen hatte. "Als sei ein Vampir über ihn hergefallen", rief Trainer Stefan Kohfahl. Weiß aber, der gezeichnet in die lange geplanten Feierlichkeiten zum Einstand der mehr als ein Dutzend Neuzugänge starten musste, winkte nur lässig ab. Was stören schon ein paar Schrammen an einem perfekten Abend für den Fußball-Oberligaklub Oststeinbeker SV mit viel Spektakel und einem 5:2 (2:1) über den Favoriten Eintracht Norderstedt statt des eine Woche nach der Niederlage gegen Altona 93 (0:4) von manchem prognostizierten Fehlstarts.

Christian Gronauer, der Fußballchef des OSV, hatte ein paar Stunden vor dem Anpfiff vorsichtshalber das Gästebuch auf der Internetseite geschlossen, wer weiß, was dort wieder geschrieben worden wäre im Fall einer erneuten Pleite. Tagelang hatten sich in der virtuellen Welt zuvor anonyme Kritiker getummelt und mit harschen Äußerungen manches Mal den Bogen überspannt. Nun stand Gronauer auf dem Kunstrasenfeld und sprach von einer "richtigen Reaktion", die das Team auf die verpatzte Saisonpremiere und den Gegenwind im eigenen Verein gezeigt habe. Und Kohfahl fühlte sich in seiner optimistischen Einschätzung über das Leistungsvermögen seiner Schützlinge bestätigt.

Offensivmann Patrick Hiob war besonders hart gescholten worden nach dem Spiel gegen Altona 93, diesmal gehörte er zu den Besten, erzielte die Tore zum 2:0 und 3:2 (29., 69. Minute). "Ich bin rundum zufrieden, dass wir alle so gut gearbeitet haben", sagte er. Oststeinbek wirkte in der Abwehr mit dem neuen Innenverteidiger-Duo Marcus Rabenhorst und Yasar Koca über weite Strecken wesentlich stabiler als zuletzt. Der ins defensive Mittelfeld versetzte Lukasz Sosnowski bereitete drei Treffer mit Freistößen vor, seinem Stürmer Gökhan Cihan verlieh Kohfahl das Prädikat "überragend". Aus dieser Mischung entstand schließlich ein völlig verdienter Sieg, wenn auch das Spiel eine Zeit lang hin- und herwogte. Christoph Aydin und Koca machten mit dem 4:2 (84.) und 5:2 (87.) erst spät alles klar und schraubten das Ergebnis noch in eine unangemessene Höhe.

Norderstedt hatte als Gastgeschenk das erste Saisontor des OSV im Gepäck, Jannik Dreyer traf nach 20 Minuten per Kopf ins eigene Netz. Hiob erhöhte, nichts schien mehr anbrennen zu können, bis plötzlich Rabenhorst und Torwart Maximilian Hinterkopf sich uneinig waren und Milos Ljubisavljevic verkürzte (37.). Oststeinbek unter Schock, und als dann Ivan Sa Borges Dju an alter Wirkungsstätte sogar ausglich (64.), drohte die Partie zu kippen.

"Wir waren aber heißer als Norderstedt", sagte Kohfahl, "und das Entscheidende war, dass wir an unsere Stärke geglaubt haben. Wir können stolz sein, und wir haben heute sicher eine Menge Fans zurückgewonnen." Nach dem Erfolg vor 280 Zuschauern stellte auch Hiob klar: "Jeder hat gesehen, wie viel Potenzial in dieser Mannschaft steckt."

Es bleibt noch ein Stück harter Arbeit für Kohfahl, das Optimum aus seinem neu formierten Team herauszuholen. Der Findungsprozess läuft, noch sind nicht alle Spieler fit. Ein Problem bleibt indes die Besetzung der Torwartposition, auf der Oststeinbek vergangene Saison mit Frederik Gößling über den vielleicht besten Mann der Oberliga verfügte. Neuzugang Hinterkopf (kam vom VfB Lübeck) musste sich nach einem schweren Fehler in der Partie gegen Altona diesmal den ersten Gegentreffer ankreiden lassen, das könnte die Gelegenheit für den Reservisten Christoph Werth sein. "Er muss jetzt Gas geben, kann seine Chance nutzen", sagte Kohfahl. Dass Werth im Drittrundenspiel des Oddset-Pokalwettbewerbs morgen Abend (19 Uhr, Schützenallee) beim Landesligaklub SC Schwarzenbek zwischen den Pfosten steht, war indes nicht als Reaktion auf Hinterkopfs Leistung zu verstehen, sondern schon länger beschlossene Sache.

Oststeinbeker SV: Hinterkopf - Jawla (86. Richter), Koca, Rabenhorst, Blohm - Weiß, Sosnowski - Kyrmanidis, Hiob (75. Aydin), Akgül (70. Mokaddem) - Cihan.