Der Reinbeker Thomas Clauß und die Großhansdorferin Dietlinde Schosnig siegen bei Travelauf im Halbmarathon.

Bad Oldesloe. Im Gartenteich von Thomas Clauß schwimmen japanische Zierkarpfen, der Mann hat ein Faible für Fische. Mehr ist für den Moment nicht übrig geblieben vom zeitaufwändigen Zweithobby des Reinbekers, die Aquarien in seiner Wohnung hat er erst einmal abgebaut. Clauß läuft lieber, weit und schnell, er arbeitet hart für seine Erfolge wie nun gerade den Gewinn des Kreismeistertitels im Halbmarathon (1:20,18 Stunden). Nach Schichtende schlüpft der Elektroinstallateur in seine Turnschuhe, auch am Wochenende ist er unterwegs. "In diesem Jahr habe ich noch an keinem Tag mit dem Training ausgesetzt", sagt er. Sogar zu Neujahr war Clauß schon in Sachen Sport unterwegs.

Der 43-Jährige engagiert sich auch als Funktionär, ist als Sportwart des Kreis-Leichtathletik-Verbands seit ein paar Jahren unter anderem für die Wettkampfplanung zuständig. Clauß war es also, der auch den Termin für den 34. Travelauf des Spiridon-Clubs Bad Oldesloe genehmigte, der bei idealen Bedingungen zum Festival der Rekorde wurde.

Titelverteidiger Andreas Vetter, überlegener Gesamtsieger über 21,1 Kilometer, wegen seines Wechsels vom Spiridon-Club zum Hamburger Laufladen aber nicht mehr in der Kreismeisterschaftswertung berücksichtigt, war zweieinhalb Minuten schneller als im Vorjahr, das ist schon eine kleine Welt. Nach 1:13,13 Stunden kam er lange vor allen anderen ins Ziel. "Ich bin sehr zufrieden", sagte der aus Sachsen stammende 28-Jährige. Seine Ziele sind nicht eben bescheiden, demnächst beim Hannover-Marathon peilt er eine Zeit von 2:37 Stunden an. "Und dann werde ich mal schauen, was bei den deutschen Meisterschaften in München so möglich ist", sagt er.

Mitglied im Spiridon-Club ist Vetter nach wie vor, kümmert sich dort als Jugendwart um die Nachwuchsarbeit. Sein Startrecht zum Hamburger Laufladen zu transferieren, sei eine Entscheidung im Sinne der eigenen Karriere gewesen. "Das Konzept dort ist ganz auf Leistungssport ausgerichtet, ich trainiere in einer Gruppe mit starken Leuten", sagt der Fitnesstrainer.

Eine Bestzeit glückte auch Dietlinde Schosnig, die mit 51 Jahren erneut Kreismeisterin wurde und über ihre Leistungskurve selbst am meisten staunt. In 1:30,06 Stunden war sie zwei Minuten schneller als bei ihrem bis dahin besten Halbmarathon vor zwei Jahren. "Damals habe ich schon gesagt, dass ich wahrscheinlich nie mehr an diese Zeit herankommen werde", sagt sie. "In den Tagen vor dem Rennen habe ich mich katastrophal gefühlt, wollte schon absagen. Als ich dann auf den letzten Kilometern gemerkt habe, dass die Kraft doch reicht, war das einfach motivierend." Schosnig, Krankenschwester aus Großhansdorf, hatte vergangenes Jahr den Ironman auf Hawaii bewältigt und will auch in dieser Saison wieder im Triathlon an den Start gehen.

In den nicht als Kreismeisterschaft ausgetragenen Zehn-Kilometer-Rennen des Travelaufs setzten sich die Vorjahressieger erneut durch. Anna Prieske, zu Jahresbeginn vom Spiridon-Club zum LAV Tübingen gewechselt, verbesserte ihre Zeit aus dem Vorjahr auf 38:21 Minuten, Patrick Raabe (TSV Bargteheide) steigerte sich auf 32:45 Minuten. Damit blieb er diesmal deutlich vor dem Zweitplatzierten Klaas Franzen aus Reinfeld.

Die Organisatoren zogen zufrieden Bilanz, vor allem weil sich der Meilenlauf der Schüler und Jugendlichen steigender Beliebtheit erfreut. 172 Talente gingen an den Start, insgesamt kamen 401 Athleten in die Kreisstadt. Im August beim Stadtlauf richtet der Verein erneut Kreismeisterschaften aus, über zehn Kilometer, eine der Lieblingsstrecken von Thomas Clauß. Der neue Kreismeister im Halbmarathon wird den Wettkampf aber verpassen, nicht weil er sich um seine Fische kümmern müsste, sondern weil er auf Reisen geht. Einen trainingsfreien Tag wird er sich aber auch unterwegs kaum gönnen.