Die Fußballer des Barsbütteler SV scheitern im Oddset-Pokalwettbewerb erst nach Verlängerung an Bergedorf 85

Barsbüttel. Am Anfang des Neuaufbaus beim Barsbütteler SV steht nun eine Niederlage, doch irgendwie schien das niemanden so recht zu interessieren am Ende eines langen Fußballabends. Selten zuvor hat es so viel Lob gegeben für einen Verlierer wie am Freitag am Soltausredder, und wer eine Prognose wagte über die Chancen der Stormarner in der neuen Saison, sprach trotz des 1:3 (1:1, 1:1) nach Verlängerung gegen den hohen Favoriten Bergedorf 85 (Oberliga Hamburg) vom Titelkampf. Nicht mehr im Hamburger Oddset-Pokalwettbewerb, der für das Team nach einer Runde beendet ist, wohl aber in der Bezirksliga, die für den BSV am Freitag mit einer Partie gegen den TuS Aumühle-Wohltorf beginnt.

Es sind Geschichten wie die von Torben Exner und Marcel Müller, die sie in Barsbüttel dieser Tage gern erzählen. Dort, wo Trainer Oliver Zapel in den vergangenen Wochen ein neues Team formiert hat, passen Beispiele wie diese besonders gut, Beispiele, die zeigen, wie schnell sich aus ziemlich wenig etwas Großes entwickeln kann.

Exner, 24, ist aus der Reservemannschaft des Klubs in die Liga-Elf gerückt, Zapel hatte den Mittelfeldmann aus der Kreisklasse beobachtet und zu dessen großer Überraschung in sein Aufgebot berufen. Gegen Bergedorf überzeugte er mit einer starken Leistung, räumte vor der Abwehr ab und leitet mit klugen Pässen manch Offensivaktion ein.

Müller, 31 Jahre alter Defensivspezialist aus Braunschweig, war einer der letzten Neuen im 23 Mann starken Kader, nur ein Testspiel und zwei Trainingseinheiten hatte er vor dem Pokalduell mit seinen neuen Kameraden absolviert. In der Innenverteidigung hinterließ er auf Anhieb einen so guten Eindruck, dass Zapel ihn und Nebenmann Torben Krauel schon ein "Abwehrbollwerk" nannte, und auch vorn spielte Müller seine Kopfballstärke aus. Nach 20 Minuten traf er nach einen Eckstoß von Ramazan Sütcü zum 1:0.

"Es ist bemerkenswert, dass wir so schnell schon so viel abrufen konnten", sagte Zapel, und er, der sich und die Spieler schon bei seinem Amtsantritt mit der Zielsetzung Landesliga-Aufstieg unter Druck gesetzt hatte, fühlte sich bestätigt und vielleicht auch ein wenig erleichtert. Niemand könne jetzt noch ernsthaft behaupten, der BSV sei auf einem falschen Weg, sagte Zapel nach einem auch spielerisch überzeugenden Auftritt. "Mit dieser Leistung haben wir die Latte sehr weit nach oben gelegt. Wer so spielt, ist ein Titelkandidat."

Gegen die zwei Etagen höher beheimateten Oberligakicker aus Bergedorf lag lange sogar eine große Überraschung in der Luft, bis zum Platzverweis gegen Sütcü (80. Minute, Gelb-Rote Karte wegen wiederholten Foulspiels). "Mit zehn Mann war es extrem hart für uns", sagte Zapel, und irgendwann brach die Phase an, in der Kleinigkeiten den Ausschlag gaben. Es waren die Gastgeber, die sich die entscheidenden Fehler erlaubten. Erdinc Örün, dem schon das 1:1 gelungen war (43.), brachte den Favoriten in Führung (104.), als dann Fatih Gürel auf 1:3 erhöhte (108.), war der Traum vorbei. Die letzte Chance, noch einmal für ein wenig Spannung zu sorgen, vergab der diesmal zu ungefährliche Stürmer Prince Berchie.

Die Verlängerung in Unterzahl aber sei "nicht repräsentativ" gewesen, sagte Zapel. Ohne die Hinausstellung, so der Coach, "hätten wir niemals verloren, außer vielleicht im Elfmeterschießen". Nun will der Trainer die Euphorie in seiner Mannschaft, einem Oberligaklub die Stirn geboten zu haben, weiter anfachen. Auch die 200 Zuschauer, die den Pokalkrimi verfolgten, werden Lust bekommen haben, zum Punktrundenauftakt wieder dabei zu sein.

Für heute Abend (19.30 Uhr, Gramkowweg) ist ein letztes Testspiel geplant, beim SV Curslack-Neuengamme bekommen es die Stormarner erneut mit einem Gegner aus der Oberliga zu tun. Zapel könnte die Partie nutzen, um vor allem die Spieler zu testen, die Teile der Vorbereitung versäumt hatten. Einer von ihnen ist der gegen Bergedorf eingewechselte Torjäger Orhan Baskir, die einzige Konstante des Klubs. Er und kein anderer war schon in der vergangenen Saison für Barsbüttel am Ball.