Volleyballer haben ihren komfortablen Vorsprung nach 2:3 gegen Niendorfer TSV verspielt. Titelkampf wieder offen

Oststeinbek. Es ist still geworden in der Walter-Ruckert-Halle, dem einstigen Volleyball-Mekka in Hamburgs Osten. Wo früher wilde Trommler die Mannschaft zu zwei Aufstiegen in die Erste Bundesliga paukten, war die Tribüne nach dem Abstieg und dem freiwilligen Gang in die Drittklassigkeit nie mehr so voll besetzt wie zu Zeiten des Aufschwungs. Man könnte diesen Umstand beklagen, zumal die Mannschaft in dieser Saison als Tabellenführer der Regionalliga Nord von sich reden macht, aber im Moment kommen sie bei den Stormarnern eher kleinlaut daher.

"Wer so spielt, wie wir es heute getan haben, kann auch keine Unterstützung von außen erwarten", sagte Spielertrainer Björn Domroese. Das Stimmungsbarometer fällt nicht mehr nur auf den Zuschauerrängen, seit der OSV vollkommen unerwartet mit 2:3 (25:20, 23:25, 25:20, 22:25, 8:15) gegen den Niendorfer TSV verlor.

Die dritte Niederlage aus den vergangenen vier Spielen kostete Oststeinbek zwar noch nicht die Spitzenposition, weil der SV Warnemünde zugleich das Verfolgerduell gegen den VfL Pinneberg verlor. Nach Minuspunkten gerechnet ist der Vorsprung aber aufgebraucht, ein spannendes Saisonfinale deutet sich an. Nach der Hinrunde hatte noch alles nach einem Durchmarsch ausgesehen, ungeschlagen und mit sechs Zählern Abstand führten die Stormarner das Feld an.

Die Souveränität von damals scheint inzwischen einer tiefen Verunsicherung gewichen zu sein, daran konnte gegen Außenseiter Niendorf auch der gute Auftritt im ersten und dritten Satz nichts ändern. Zum Tiefpunkt des Tages wurde der Tiebreak, "das war nur noch desaströs", sagte Domroese. Ein früher 1:11-Rückstand beraubte die Mannschaft aller Chancen.

Plötzlich ist der OSV an einem Punkt angekommen, an dem die Worte der Verantwortlichen schon nach Durchhalteparolen klingen. "Wir haben es noch immer selbst in der Hand und müssen jetzt daran arbeiten, den Trend umzukehren", sagte Domroese. Wie genau das gelingen soll, wisse indes niemand so genau: "Da ist ein Stückweit Ratlosigkeit." Von der Selbstsicherheit der Hinrunde war im Duell mit Niendorf nur phasenweise etwas zu sehen.

Die Gäste, in der Tabelle vor der Partie an vorletzter Stelle, überzeugten in Oststeinbek mit einem engagierten und emotionalen Auftritt, die Stormarner hätten auch ohne den kurzfristig wegen Krankheit ausgefallenen Martin Hofmann gewinnen müssen. Hohe Fehlerquoten zu Beginn des zweiten und vierten Satzes sowie im Tiebreak waren letztlich ausschlaggebend, die Rückstände anschließend nicht mehr aufzuholen.

Immerhin: Die Mannschaft versuchte alles, hätte Durchgang zwei nach einem 5:15 und Durchgang vier aus einer ähnlich prekären Situation heraus beinahe noch umgebogen. Am Ende hatte weniger Aufsteiger Niendorf gewonnen als der OSV verloren.

An positiven Erkenntnissen können die Stormarner kaum mehr als ihren Kampfgeist mitnehmen in das nächste Spiel am kommenden Sonntag beim mittelmäßigen VT Kiel II. "Ich hoffe, dass wir jetzt nicht das Zittern kriegen", sagte Domroese. "Aber von vier Spielen drei zu verlieren, geht nicht spurlos an einem vorüber." Vielleicht hilft es ja, dass sich das Team nicht unter Zugzwang sieht. Domroese: "Da gibt es niemanden im Verein, der sagt, dass wir Meister werden müssen." Eine Enttäuschung wäre es freilich schon, nach der zeitweise komfortablen Führung nur an zweiter oder dritter Stelle zu landen.

In welcher Liga der OSV in der kommenden Saison spielt, steht ohnehin auf einem anderen Blatt. Der Meister darf in die Relegation um den Zweitligaaufstieg. Rang vier würde noch für die Dritte Liga reichen, die zur kommenden Saison neu eingeführt wird. Ob eines von beidem eine ernsthafte Option für das ein wenig in die Jahre gekommene Team ist? "Darüber haben wir ehrlich gesagt noch nicht ernsthaft gesprochen", so Domroese, "und entscheiden muss letztlich auch die Mannschaft." Zumindest was die Zweite Bundesliga angeht, ist sie im Moment dabei, die Antwort auf dem Feld zu geben.