Die Ahrensburger Leichtathletin Nadja Käther gewinnt die DM-Silbermedaille und fliegt zu den Europameisterschaften

Ahrensburg. Vom bislang größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere erfuhr Nadja Käther, 21, per E-Mail, ein paar Stunden war ihr langer Satz von Braunschweig zur Silbermedaille bei den 110. deutschen Leichtathletikmeisterschaften gerade alt. Nun also ist es offiziell, dass die Ahrensburgerin ihre Bilderbuchsaison in Spanien fortsetzen wird, bei den europäischen Titelkämpfen in Barcelona. Das Ziel der Weitspringerin gegen die Elite des Kontinents wird am 27. und 28. Juli die Qualifikation für das Finale sein.

Käther hatte um ihre Nominierung zittern müssen, weil sie im Eintracht-Stadion vor 17 000 Zuschauern mit 6,50 Metern die zweimal zu erbringende Qualifikationsnorm um zehn Zentimeter verpasste. Umso mehr freute sie sich, als das elektronische Schreiben des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) eintraf, doch es gab auch schlechte Nachrichten an diesem Tag. Ihr Freund Helge Schwarzer, Hürdensprinter aus Hamburg und ebenfalls DM-Zweiter, darf nicht mitfahren, "das ist keine einfache Situation", sagte Käther. "Ich muss ihn jetzt ein bisschen wieder aufbauen."

In Braunschweig fehlten nur neun Zentimeter zum Titelgewinn

Viel Zeit bleibt nicht, morgen reist Stormarns Vorzeige-Leichtathletin zum Trainingslager ins Leistungszentrum Kienbaum und von dort aus am Wochenende weiter gen Spanien. Vorher will sie shoppen gehen, "letzte Besorgungen machen". Ein wenig Ablenkung kann nicht schaden in diesem Sommer, in dem plötzlich alles ziemlich schnell geht für eine, die nach zwei Jahren der Stagnation schon auf dem Weg zum "ewigen Talent" war.

Im Moment scheinen die Perspektiven glänzend, wenn auch das Duell der Generationen noch an Bianca Kappler (32, LC Rehlingen) ging. Die deutsche Nummer eins war früher Schützling von Käthers Trainer Sven Schroeder, ihm tut der Erfolg seiner Weitsprung-Hoffnung sichtlich gut. "Alles ist jetzt in greifbarer Nähe. Bianca ist ja auch nicht mehr weit weg", sagte er.

In Braunschweig betrug die Entfernung in der Sandgrube genau neun Zentimeter und später in der Mixedzone, wo sich Athleten und Medienvertreter treffen, ein paar Schritte. Noch ist es Kappler, die im Scheinwerferlicht Fernsehinterviews gibt, Käther könnte eines Tages ihre Nachfolgerin werden. "Ich bin einmal die Norm gesprungen, ich bin noch sehr jung, da hoffe ich mal, dass der Verband ein Auge zudrückt und mich mitnimmt", sagte die Stormarnerin kurz nach der Siegerehrung, Medaille um den Hals, Sonnenblume in der Hand. Irgendwie schien sie bereits zu ahnen, dass der DLV ein EM-Ticket für sie reservieren würde.

Trainer Sven Schroeder denkt schon an die Weltmeisterschaft 2011

"Super zufrieden" sei sie mit der Silbermedaille, sagte Käther, wenn es auch ein zäher Wettkampf war für die 17 Springerinnen bei wechselndem Wind. Dass selbst der fünfte der sechs Versuche nicht optimal war und trotzdem 6,50 Meter dabei herauskamen, ist ein Beleg für Käthers großes Potenzial. Ihre Bestleistung steht bei 6,66 Meter, da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn das keine Basis wäre für eine erfolgreiche Karriere, scheint sich auch Coach Schroeder zu denken. "Die Nominierung für Barcelona ist wichtig, um internationale Erfahrung zu sammeln für die kommende Saison mit Hallen-EM und Freiluft-WM", sagte er.

Dann am liebsten mit Freund Helge, auf den Käther nun erst einmal für ein paar Tage verzichten muss. Nach der Europameisterschaft aber will sich das Leichtathletik-Traumpaar endlich eine gemeinsame Wohnung suchen: Drei Zimmer und möglichst nah am Hamburger Trainingsort Jahnkampfbahn.