Oldesloes Voltigierer freuen sich besonders über die Wahl zur Mannschaft des Jahres: Ihre EM-Trophäe ist kürzlich bei einem Feuer zerstört worden.

Bad Oldesloe. Vom Casino der Reithalle am Rümpeler Weg ist nur Schutt und Asche übrig, und irgendwo in dem ganzen Chaos wird wahrscheinlich ein Metallklumpen liegen, der einmal Symbol war für den größten Erfolg in der Geschichte des RVV Bad Oldesloe. Genau weiß man es nicht, sicher ist nur: Die Trophäe von den Junioren-Europameisterschaften existiert nicht mehr, nachdem vor einer Woche ein Feuer große Zerstörung angerichtet hatte. Auf den Henner-Berg-Gedächtnispokal wollen die Voltigierer aus der Kreisstadt nun besser aufpassen. "Er bekommt einen Ehrenplatz in einer Vitrine", sagte Trainer Hendrik Brühl bei der Ehrung der Stormarner Sportler des Jahres.

Nicht Brühl, auch nicht seine als beste Mannschaft ausgezeichneten Pferdeakrobaten konnten ihre Rührung verbergen auf der feierlichen Gala in Bad Oldesloe. Der Kreissportverband (KSV) zeichnete außerdem den Bogenschützen Henrik Hornung und Triathletin Bettina Lange aus, beide bereits zum zweiten Mal.

"Jeder hier ist heute Abend ein Gewinner", sagte Moderator Manfred Thomsen, der nach dreieinhalb Jahrzehnten als Journalist die Stormarner Sportszene wie kaum ein anderer kennt. Auch Gastgeber Dr. Martin Lüdiger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Holstein, wies auf die großen Leistungen aller Nominierten hin. "Dazu gehört nicht nur Talent, sondern harte Arbeit", sagte er. Kreispräsidentin Christa Zeuke sagte mit Blick auf die illustre Zusammenkunft internationaler Titelträger, um die Zukunft des Sports in Stormarn müsse sich niemand sorgen. Aktionen wie die Sportlerwahl seien den Athleten ein "zusätzlicher Ansporn". Zeuke wertete die Erfolge aber auch als Verdienst der "guten Ausbilder", also der Trainer im Kreis.

Eine Größe der Stormarner Sportszene ist schon seit vielen Jahren Bettina Lange, die Sportlerin des Jahres 2011 und die erste, die es in zwei verschiedenen Disziplinen ganz nach oben geschafft hat. 1995 war sie nach elf Weltmeistertiteln und zwei Weltrekorden im Rettungsschwimmen geehrt worden, diesmal erhielt sie die Auszeichnung für ihre Siege bei den Welt- und Europameisterschaften der Triathlon-Senioren.

Es so weit bringen zu können, hatte die 42-Jährige aus Bargfeld-Stegen zu Beginn ihrer zweiten Karriere nicht erwartet. "Ich wollten das nur machen, um gesund zu bleiben", sagte sie. "Jetzt wieder Sportlerin des Jahres zu sein, ist für mich schon sehr besonders. Es in zwei Disziplinen geschafft zu haben, kann ja nicht jeder von sich behaupten."

Ganz knapp nur setzte sich Lange nach der Auszählung der von den Lesern der Stormarner Zeitungen und einer Fachjury abgegebenen Stimmen durch, "es war ein Zielfotoentscheid", sagte Moderator Thomsen. Im Duell der Generationen musste sich Valerie Riegraf, 13, diesmal noch mit Rang zwei begnügen. Das wohl größte Tennistalent im Kreis seit der mehrfach als Sportlerin des Jahres ausgezeichneten Julia Görges ist die Großenseerin trotzdem. Nun will sie in die Fußstapfen der Profispielerin aus Bad Oldesloe treten. Rang drei belegte Schwimmerin Kim Ribbe (FC Voran Ohe), Goldmedaillengewinnerin der Masters-EM.

Auch Henrik Hornung, 18, wohnt in Großensee, und zum zweiten Mal in Folge ist der Junioren-Europameister im Feldbogenschießen nun auch Sieger der Sportlerwahl. Jan Hauberg (SV Siek), trotz drei Nierentransplantationen Tischtennis-Landesmeister der Herren und dreifacher Champion der WM für Transplantierte, blieb da nur Silber. Der Fahrsport-Mannschaftsweltmeister Stephan Koch (RFV Trittau) wurde Dritter, in der kommenden Saison wird er nach dem Verkauf seiner Ponys umsatteln - vom Zwei- auf den Einspänner.

Knapp war auch die Entscheidung bei den Mannschaften: Rang drei für die Tennis-Herren 30 des THC Ahrensburg, Rang zwei für das Frauenfußballteam des TSV Zarpen. Die beste Figur machten dann in allen Belangen die Voltigierer, festlich gekleidet in Weiß und Schwarz. "Schade nur, dass das Pferd nicht mit auf die Bühne gekommen ist", sagte scherzhaft Inge Timm, als sie den nach ihrem 2003 verstorbenen Lebensgefährten benannten Henner-Berg-Gedächtnispokal überreichte. Berg hatte den Sport im Kreis in dreieinhalb Jahrzehnten als KSV-Vorsitzender entscheidend mitgeprägt.

Das siegreiche Voltigierteam steht nach dem Feuer auf seiner Anlage vor dem Problem, sich kurzfristig eine alternative Trainingsmöglichkeit suchen zu müssen. "Wir haben es schon einmal unter sehr schwierigen Bedingungen ganz nach oben geschafft", sagte Brühl, "aber in dieser Saison sehen wir uns nur als Außenseiter." Sollte es doch wieder anders kommen - für den Pokal wäre in der neuen Vitrine sicher noch ein Plätzchen frei.