Nikolaj Persson aus Trittau spielt von heute an bei den deutschen Badminton-Meisterschaften in Bielefeld. Eigentlich müsste er sich schonen.

Trittau. "Die vielen Turniere der vergangenen Wochen haben mich ziemlich mitgenommen", sagte Nikolaj Persson. Eigentlich müsste er sich schonen, stattdessen ließ er sich eine Spritze geben. Der Zeitpunkt für eine Pause könnte ungünstiger nicht sein, denn heute beginnen in Bielefeld die deutschen Meisterschaften der Damen und Herren. Der aufstrebende Badmintonprofi vom TSV Trittau ist an Position fünf bis acht gesetzt, daran orientiert er sich in seiner Zielsetzung: "Ich will ins Viertelfinale, alles andere wäre eine Enttäuschung." Ist die Pflicht erst einmal erfüllt, sei alles möglich, so Persson. "Wenn ich mit klarem Kopf spiele, ist für mich bis auf Marc Zwiebler niemand unschlagbar." Und auf den Topfavoriten vom 1. BC Beuel kann der Trittauer erst im Endspiel treffen.

Auch in der Zweiten Bundesliga Nord läuft für den 20-Jährigen und seine Mitspieler derzeit alles wunschgemäß. Eine Besprechung im Mannschaftshotel endete mit dem Schwur, bis zum Schluss alles zu geben im Titelkampf, der entscheidende Tagesordnungspunkt aber wurde vertagt. Es geht um die Frage, ob der TSV Trittau im Fall des Falles würde aufsteigen wollen ins Badminton-Oberhaus. Nach den beiden 5:3-Siegen beim BC Hohenlimburg und BW Solingen besteht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte eine realistische Chance. Spitzenspieler Persson fasste die erste interne Diskussion so zusammen: "Die Meinung ist gespalten." Nicht jeder im Team wäre in der Ersten Bundesliga konkurrenzfähig, und wegen der Dienstagabendspiele ergäben sich für manchen erhebliche Terminprobleme. Von der Frage der Finanzierung ganz zu schweigen.

Das Thema wird wieder auf die Agenda kommen, sollten die Stormarner auch ihr Heimspiel gegen den Tabellenführer 1. BC Düren (25. Februar) gewinnen. Beide Klubs wären dann punktgleich. Trittau hat zwar das schlechtere Matchverhältnis, aber das einfachere Restprogramm. Und das Selbstbewusstsein beim TSV ist nach sechs Siegen in Folge groß wie nie.

Persson würde ein Aufstieg gut in die Karriereplanung passen, um noch mehr gefordert zu werden. Aber er sieht auch die Risiken in dem dann für nur sechs statt acht Matches bemessenen kleineren Team: "Das wäre eine Gefahr fürs Mannschaftsgefühl." Neben Persson könnten aus dem bisherigen Aufgebot die beiden zurzeit in Trittau beheimateten Indonesier Yoga Pratama und Ary Trisnanto eine Klasse höher spielen, doch als Nicht-EU-Ausländer dürfte jeweils nur einer von ihnen eingesetzt werden. Nico Coldewe und die beruflich stark eingespannte Annekatrin Lillie müssten ihr Trainingspensum steigern.

In den kommenden Wochen wird in der Abteilungsleitung schon mal durchgerechnet werden, ob sich der Verein den Aufstieg überhaupt leisten könnte. Fahrtkosten und Spielerhonorare würden steigen, der organisatorische Aufwand auch. Eile besteht nicht, die Meldefrist endet erst im April. Persson: "Und im Moment ist das alles ohnehin noch sehr weit weg."

In Solingen, beim lange Zeit souveränen Tabellenführer, zeigte die Mannschaft schon mal, dass es ihr ernst ist mit dem Vorhaben, keinen Punkt leichtfertig aus der Hand zu geben. Persson rang Jamie Bonsels in drei engen Sätzen nieder, die Schottin Kirsty Gilmour gewann ähnlich knapp gegen Helen Davies. Dass beim Stand von 5:0 Pratamas Debüt im Zweitligateam missglückte, spielte keine Rolle mehr. Die Estin Laura Vana, kurzfristig eingeflogen nachdem Annekatrin Lillie 24 Stunden vor der Partei in Hohenlimburg wegen Krankheit abgesagt hatte, holte bei ihren insgesamt vier Auftritten wenigstens noch einen Punkt im Doppel mit Gilmour.

Persson kassierte gegen Hohenlimburgs Jordy Hilbink eine überraschende Niederlage im Spitzeneinzel, was ein wenig auch an seinen langwierigen Knieproblemen gelegen haben mag. Nun kamen noch Schmerzen am Schienbein hinzu, der Einsatz gegen Solingen stand zunächst auf der Kippe.