Der viertgrößte Stormarner Sportverein blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Das Jubiläumsjahr beginnt mit einem feierlichen Empfang.

Bad Oldesloe. Heutzutage wird von jeder Vereinssitzung ein Protokoll angefertigt. Vor rund 150 Jahren war das noch nicht so. Deshalb ist den Historikern unter den Mitgliedern des VfL Oldesloe derzeit etwas mulmig zumute ist, wenn ihr Verein in 2012 sein Jubiläum feiert. Schließlich steht nicht hundertprozentig fest, ob der VfL in diesem Jahr tatsächlich 150 Jahre alt wird.

Einige meinen, er wäre schon ein Jahr älter und berufen sich dabei auf eine Quelle im Archiv der Lübecker Turnerschaft. Dort werden der Volksdichter Buckow, Goldschmied Noth, Louis Böthel und der Gastwirt Maack als Vereinsgründer genannt, und zwar mit exaktem Datum vom 14. September 1861. 25 Jahre später feierte man das Jubiläum allerdings mit einer neuen Klubfahne, auf der als Gründungsjahr 1862 sichtbar ist. Daher entschloss man sich dazu, jenes Jahr als Ursprungsjahr anzuerkennen.

Wie dem auch sei, der Verein für Leibesübungen Oldesloe von 1862 e.V., wie er ausgeschrieben heißt, startet an diesem Sonnabend von 10.30 Uhr an in der Oldesloer Festhalle (Olivet-Allee) mit seinen Jubiläumsfeierlichkeiten und empfängt dazu 200 geladene Gäste. Den Gratulanten wird dann eine 64 Seiten umfassende Festzeitschrift mit zahlreichen Informationen zur Historie des Vereins und den einzelnen Sparten überreicht, die insbesondere von Karin Wendt erstellt wurde. Sie war von 1990 bis 2004 stellvertretende Vorsitzende. 1000 Exemplare sind gedruckt worden.

Seinen Ursprung hatte der VfL im Männerturnverein (MTV) Oldesloe. Wie es der Name sagt, bestimmten die Turner zunächst das Vereinsleben. Geturnt wurde im Klublokal bei Gastwirt Schmalfeldt. Acht Jahre lang gab es sogar eine vereinseigene freiwillige Turnerfeuerwehr. Am 29. Juni 1929 wurde eine feste Arbeitsgemeinschaft "Vereinigung der Leibesübungen" mit dem MTV und anderen Oldesloer Vereinen ins Leben gerufen. Am 24. Januar 1938 erfolgte der formelle Zusammenschluss von MTV und dem Oldesloer Sportverein zum heutigen VfL.

Erfolge hat es viele gegebenen in der Historie des größten Klubs in der Kreisstadt. So wurde der VfL 1979 und 1980 mit seiner weiblichen Handball-A-Jugend Deutscher Meister. Das Erfolgsteam bildete auch die Grundlage für die spätere Frauen-Mannschaft, die in der Saison 1991/92 Meister der Zweiten Bundesliga Nord wurde.

Heute gibt es allerdings keinen Frauen-Handball mehr beim VfL. Im Mai 1960 pilgerten 6000 Zuschauer ins Travestadion, um die Fußballer des großen Hamburger SV mit Uwe Seeler und Charly Dörfel beim 8:1-Testspielsieg gegen den VfL zu sehen. Anderthalb Jahre danach bejubelten sogar 9000 Oldesloer den 2:0-Sieg ihrer Fußballelf gegen den TuS Lübeck. Doch auch über die sportlichen Leistungen hinaus gibt es viele bemerkenswerte Dinge, so wie den Austausch mit den Turnern aus Beer Yaacov in Israel, der mittlerweile zur Städtepartnerschaft geführt hat. Mitte der 1990er-Jahre leisteten Oldesloer Judokämpfer humanitäre Hilfe für ein Krankenhaus in der ukrainischen Stadt Shitomir.

Allerdings gab es auch weniger Erfreuliches: Der Vereins musste Abspaltungen der Hockeyspieler (THC Blau-Weiß Oldesloe), Leichtathleten (Spiridon-Club Bad Oldesloe), Frauenfußballerinnen (FFC Oldesloe) und einiger Volleyballer (VC Bad Oldesloe) wegstecken.

Heute gehören dem VfL Oldesloe insgesamt 17 Abteilungen an: Badminton, Basketball, Boxen, Fußball, Gesundheits- und Rehabilitationssport, Handball, Herzsportgruppe, Jiu-Jitsu, Judo, Leichtathletik, Schwimmen, Tanzen, Tischtennis, Triathlon, Turnen, Volleyball sowie Wintersport/Faustball. Wintersport und Faustball in einer Abteilung? Grund: Die Wintersportsparte existiert bereits seit dem Jahr 1955. Vor vier Jahren schlossen sich dann die Faustballer mangels Masse dieser Abteilung an.

Der VfL Oldesloe ist mit 2876 Mitgliedern nach dem Ahrensburger TSV (4087), der TSV Reinbek (3613) und dem TSV Bargteheide (3493) der viertgrößte Stormarner Sportverein. Wobei die Entwicklung rückläufig ist. 2005 hatten noch 3656 Menschen im VfL Sport getrieben. "Wir haben im Laufe der Jahre einige Karteileichen aussortiert", sagt der Vereinsvorsitzende Detlef Rädisch. Die Schließung des Oldesloer Hallenbads wegen der dringend benötigten Sanierung vor einem halben Jahr hat aber auch Spuren hinterlassen. Rädisch: "Das hat uns bislang 60 Mitglieder gekostet."

Der Oldesloer Rädisch ist seit Mai 2011 erster Vorsitzender. Davor war der Verein dreieinhalb Jahre lang führungslos. So lange hatte sich kein Nachfolger für die im September 2007 zurückgetretene Angela Paetz gefunden. Rädisch war zuvor bereits stellvertretender Vereinsvorsitzender und von 2005 bis 2007 auch Leiter der Fußballabteilung, ohne selbst je für den VfL aktiv gewesen zu sein. Er hat früher beim SSV Pölitz und TSV Grabau gespielt.

"Wir sind ein bodenständiger und traditioneller Verein, in dem mit 50 Sportarten eine große Angebotsvielfalt herrscht", sagt der 47-Jährige, der als Key-Account-Manager in Hamburg arbeitet. Rädisch: "Wir sind nicht wohlhabend, aber gesund. Dies ist vor allem ein Verdienst unseres Schatzmeisters Heinz Wendt, der den Verein nach zwischenzeitlichen finanziellen Schwierigkeiten brutal saniert hat."

Der Vorstand arbeitet an Konzepten, um den Verein für die Zukunft fit zu machen. So ist der VfL Oldesloe seit kurzem nach dem WSV Tangstedt und dem THC Ahrensburg der dritte Stormarner Sportverein, der über eine Stiftung verfügt. Rädisch: "Die Resonanz ist positiv. Viele kleine Spenden sind schon eingegangen. Größere Zusagen wollen wir nach und nach abarbeiten."

Was ist die größte Herausforderung für die nächste Zeit? Rädisch: "Wir wollen Möglichkeiten schaffen, damit Kinder und Jugendliche trotz der immer geringer werdenden Freizeit weiter bei uns im Verein Sport treiben können."