Die 19-Jährige von der LG Reinbek-Ohe hat sich für die Mehrkampf-DM qualifiziert - und ihr Abi mit 1,2 bestanden

Reinbek. Das Abitur gerade in der Tasche, aber der Wechsel aus Lernen und Prüfungen setzt sich für Leonie Piehl noch eine Weile fort. Nun regiert der Sport das Leben der Großhansdorferin, den ersten Test hat sie bei den Landesmeisterschaften im Mehrkampf mit Erfolg absolviert: Silbermedaille, Qualifikation geschafft. Harte Trainingswochen stehen jetzt bevor bis zu Deutschlands Titelkämpfen der Leichtathletik-Jugend Ende August im Erika-Fisch-Stadion zu Hannover. Piehl will dann wieder den größtmöglichen Erfolg, was für sie wahrscheinlich keine Medaille bedeuten wird, aber womöglich eine neue persönliche Bestleistung im Siebenkampf.

300 Punkte mehr als jetzt gerade beim Heimwettkampf im Paul-Luckow-Stadion ihres Vereins LG Reinbek-Ohe wären der Athletin wohl noch zuzutrauen, sagte Trainer Patrick Wienecke. Auf nationaler Ebene könnte im U-20-Klassement damit durchaus eine Top-Ten-Platzierung herausspringen. Piehl wird dann fitter sein als im Moment, mitten in den Feierwochen nach der Reifeprüfung. Erst die Abifahrt nach Dänemark, danach eine Reise nach Barcelona, da blieb für das Training nur wenig Zeit. "Vor allem schnelligkeitsmäßig habe ich das gemerkt", sagte Piehl, "deshalb habe ich auch keinen so hohen Maßstab angelegt für den Wettkampf." Neben Silber im Sieben- (4478 Punkte) kam trotzdem noch Gold im Vierkampf (2786 Punkte) dabei heraus.

In der Schule schnitt die 19-Jährige in allen Disziplinen sehr gut ab. Die Prüfungen in Mathematik, Englisch, Geschichte und Physik liefen so glatt, dass am Ende eine Gesamtnote von 1,2 herauskam. Beim Sport wünscht sich Piehl zuweilen, man möge den einen oder anderen Wettbewerb aus dem Siebenkampf streichen, länger schon hakt es zum Beispiel im Speerwurf. So kommt es dann, dass eine erfolgreiche Athletin wie Piehl den Satz sagt, sie habe "im Moment einen kleinen Tiefpunkt". Der Speer landete schon nach 26,17 Metern, "ich bin da inzwischen schon zu verkrampft". Coach Wienecke befeuert indes die Zuversicht, dass bis zu den deutschen Meisterschaften alles viel besser wird. Und ohnehin sind die ungeliebten Wurfdisziplinen ja nicht alles. Besonders im Hochsprung glänzte Piehl und ließ ihre Konkurrentinnen mit 1,68 Meter weit hinter sich.

Eine Landesmeisterschaft im heimischen Stadion, sagte Piehl, sei "ganz angenehm, dann muss man nicht so weit fahren und kennt die Anlage". Auch die Verantwortlichen fanden Gefallen an den Titelkämpfen, die zugleich als Kreismeisterschaft gewertet wurden. "Es ist sicher eine gute Sache, so einen großen Wettbewerb zu haben", sagte Wienecke und stellte die Veranstaltung als Stormarner Gemeinschaftsprojekt heraus. Bei der Organisation habe neben dem Kreisvorsitzenden Manfred Hamann auch der Ahrensburger TSV mit seinem in Mehrkampfsachen überaus erfahrenen Personal wertvolle Hilfe geleitet. "Vielleicht wird es für die Zukunft eine dauerhafte Einrichtung, dass wir diese Meisterschaft ausrichten", sagte Wienecke.

Auf Schrecksekunden wie bei der Premiere könnte er in Zukunft sicher gern verzichten. Mancher befürchtete schon Schlimmes, als am ersten der beiden Tage Malina Reichert (SC Poppenbüttel) beim Hochsprung mit dem Hals auf die Latte prallte. Ein Rettungshubschrauber im Stadion, die Athletin wurde später ins Krankenhaus gefahren. Nach Angaben der Verantwortlichen gab es dann schnell Entwarnung.

Neben Piehls Vierkampferfolg holten die Senioren drei Landestitel nach Stormarn. Stefan Lück (SV Großhansdorf; M 40; 3635 Punkte), Jens Hoffmann (TSV Glinde; M 45; 3034 Punkte) und Peter Kilch (TSV Glinde; M 60; 4389 Punkte) holten jeweils Gold im Achtkampf. Janine Steffen vom Oststeinbeker SV wurde im Vier- (1951 Punkte) und Siebenkampf (3381 Punkte) jeweils Zweite der Schülerinnen W 15, Svea Böge (LG Reinbek-Ohe; W 14) mit 3287 Punkten Siebenkampf-Dritte. Kenneth Gadow (VfL Oldesloe; M 14) kam im Vierkampf auf Rang drei (1831 Punkte).

Zwar sahen sich die Organisatoren mit 100 Teilnehmern ohnehin an der Kapazitätsgrenze, als Wermutstropfen blieb dennoch die schwache Beteiligung in der Königsdisziplin. Lediglich fünf Männer traten zum Zehnkampf an, nur zwei von ihnen hielten bis zum Ende durch. Einziger Stormarner Starter war Sascha Riebeling vom Ahrensburger TSV, doch deutlich in Führung liegend musste er mit einer Oberschenkelverletzung aufgeben. Und auch im männlichen Nachwuchsbereich war das Interesse an der Veranstaltung überschaubar. Wienecke: "Da gibt es in Schleswig-Holstein leider ein riesiges Loch."

Die LG Reinbek-Ohe muss demnächst ohne Leonie Piehl auskommen, nach dem Abitur zieht es sie ins Ausland. In Chiang Mai im Norden Thailands will sie von Oktober an ein halbes Jahr lang einen Freiwilligendienst leisten, Kindern Englischunterricht geben. "Das wird eine spannende Zeit, aber leider ohne Leichtathletik", sagte sie. Ein Grund mehr, es in acht Wochen bei den deutschen Meisterschaften noch einmal krachen zu lassen.