Im Topspiel der Fußball-Bezirksliga gewann der Barsbütteler SV vor 400 begeisterten Zuschauern mit 4:3 gegen Voran Ohe.

Barsbüttel. Saihidu Iddrisu stand nur noch in Unterhose da, seine Arbeitskleidung war im wilden Jubel mit den Mannschaftskameraden irgendwie verloren gegangen. Aber dass der stämmige Innenverteidiger des Barsbütteler SV seine Muskeln zeigte, war ja nur der Anfang einer langen Nacht der Freude. Trainer Oliver Zapel persönlich hatte den Befehl zur Party erteilt: "Heute müssen wir alles rauslassen." Das denkwürdige 4:3 (1:2) gegen den FC Voran Ohe war da gerade ein paar Minuten alt. Die Fans schmetterten noch immer den alten Fußballschlager "Oh, wie ist das schön", und schon war klar, dass diese Partie einen Platz ganz vorn in den Geschichtsbüchern beider Vereine sicher haben wird.

Ein "Duell der Giganten" hatte mancher das Stormarnderby genannt, und so man in der Bezirksliga von Giganten sprechen kann, stimmte das ja auch: Erster gegen Dritter, ein Punkt Differenz, bester Sturm gegen beste Abwehr. 400 Zuschauer kamen zum Treffen der Titelkandidaten, sie wurden Zeugen einer Sternstunde des Amateurfußballs. Es war ein berauschendes Spiel, das die Euphorie in Barsbüttel auf einen neuen Höhepunkt trieb und in Ohe einen schweren Kater hinterließ.

"Beide Mannschaften haben eine großartige Leistung und eine riesige Moral gezeigt", sagte Voran-Trainer Peter Martens nach 90 dramatischen Minuten, die alle Erwartungen übertroffen hatten. Und Zapel: "Es sollte ein Spektakel werden, aber mit einem solchen Verlauf konnte man nicht rechnen." Zweimal kippte die Partie, und man muss von vorn erzählen, was einen norddeutschen Frühlingsabend zur magischen Nacht vom Soltausredder machte.

Ohe wirkte früh schon gezeichnet. Innenverteidiger Marcel Schmidt spielt nach einer Operation seit Wochen mit einer Gesichtsmaske, sein Nebenmann Bastian Schmidt bekam nach fünf Minuten wegen einer Platzwunde einen Kopfverband. Und die beiden Brüder patzten: Querpass von Bastian auf Marcel am eigenen Strafraum, ein kleiner Stockfehler - Benedict Kummerfeldt spritzte dazwischen und traf zum 1:0 (14. Minute). Es spielte nur Barsbüttel, und Gökhan Cihan hätte bei zwei großen Chancen früh für die Entscheidung sorgen können (20., 25.).

Der BSV war besser, aber Ohe effizienter. Frank Punert nutzte die erste Chance seiner Elf, ein Kopfballtreffer nach Freistoß von Nasser el Osman (30.). Und zwei Minuten später lag Voran plötzlich vorn. Langer Pass von el Osman, Maxim Gassmann schoss ins lange Eck. "Spitzenreiter, Spitzenreiter", skandierten die Gästefans zur Pause, als die TSV Reinbek beim Tabellenzweiten MSV Hamburg ein 1:1 hielt. Sven Theis hatte für die Stormarner getroffen, am Ende jedoch hieß es 1:6. "Erste Halbzeit eine glatte Eins, zweite Halbzeit eine glatte Sechs", resümierte später TSV-Coach Matthias Räck.

In Barsbüttel gingen beide Teams auf Augenhöhe in den zweiten Abschnitt, dann traf Punert wieder nach einem Freistoß zum 1:3 (64.). Der BSV wankte - und als Aydin Taneli fiel, gab es Elfmeter. Es begannen die entscheidenden Minuten, das 2:3 von Betim Haxhiajdini per Strafstoß (68.), zwei Minuten später die Gelb-Rote Karte gegen Ohes Marcel Schmidt und nach dem anschließenden Freistoß das 3:3 von Fatih Koc. Dann das Siegtor: Distanzschuss Kummerfeldt, Torwart Gorden Wilkens ließ den Ball nach vorn abklatschen - genau zu Haxhiajdini, der gezielt ins Eck schoss (80.).

"Es ist bitter, dass wir in einem solchen Spiel so böse individuelle Fehler machen", sagte Martens. "Aber wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen." Vier Punkte liegt Ohe nun hinter dem BSV und dem MSV Hamburg, dem nächsten Gegner. Nach einer grandiosen Saison mit bislang nur zwei Niederlagen droht der dritte Platz, kein Titel, keine Aufstiegsrunde.

Barsbüttel hat alles selbst in der Hand. Sogar eine Niederlage kann sich die Mannschaft aus den drei verbleibenden Spielen erlauben, um als Zweiter zumindest in die Relegation zu kommen. "Aber wir sind angetreten, um Meister zu werden", sagte Zapel.

Trotz des Erfolgs deutet manches auf einen Abschied des Trainers hin. Der SV Eichede (Schleswig-Holstein-Liga) hat angefragt, "also so ziemlich das Attraktivste hier auf der Fußballlandkarte", so Zapel. "Beim BSV gibt es teamintern ein paar Dinge, die nicht zu meiner Philosophie passen. Eichede ist ein hervorragender Verein mit Perspektive und Potenzial." Die Steinburger wollen sich bei der Trainersuche nicht in die Karten schauen lassen. Dass sich ihr Präsident Olaf Gehrken das Spitzenspiel ansah, war aber sicher kein Zufall.