372 Kinder und Jugendliche starteten beim 17. Schülerwettbewerb. Einige von ihnen sind in vier Wochen bei den deutschen Meisterschaften.

Bargteheide. Sie nennen ihn die "süddeutsche Kartoffel", aber im Ziel hat Jonas Schott erst einmal Lust auf süße Kost. Neben ihm steht schon der "norddeutsche Spargel", als der 15-Jährige am Verpflegungsstand für die Athleten nach dem Becher mit Schokoladenpudding und Sahne greift. Jonas und sein Kumpel Max Stüfen haben gerade einen mit viel Spannung gewürzten Gang zum sportlichen Menü beigesteuert, das der TSV Bargteheide mit seinem 17. Schülertriathlon serviert. Aber noch ist ja nicht Schluss im Sportzentrum, auf der Tribüne ist das Publikum noch immer hungrig.

Jonas ist in Bayern zur Welt gekommen, und obwohl seine Familie wenig später in den Norden zog, hängt ihm die Geschichte noch immer nach. "Irgendwann beim Training kam es dann, dass Max mir den Spitznamen gegeben hat. Wegen meine Herkunft und weil ihn meine Form wohl an eine Kartoffel erinnert", sagt Jonas. Als Revanche taufte er den schlaksigen Max einen "Spargel". Moderator Josef Dankelmann, zugleich Vereins- und Landestrainer der Jungs, nimmt den Scherz gern auf, und so kann er nun sagen: "Die Kartoffel gewinnt, der Spargel kommt auf Platz zwei."

So ist es fast immer, wenn beide in einem Rennen gegeneinander antreten, Jonas profitiert von seinen Stärken beim Schwimmen und Radfahren. "Das hat gut geklappt heute, und beim Laufen bin ich nicht eingebrochen", sagt er. In der letzten der drei Disziplinen des Triathlons ist Max der Stärkere der beiden Bargteheider. Aber der Rückstand ist zu groß, so liegen am Ende dann doch 45 Sekunden zwischen den Teenagern, die im Klassement der B-Jugend das Maß aller Dinge sind.

Das Sprintrennen hat beide gefordert, aber andere, die früher am Tag auf die Strecke gegangen waren, sind längst wieder fit. Der Landessportverband ist mit seinem Spielmobil vor Ort, an der Kletterwand und auf der Hüpfburg toben sich vor allem viele Kinder aus. Der Schülertriathlon soll Unterhaltung bieten für die ganze Familie. Für viele junge Sportler ist es der erste Wettkampf überhaupt, es geht dabei auch um Punkte für die eigene Schule im großen Mannschaftswettbewerb. Freunde und Verwandte sind als Zuschauer dabei, und die meisten bleiben auch jetzt noch, zum Kräftemessen der Jugendlichen, zum letzten von 14 Rennen.

Angerichtet ist ein Teamwettbewerb, ein Staffelrennen mit sechs Duos, jeweils ein Mädchen und ein Junge. In Schleswig-Holstein hat es ein solches Format nie zuvor gegeben. Erst das Schwimmen im Freibad, beinahe gleichzeitig steigen die Mädchen danach auf ihre Rennräder. Eine Trommelgruppe der Anne-Frank-Schule gibt den Athletinnen den Rhythmus vor, und sogar manch Kampfrichter wippt im Takt mit den Beinen.

Stina Mick geht in Führung, dann überholt ihre Bargteheider Klubkameradin Victoria Bueschler und übergibt an Partner Florian Plambeck. Als der gut eine Viertelstunde später zurückkehrt, hat sich Victoria schon gut erholt. Zusammen laufen die beiden 17-Jährigen die letzten 300 Meter bis ins Ziel, das Publikum applaudiert, Präsente von Sponsoren werden gereicht. Florian bläst in eine Mini-Vuvuzela, von der Tribüne aus trötet es fröhlich zurück.

Nur kurz ist die Stimmung gedämpft an diesem Nachmittag, als die Nachricht vom Sturz einer Athletin kommt. Die Bargteheiderin Jella Valett ist Opfer des Gedränges geworden und am Wendepunkt der Radstrecke über den Lenker gegangen. Die Fahrt ins Krankenhaus zur näheren Untersuchung aber ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, wenig später gibt Dankelmann Entwarnung: "Außer ein paar Schürfwunden nichts passiert." Am Sonntag, wenn in Eutin der nächste Wettkampf ist, will Jella schon wieder starten.

Das Teamrennen hat nicht nur den Zuschauern geschmeckt. Auch die Athleten sind zufrieden, das kann Florian Plambeck nach einer Erholungspause inzwischen formulieren. Die Distanz, 200 Meter Schwimmen, fünf Kilometer Radfahren, 1000 Meter Laufen, ist ungewohnt kurz, "man muss in jeder Sekunde Vollgas geben", sagt er. "Es macht einfach Spaß, nicht nur für sich, sondern auch für einen anderen zu kämpfen." Partnerin Victoria stimmt zu: "Triathlon ist eben doch nicht nur eine Einzelsportart. Wir trainieren in der Mannschaft, und dann wollen wir gern auch im Rennen zusammen antreten."

Dankelmann räumt dem Wettkampfformat, dann mit vier statt zwei Athleten pro Mannschaft, großes Potenzial ein, bis hin zu den Olympischen Spielen. Die Probe in Bargteheide jedenfalls ist geglückt, und überhaupt: Schleswig-Holsteins größter Schülertriathlon ist wieder ein Erfolg, das steht schon vor der Siegerehrung fest. 140 Helfer sorgen dafür, dass alles reibungslos klappt, 372 Teilnehmer profitieren von der liebevollen Organisation.

Der ganz große Saisonhöhepunkt kommt aber erst noch, das gilt zumindest für die sieben erfolgreichsten Talente aus Stormarn. In vier Wochen fahren sie nach Grimma (Sachsen) zu den deutschen Jugendmeisterschaften, "das ist es, worauf wir die ganze Saison hinarbeiten", sagt Florian. Für Jonas Schott wird es eine Premiere. "Ein Top-50-Platz, dann bin ich zufrieden", sagt er und löffelt weiter seinen Schokopudding, das Dessert eines Triathlon-Menüs vom Feinsten.