Das Abendblatt stellt die Kandidaten für die Wahl zum Stormarner Sportler des Jahres 2011 vor. Heute: Die Bargfelder Triathletin Bettina Lange

Bargfeld-Stegen. Jeden Winter dieselbe Prozedur, Bettina Lange bastelt Kalender. Sie fotografiert gern, und aus den besten Bildern eines Jahres werden Geschenke für Freunde und Familie. So entstehen Alben voller Erinnerungen, zu denen diesmal ganz besondere Momente zählen, in denen Lange nicht selbst den Auslöser drückte. Im Augenblick der größten Emotionen standen andere hinter der Kamera und hielten fest, wie die zähe Triathletin aus Bargfeld-Stegen Welt- und Europameisterin der Senioren über die olympische Distanz wurde.

2011 war der Höhepunkt ihrer zweiten Sportlerlaufbahn, bisher und wohl auch für die Zukunft. "Mehr geht nicht, mehr kann nicht kommen", sagt Lange, oft denkt sie noch zurück. Erst die EM in Pontevedra (Spanien), dann die WM in Peking, als sie in der Altersklasse W 40 als Aufwärmübung noch den Welttitel im Aquathlon (Schwimmen und Laufen) mitnahm. Bei allen Vorbereitungswettkämpfen in Norddeutschland kam sie jeweils als erste Frau ins Ziel, als Siegerin der offenen Klasse, was überaus bemerkenswert ist mit 42 Jahren. Es war eine Saison wie aus dem Bilderbuch.

Längst ist Lange zum Vorbild geworden, ganz besonders in ihrem Verein TSV Bargteheide. "Ich möchte zeigen, dass der Sport eine Sache fürs ganze Leben ist", sagt sie, "dass es auch in meinem Alter und mit zwei Kindern noch geht." Sport als Lebenseinstellung, das wird sich bei ihr wohl nicht mehr ändern, wenn sie auch erst einmal etwas kürzertreten will. Internationale Auftritte sind zurzeit nicht geplant, stattdessen der Start in der Landesliga. Der TSV Bargteheide gründet gerade ein Team.

Wenn es etwas ist, das Lange vermisst hat in ihrer Karriere, dann wohl das Mannschaftsgefühl. Umso mehr genoss sie die Reise nach Peking mit vielen anderen deutschen Athleten, die im selben Hotel wohnten, sich bei den Rennen der verschiedenen Altersklassen gegenseitig anfeuerten. Zum ersten Mal war sie auf Kosten von Sponsoren unterwegs, allein hätte sie die Reise nicht finanzieren können. Die WM war in der Saisonplanung ursprünglich gar nicht vorgesehen. Als nach dem EM-Titel die Geldgeber kamen, musste Lange ihren Trainingsplan umschmeißen. Die Werbeauftritte, für die sie sich verpflichtet hat, sieht sie nun als willkommene Möglichkeit, für ihren Sport zu werben.

16 Jahre ist es her, dass Lange schon einmal Stormarns Sportlerin des Jahres war. Im Februar 1996 wurde sie ausgezeichnet für beeindruckende Erfolge, die sie damals als Rettungsschwimmerin errang. Allein elf Weltmeistertitel holte sie, stellte zwei Weltrekorde auf. 1993 überreichte ihr der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker das silberne Lorbeerblatt, die höchste Auszeichnung im deutschen Sport. Mit 27 hörte sie auf. "Ich musste viel allein trainieren, das war dann nicht mehr so mein Ding", sagt sie. Im Triathlon hat Lange ihren neuen Sport gefunden, für den sich Ehemann Jens Krohn ebenso begeistert.

Die Zwillinge Janka und Thore, 8, haben ihr erstes Rennen auch schon hinter sich, freuen sich aber darauf, jetzt außerhalb des Sportplatzes wieder mehr von ihrer Mutter zu haben. "Wir basteln, backen, gehen ins Kino", sagt Lange. "Ich genieße es, das Training reduziert zu haben, frei zu sein von den Vorbereitungen für die großen Wettkämpfe." Was jetzt noch kommen kann, nach all den Erfolgen? Lange: "Man soll niemals nie sagen. Kann sein, dass ich irgendwann wieder Lust bekomme auf eine Weltmeisterschaft." Aufhören, so viel mit sicher, wird sie nicht.

Ihren nächsten Urlaub aber wird die bei der Stadtverwaltung Bargteheide beschäftigte Bauingenieurin für private Zwecke beantragen. Endlich mal ohne Rennrad reisen, nur die Laufschuhe dürfen dann mit. Im Oktober schon war die ganze Familie auf Lanzarote, zwei Wochen, in denen Lange nicht auf Medaillenjagd ging, sondern auf gute Schnappschüsse lauerte. Ihr liebstes Motiv: na klar, ihre Zwillinge.