Stefanie Prothmann vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde und ihr elfjähriger Wallach gewinnen erstmals den Kreismeistertitel im Vielseitigkeitsreiten.

Wesenberg. Weite Galoppsprünge treiben Ross und Reiter unaufhaltsam auf das nächste Hindernis zu. Der Birkenoxer erscheint von Sekunde zu Sekunde größer und bedrohlicher, der Wassergraben von Sprung zu Sprung breiter und tiefer. Ein starkes Nervenkostüm ist gefragt, wenn bei der Vielseitigkeitsprüfung der Geländeritt ansteht. "Die Hindernisse sind zwar auf dem Niveau eines Klasse-A-Springens, aber ihre Einbindung in die Natur lassen sie mächtiger und gewaltiger erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind", sagte Angelique Martens vom RFV Zarpen. Und an diese optische Täuschung müsse man die Pferde im Training behutsam heranführen, aber auch so mancher Reiter müsse lernen, seine eigenen Ängste zu überwinden.

Stefanie Prothmann vom RV Ahrensburg-Ahrensfelde und ihr elfjähriger Wallach Caruso ließen sich nicht wirklich beeindrucken. Nach dem zweiten Platz im vergangenen Jahr gelang der 33-Jährigen bei den Kreismeisterschaften der Vielseitigkeitsreiter auf Hof Springbek der große Coup: Platz eins mit 30 Punkten vor Nike Denker (RFV Zarpen, 33,80 Punkte) auf Leonardo gefolgt von Franziska Wulfsberg (RV Floggensee, 36,00) mit Down town auf Rang drei.

Seit sieben Jahren sind Stefanie Prothmann und ihr Wallach ein eingeschworenes Team. "Zwischen uns herrscht ein großes Vertrauensverhältnis. Und was besonders wichtig ist: wir wollen Spaß zusammen haben", sagte die Angestellte eines Bad Oldesloer Brandschutzunternehmens. Seit knapp drei Jahren startet sie für den RV Ahrensburg-Ahrensfelde.

Früh aufstehen war angesagt, denn gleich morgens um 8 Uhr hieß es für die Teilnehmer: antreten zur Dressur. "Nach dem ersten Wettbewerb lagen Caruso und ich auf Platz drei", so Prothmann. Die kombinierte Wertung nach dem Springen führte die beiden bereits auf Platz zwei. "Einen Springfehler hätte ich mir im Gelände nicht erlauben dürfen, denn dann hätte es auch diesmal wieder nicht gereicht", sagte Prothmann sichtlich erleichtert nach dem Geländeritt. 18 Hindernisse mussten auf dem 2400 Meter langen Geländeabschnitt von Pferd und Reiter bewältigt werden. Eine Geschwindigkeit des Pferdes von 500 Metern pro Minute wurde vorausgesetzt, daraus eine Sollzeit von 4:48 Minuten errechnet. Wer länger als 9:36 Minuten benötigte, wurde ausgeschlossen.

Der Bau der Hindernisse ist auf Hof Springbek noch Chefsache: Eigentümer Christian Denker legt persönlich Hand an, sobald ein neuer Trakehnergraben oder eine Rennbahnbürste vonnöten ist. Vielseitigkeitsrichter Reinhardt Korthaus machte sich vor dem ersten Start persönlich ein Bild von Strecke und Hindernissen.

Zum dritten Mal richtete der RFV Zarpen eine Vielseitigkeitsprüfung aus, zum zweiten Mal wurde dabei auch der Kreismeister ermittelt. "Vielseitigkeitsprüfungen scheinen immer mehr in Mode zu kommen", sagte Jürgen Nielsen, Ehrenvorsitzender des Vereins. "Bei unserer ersten Vielseitigkeitsprüfung vor drei Jahren waren 24 Teilnehmer am Start, vergangenes Jahr schon 50, diesmal immerhin 65", sagte Nielsen. Der Reinfelder stand dem Verein mehr als 22 Jahre lang vor, entschied sich vor zwei Jahren, die Zügel in jüngere Hände zu geben.

Rund 30 Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf, die Sanitätskräfte hatten wie schon in den Vorjahren wenig zu tun, die wenigen Stürze gingen alle glimpflich aus. Viele Zuschauer nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang rund um den Parcours, verweilten einen Augenblick an den Hindernissen, um aus nächster Nähe das Geschehen zu verfolgen.

"Es gibt mehr als 30 Reitvereine in Stormarn, der RFV Zarpen ist meines Wissens der einzige, der jedes Jahr den Aufwand auf sich nimmt und ein oder zwei größere Turniere ausrichtet", sagte Nielsen, und darauf sei er auch ein wenig stolz.