Handballtorwart Christopher Rudeck, 17, lebt seit zweieinhalb Jahren im Internat des Bundesligavereins SG Flensburg-Handewitt

Bargteheide. Die Zeiten, in denen Mannschaften wie die des VfL Oldesloe (Zweite Frauen-Bundesliga) und des Ahrensburger TSV (Regionalliga der Männer) als Zugpferde für den Stormarner Handballnachwuchs galten, sind lange vorbei. Christopher Rudeck könnte aber vielleicht einmal ein Vorbild werden, zu dem die Talente aus dem Kreis aufblicken. Der Torwart erlernte beim TSV Bargteheide das Handballspielen, mittlerweile steht er im A-Jugend-Bundesligateam der SG Flensburg-Handewitt zwischen den Pfosten und ist sogar Jugend-Nationalspieler.

Christopher war den Flensburger Scouts bei einem C-Jugend-Oberligaspiel aufgefallen. Vor zweieinhalb Jahren wagte der damals 14-Jährige den Sprung an die Förde und zog ins Handball-Internat der SG. Dort lebt er mit 17 anderen Jugendlichen zusammen. "Ich habe mich in der neuen Umgebung schnell zurechtgefunden", sagte Christopher. Der 17-Jährige teilt sich ein Zimmer mit seinem Teamkameraden Pelle Schilling. Der dänische Außenspieler spricht nur gebrochen Deutsch. "Wir kommen aber gut klar. Notfalls verständigen wir uns auch mal mit Händen und Füßen", sagt der Bargteheider.

Christopher besucht die elfte Klasse des Flensburger Fördegymnasiums. Probleme in der Schule hat er trotz des fast täglichen Trainings keine: "Ich komme gut mit." Zeit, seine Eltern und Freunde in seiner Heimat zu besuchen, bleibt ihm aber nur selten. So waren die Tage über Weihnachten und zu Beginn des neuen Jahres für ihn eine willkommene Abwechselung, als er auch seine beiden Kumpels Felix Heilmann und Tobias Lüthke aus der ehemaligen C-Jugend des TSV Bargteheide wiedertraf.

In Flensburg sind sie angetan von der Entwicklung des Stormarners. "Wir haben nicht so viele Spieler seiner Kategorie", sagt sein Vereinstrainer Sascha Zollinger.

Christophers Torwarttrainer ist kein geringer als Jan Holpert. Die Flensburger Torwartlegende bestritt 618 Bundesliga- und 228 Länderspiele und sagt über seinen Schützling: "Er hat vom Körper her und aufgrund seiner Beweglichkeit beste Voraussetzungen. Christopher ist unheimlich ehrgeizig und definitiv auf dem richtigen Weg. Wir arbeiten noch an seinem Timing, da er sich manchmal noch etwas zu früh bewegt."

Vor zwei Jahren nahm der talentierte Schlussmann zum ersten Mal an einem Lehrgang des Deutschen Handballbundes (DHB) teil. Wenige Monate später bestritt er sein erstes Länderspiel. Mittlerweile hat Christopher 16 mal das Trikot seines Landes getragen. 2011 wurde er mit dem deutschen Team beim "Young Olympia Festival" im türkischen Trabzon Zweiter.

Zwischen Weihnachten und Silvester gewann er mit der DHB-Auswahl ein internationales Jugendturnier in Merzig (Saarland). Bundestrainer Klaus-Dieter Petersen lobte nach dem 37:22-Erfolg im Finale über Weißrussland insbesondere Christopher und seinen Torwartkollegen Jonas Maier (SG Kronau/Östringen). Ende März steht in Slowenien das Qualifikationsturnier für die diesjährige U-18-Europameisterschaft in Österreich (12. bis 22. Juli) auf dem Programm. "Es wäre ein Traum, bei der EM für Deutschland spielen zu dürfen", sagt Christopher.

Kommende Saison soll der Bargteheider erste Erfahrungen im Erwachsenenbereich sammeln und in der um den Aufstieg von der Oberliga in die Dritte Liga kämpfenden zweiten Männer-Mannschaft zum Einsatz kommen - ein großer Schritt, selbst für einen Jugend-Nationaltorwart. Zollinger traut ihm aber noch mehr zu: "Christopher könnte einmal den Sprung in die Männer-Bundesliga schaffen."

Mit Handball sein Geld zu verdienen, ist auch Christophers großes Ziel: "Dazu brauche ich sicher auch das nötige Glück." Als sein Vorbild bezeichnet er den 23 Jahre alten dänischen Europameister Niklas Landin, der zur kommenden Saison vom BSV Bjerringbro/Silkeborg zu den Rhein-Neckar-Löwen in die Bundesliga wechselt. Christopher: "Er ist ein junger Spieler, der es geschafft hat, sich zu etablieren."