Die Großhansdorfer Sprinterin siegt über 100 und 200 Meter

Großhansdorf. Bis vor ein paar Tagen hatte Katja Berend noch nicht einmal ein Haus in ihrer neuen Heimat, zumindest dieser Punkt ist jetzt abgehakt auf ihrer Checkliste vor dem Umzug nach Schweden. Am 2. August geht es los, für sechs Jahre will die Stormarner Vorzeige-Leichtathletin in Stockholm leben, wo ihr Mann Matthias Jakob-Berend Leiter einer Grundschule wird.

Gerade hat Berend mit dem Kistenpacken begonnen, und zwei ganz besondere Andenken wird sie mit größter Sorgfalt verstauen. Die beiden Goldmedaillen, gerade gewonnen bei den deutschen Seniorenmeisterschaften in Kaiserslautern, haben für die 48-Jährige einen größeren Wert als viele andere Stücke ihrer umfangreichen Trophäensammlung.

"Ich glaube, dass nicht einmal meine Familie ermessen kann, was es in diesem Jahr bedeutet hat, diese Rennen zu gewinnen", sagte Berend. Einen Trainingsplan aufzustellen, machte für sie in dieser Saison keinen Sinn, sie hätte ihn eh nicht einhalten können zwischen ihren Pflichten als Mutter, Lehrerin und nun auch als Umzugsmanagerin: "Ich hätte selbst nicht damit gerechnet, dass ich es wieder schaffen kann."

In Kaiserslautern trat sie trotz Oberschenkelproblemen an, verzichtete deshalb vorsichtshalber auf einen Start über 400 Meter. Dass die Sprinterin vom SV Großhansdorf bei ihren Siegen in der Altersklasse W 45 über 100 Meter (12,96 Sekunden) und 200 Meter (27,23 Sek.) an die Zeiten aus dem vergangenen Jahr nicht herankam, lag vor allem am kräftigen Gegenwind auf der Laufbahn.

Spät erst nach den norddeutschen Meisterschaften hatte Berend sich für einen Start entschieden, Konkurrentinnen buchten für sie ein Zimmer, organisierten eine Mitfahrgelegenheit, um sie zu entlasten. Es ist auch die Gemeinschaft mit den anderen Sportlerinnen, die Stormarns Senioren-Weltrekordlerin im Staffellauf im kommenden Jahr wahrscheinlich wieder zu den deutschen Meisterschaften treiben wird. "Es ist geplant", sagte Berend, "aber ich muss mich in Schweden erst einmal sortieren, schauen, wie ich dort trainieren kann." Bevor es nach Stockholm geht, wird sie in anderthalb Wochen in Frankreich nahe Metz im Deutschlandtrikot starten, sie ist nominiert worden für einen Ländervergleichskampf, am Tag nach ihrer Verabschiedung in der Schule. Eine solche Einladung ist eine Ehre, man schlägt sie nicht so einfach aus.

Mit optimalem Training wäre Berend wohl noch schneller gelaufen in Kaiserslautern, wo sie als zweitälteste ihrer Klasse aber auch so die jüngeren Gegnerinnen distanzierte. "Vor allem über 200 Meter ist mehr drin", sagte sie, mehr als ein kleiner Wermutstropfen blieb diese Erkenntnis aber nicht.

So ähnlich ging es Ulrike Gille, der für kraftvolle Würfe bekannten Athletin im Trikot des Ahrensburger TSV. Für sie wäre unter optimalen Umständen wohl auch der Titel möglich gewesen im Diskuswurf der Klasse W 45. 32,48 Meter bedeuteten schließlich Bronze in ihrem ersten Wettkampf dieser Saison. "Unter diesen Vorzeichen war das ein Erfolg", sagte sie. Achillessehnenprobleme machen ihr seit Monaten zu schaffen, beim Werfen geht es noch, ein paar Stunden später kommen dann aber die Schmerzen. Aufzuhören kommt für die Athletin aber nicht infrage.

Während Berend alles für Schweden vorbereitet, plant Gille für Ungarn. Bei den Europameisterschaften vom 15. bis 24. Juli in Nyiregyhaza will sie wieder am Start sein.