Der Ahrensburger Georg Tür ist auch mit 74 Jahren noch fit genug, um bei den Super-Senioren des ATSV zwischen den Pfosten zu stehen.

Ahrensburg. Wenn Georg Tür nicht gerade in einer seiner vielen Funktionen unterwegs ist, entspannt er sich am liebsten im Garten. Ein paar Blumen züchtet er dort und vor allem Gemüse, Tomaten und Paprika gedeihen ganz vortrefflich in einem kleinen Treibhaus. Für gesunde Ernährung wäre also gesorgt, wenn am 22. April die Familie zu Besuch kommt, aber auf der Speisekarte wird dann eher Torte ganz oben stehen. Zu Papas 75. Geburtstag wollen die Töchter Andrea und Gaby backen, und Tür selbst wird einmal nicht an den Fußball denken. Ausnahmsweise.

An normalen Tagen dreht sich bei Tür schon lange fast alles um den Sport. Er ist Torwart und will noch eine Weile spielen, immer gegen Jüngere. In seiner Mannschaft, den Super-Senioren des Ahrensburger TSV, ist er längst der Älteste, mit Abstand. Einmal pro Woche Training, sonnabends und sonntags Punktspiele, Türs Ehrgeiz ist groß. "Wenn ich auf den Platz gehe, will ich gewinnen", sagt er, "auch heute noch." Auf die Tabelle schaut er daher nur noch selten. Der ATSV ist mit einigem Abstand Letzter.

Tür sagt von sich selbst, er sei ein Fußballverrückter, vernarrt in einen für ihn lange verbotenen Sport. Seine Eltern mochten das einst als "Fußlümmelei" verschriene Spiel nicht. "Ich durfte mich keinem Verein anschließen", sagt der Ahrensburger. Es blieb bei ein paar Einsätzen in der Schul- und Betriebssportmannschaft, bis Tür mit 26 doch noch seine Karriere startete. Mit dem FC Ahrensburg schaffte er den Aufstieg in die Kreisliga, und später, schon mit den Senioren des ATSV, holte er in zehn Jahren neun Meistertitel.

Mit 75 noch zu spielen, ist eher ungewöhnlich, Tür weiß das. "Aber ich will weitermachen", sagt er, "solange die Gesundheit es erlaubt und solange ich gut genug bin. Die Mitspieler sollen mich nicht irgendwann nur noch mit durchschleppen." Am Einsatz jedenfalls mangelt es nicht, den Hechtsprung beherrscht der Torwart nach wie vor. Er zeige ihn nicht mehr so oft wie früher, "aber wenn es erforderlich ist, kommt das schon vor".

Tür, geboren in Pridvorje im damaligen Jugoslawien, gleich nach dem Zweiten Weltkrieg nach Ahrensburg gekommen, gelernter Schiffbauer und Maschinenbautechniker, hat für den Torwartnachwuchs in der eigenen Familie längst gesorgt. Sein einziger Enkel Fabian, 16, steht für die B-Junioren des SSC Hagen zwischen den Pfosten. Opa ist bei fast jeder Partie dabei, soweit es seine Zeit erlaubt. Als Ruheständler hat er viel zu tun, ist beim Sparklub Blühauf der Chef und beim FC Ahrensburg seit zwei Jahren Zweiter Vorsitzender.

In seiner Zeit als Funktionär im Amateurfußball habe er viel gelernt, sagt Tür, es waren auch unangenehme Erfahrungen dabei. Als Abteilungsleiter des ATSV trat er 2008 zurück, sieben erfolgreiche Jahre endeten in einem handfesten Streit mit dem Vorstand des Gesamtvereins. Tür, das merkt man ihm an, leidet noch heute darunter, fühlt sich zu Unrecht aus dem Amt gedrängt. Er sagt, ihm sei in seiner Zeit als Spartenchef vor allem der Unterbau der Ligamannschaft wichtig gewesen, die Jugendarbeit. Dass der Klub in diesem Bereich lange schlecht aufgestellt gewesen sei, werde auch im Seniorenbereich schon spürbar. Tür: "Uns fehlen die Leute, die nachrücken."

Beim FC Ahrensburg noch einmal eine Jugendabteilung aufzubauen, wäre ein Ziel für Tür. "Aber es wird schwer", sagt er. Erfolgreicher läuft das Bemühen um die Integration. Vergangenes Jahr gewann der Verein den Integrationscup von Stormarn, weil Spieler außergewöhnlich vieler unterschiedlicher Nationen für den FCA kicken.

Ein Ständchen werden sie ihm schon bringen beim FC Ahrensburg zum 75., eine Geburtstagsparty wird es nicht geben. "Nur die Familie, vielleicht die Nachbarn", sagt Tür, "ich habe den 70. ja schon groß gefeiert." Was er sich wünscht? "Gesundheit", sagt Tür, "und dass ich sportlich weiter aktiv sein kann." 960 Spiele hat er für den ATSV bisher bestritten, jeder Einsatz ist fein säuberlich dokumentiert. Die 1000 will der Fußball-Oldie noch voll machen.