Das Hamburger Abendblatt stellt die Kandidaten der Stormarner Sportlerwahl vor. Heute: Tischtennis-Landesmeister Jan Hauberg vom SV Siek II.

Siek. Immer montags am späten Nachmittag trainiert er den Tischtennis-Nachwuchs seines früheren Leib- und Magen-Klubs TTC Mölln, abends gehts aus demselben Anlass noch zum TSV Nusse. Dienstags steht Jan Hauberg, 29, den Jugendlichen und den Erwachsenen des ESV Büchen mit Rat und Tat zur Seite. Mittwochs leistet er Stützpunktarbeit in Siek, anschließend gönnt er sich noch zwei Stunden Mannschaftstraining. Knackige fünf Stunden verbringt er donnerstags an der Gerätschaft des Ratzeburger SV.

Freitags? Wieder Mölln und Siek. Die Wochenenden stehen dann im Zeichen der Punktspiele, die Hauberg mit dem zweiten Herrenteam des SV Siek in der Oberliga bestreitet. In den Heimspielen von Sieks erster Mannschaft um Zweitligapunkte stellt er sich oft als Betreuer zur Verfügung. "Professioneller B-Lizenz-Trainer", gibt er als seine Berufsbezeichnung an. Mit dem kleinen, weißen Ball verdient Jan Hauberg seinen Lebensunterhalt.

So viel Zeit ist mit dem Sport verplant, dass der gebürtige Lübecker seine Ambitionen zurückschraubte. Das Angebot, in der Zweiten Liga für den SVS anzutreten, schlug er aus. "Die weiten Fahrten bis nach Westdeutschland sind nichts für mich. Da bist du zehn Stunden auf der Autobahn und vielleicht nur eine halbe Stunde an der Platte", wägt er ab. Hauberg spielt auf den 9. Januar 2011 an, als er sich der Sieker Ersten auswärts gegen Borussia Dortmund zur Verfügung stellte, beim 1:9 aber nichts zu einem besseren Resultat beitragen konnte. Erquickender lief es für ihn am 9. April als Zweitligaaushilfe an eigenen Platten gegen Axel Fischer (TTC indeland Jülich) - 3:0. Wozu man wissen muss, dass Fischer mit einer Rückrundenbilanz von 6:6 vergangene Serie kein Fallobst im unteren Paarkreuz darstellte.

Außergewöhnlich war zudem Haubergs Ausbeute während der Oberliga-Frühjahrsserie, denn von 20 Auftritten gingen nur zwei schief. Selbst wenn er wollte dürfte Hauberg, ursprünglich eine treue Seele des TTC Mölln, 2010 aber wegen fehlender sportlicher Perspektiven zum SVS gewechselt, damit keine Spiele in der Zweiten Liga mehr bestreiten. Der Verband belegte ihn im Sommer mit einem für diese Spielklasse bis heute gültigen Sperrvermerk.

Bedurfte es eines Trostes, dann wäre das die Aussicht, dass die zweite Mannschaft 2012 mit hoher Wahrscheinlichkeit den Aufstieg in die Regionalliga hinbekommt. Unersetzlicher Stützpfeiler des verlustpunktfreien Oberliga-Spitzenreiters ist Hauberg, von dem nicht nur Teamgefährte Rafael Schulz in den höchsten Tönen schwärmt: "Niemand ist so zuverlässig, ehrgeizig und engagiert wie Jan. Er beherrscht alle Varianten eines modernen Angriffsspiels und bringt sich mit seinem Service immer optimal in Position. Mit seiner angenehmen Art trägt er viel zu unserem Zusammenhalt bei."

Und dann war da noch der 16. Januar 2011, der Tag, an dem Jan Hauberg einen Kindheitstraum verwirklichte. Nachdem er reihenweise Konkurrenten aus der Regionalliga ausgeschaltet hatte, überraschte er in Eggebek als Einzel-Landesmeister und qualifizierte sich für die norddeutschen Titelkämpfe. Das war ein unfassbarer Erfolg für einen, der in seiner Jugend als chronisch krank galt, drei Nierentransplantationen über sich ergehen lassen musste und längst einen Schwerbehinderten-Ausweis ausgestellt bekam.

"Die dritte Verpflanzung brachte die entscheidende Verbesserung. Seit vier Jahren habe ich kein Krankenhaus mehr von innen gesehen", freut sich Hauberg über etwas, das Otto Normalverbraucher als selbstverständlich ansieht. Getragen von den Erfolgen auf Landesebene glänzte er dann auch bei den Weltmeisterschaften der Transplantierten Ende Juni im schwedischen Göteborg, wo ihm der Hattrick - drei Titel in Einzel, Doppel und Mixed - glückte.

Stolz ist Jan Hauberg auf eine Bekanntschaft (oder gar Freundschaft), die aus seiner Erkrankung resultierte. 1994 war es, als eine Stiftung dem kleinen Jan den großen Wunsch erfüllte, einmal ein Match gegen sein Vorbild Jörg Roßkopf bestreiten zu dürfen. Als der frühere Welt- und Europameister 1996 ein Bundesligaspiel mit Borussia Düsseldorf beim VfB Lübeck bestritt, meldete er sich von ganz alleine und schlug seinem Bewunderer eine Trainingseinheit außer der Reihe vor.

Zu einer dritten Begegnung kam es dann noch im April 2011 bei einem Tischtennis-Showkampf in Mölln, wo das Idol einer ganzen Generation und der Landesmeister auf die Notwendigkeit von Organspenden aufmerksam machten. So war das zurückliegende Jahr des Jan Hauberg vollgepackt mit Erlebnissen und Erfolgen, die er so rasch nicht vergisst und um die ihn viele beneiden.