Stormarns Schleswig-Holstein-Liga-Fußballer gewinnen giftiges Nachbarschaftsduell glücklich mit 3:2. Schiedsrichter erntete Kritik.

Steinburg. Auch Helden müssen zum Auslaufen, auf diese paar Runden im lockeren Trab um den Sportplatz, deshalb fasste sich Nico Fischer kurz. Gar nichts habe er gedacht in diesem entscheidenden Moment, als er auf der linken Seite in den Strafraum eindrang, und diese Leere im Kopf scheint recht gut geholfen zu haben. Halbhoch schlug der Ball ein, es war der 3:2 (1:0)-Siegtreffer für den SV Eichede gegen Fischers ehemalige Mannschaft, den VfB Lübeck II. Viele hatten den Matchwinner eher auf der anderen Seite erwartet, wo Marcello Meyer erstmals gegen seinen Ex-Klub Eichede auflief, aber der Fußball schrieb lieber wieder eine dieser Geschichten mit überraschender Wendung.

Ohnehin war es ein Nachmittag mit gelungener Dramaturgie in einem Spiel, das von der Spannung lebte, nicht von der Klasse. Dass die Steinburger am Ende die Patzer der besser platzierten ETSV Weiche Flensburg (1:1 bei der Husumer SV) und NTSV Strand 08 (0:2 beim Heikendorfer SV) nutzten, brachte ihnen die Rückkehr auf den fünften Tabellenplatz der Schleswig-Holstein-Liga und wieder recht gute Aussichten im Kampf um den Regionalligaaufstieg. Um an der Relegation teilnehmen zu dürfen, würde womöglich ja Rang drei reichen.

Als Trainer Hans-Friedrich Brunner ein paar Minuten nach dem Schlusspfiff versuchte, die Ereignisse des ersten Spiels seines Teams seit der Winterpause zu sortieren, war ihm anzumerken, dass die 90 Minuten an den Nerven gezerrt hatten. In der Schlussphase hatte sich der Eutiner sogar freiwillig auf die Tribüne hinter dem Lübecker Tor zurückgezogen, um weitere Redeschlachten mit dem Gegner und Schiedsrichter Markus Meyer (VfL Schuby) zu vermeiden.

Der Unparteiische hatte sich entschieden, eine Hauptrolle zu spielen, Applaus bekam er dafür nicht. Mit seiner ersten wichtigen Entscheidung, einem Elfmeterpfiff nach Foul von Lennard Koth an Fischer, lag er noch richtig (2. Minute). Den Treffer von André Kossowski zum vermeintlichen 2:0 nicht anzuerkennen (39.) und Torge Maltzahn wegen angeblichen Zeitspiels bei der Auswechslung die Gelb-Rote Karte zu zeigen (66.) war dann mindestens streitbar. Dass Meyer am Schluss noch Lübecks Dennis Sauer vom Platz stellte, obwohl André Kalbau das geahndete Foul begangen hatte, löste auf der Tribüne Gelächter aus.

Doch nicht nur der Schiedsrichter machte Fehler, auch der SVE musste sich manch Unzulänglichkeit ankreiden lassen. Viel zu viele gute Gelegenheiten ließ die Mannschaft ungenutzt, vor allem weil Maltzahn Zielstrebigkeit und Schussgenauigkeit fehlten. Trotzdem führte Eichede nach zwei Treffern von Philipp Baasch (2./Foulelfmeter, 56.) mit 2:0, um den schönen Vorsprung dann aus der Hand zu geben. Koth verkürzte per Kopf (60.), nachdem kurz zuvor der ehemalige Bargteheider Sören Warnick ebenfalls nach Eckstößen nur knapp gescheitert war. Ugur Dagli glich nach einem kapitalen Fehler von Torwart Markus Venz sogar aus (75.). Zwei Minuten später traf Fischer.

"Wir können mehr, als wir heute gezeigt haben", sagte Brunner, "aber die Mannschaft hatte den unbedingten Willen. Deshalb bin ich zufrieden." Maltzahn wollte er wegen des Platzverweises keinen Vorwurf machen, mit Venz aber noch über dessen Aussetzer sprechen. Der erfahrene Torwart hatte sich den Stammplatz erst in der Winterpause zurückerkämpft. Brunner: "Im ersten Spiel nach so langer Zeit muss man ihn auch in Schutz nehmen, der Druck war für ihn sehr groß." Außenverteidiger Fischer, für den es das erste Saisontor war, erhielt gar ein Sonderlob. "Das war überragend", sagte Brunner.

SV Eichede: Venz - Fischer, Zimmermann, Jacob Rienhoff, Sebastian Meyer - Maltzahn, Sönke Meyer (90. Grobler), Rave, Wagner - Baasch (66. Bork), Kossowski (77. Kolodzick).