Leichtathletik: Das nächste große Ziel des 18-Jährigen ist die Teilnahme an der Junioren-Weltmeisterschaft im Juli in Kanada.

Reinbek. In der letzten Kurve setzte Andreas Lange den Konter und zog vorbei an Marco Kürzdörfer, seinen Konkurrenten vom TSV Höchstadt/Aisch, der eben noch den Turbo gezündet zu haben schien. Jetzt aber war es der Blondschopf von der LG Reinbek-Ohe, der mit einem unwiderstehlichen Antritt in Richtung Ziel strebte, mit einer verblüffenden Leichtigkeit, als habe er die Favoritenbürde einfach abgeschüttelt auf den vier Runden im Sportzentrum Brandberge in Halle/Saale. Es war ohnehin ein ziemlich entspannter Nachmittag für Lange, den neuen deutschen Jugend-Hallenmeister über 800 Meter. Bei seinem Landesrekord vor drei Wochen hatte er sich stärker verausgaben müssen, diesmal ließ er sich in 1:54,96 Minuten dreieinhalb Sekunden mehr Zeit.

Vielleicht, das lässt sich nach einer nicht einmal vier Jahre alten Leichtathletikkarriere mit Gewissheit noch nicht sagen, ist Lange einer dieser Athleten, die der Druck beflügelt, die ihn brauchen. Kaum hatte er die Erwartungen erfüllt und nach dem Freiluft- auch den Hallentitel geholt, setzte er sich jedenfalls gleich wieder selbst unter Zugzwang. Der Start bei der U-20-Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Kanada, bislang ein vager Traum in der Zukunft, sei nun "ein ganz klares Ziel" für ihn, sagte er: "Ich habe wieder gesehen, dass ich der Beste bin in Deutschland. Sollte ich es nicht zur WM schaffen, wäre das eine kleine Niederlage."

Vom Fußballer zum Leichtathleten, vom Mitläufer zum Überflieger, vom Quereinsteiger zum selbstbewussten Siegertypen, so hat sich Lange entwickelt. Er ist erfolgreich genug inzwischen, um 2010 als Jahr zu sehen, in dem er Titel sammeln will. "Die deutsche Meisterschaft steigert meine Motivation noch einmal enorm", sagte er. Zwei Tage vor dem Rennen war Lange als Stormarns Sportler des Jahres ausgezeichnet worden.

Mit Bedacht plant der Mittelstreckler nun seine Karriere, überstürzen will er dabei nichts. Die nationalen Titelkämpfe der Erwachsenen am kommenden Wochenende in Karlsruhe lässt er aus, weil morgen seine erste Abiturklausur ansteht, sechs Stunden Mathematik. "Da muss ich im Moment mal ein bisschen mehr üben", sagte er in seiner trockenen norddeutschen Art. Noch offen ist, ob er am 6. März zum U-20-Länderkampf nach Ancona (Italien) fliegen wird. Wegen der Abi-Klausur in Biologie könnte Lange erst verspätet anreisen, der Deutsche Leichtathletik-Verband will ihm einen Start offenbar trotzdem ermöglichen.

Als Lange triumphierte, waren die deutschen Meisterschaften für das Staffel-Quartett des SV Großhansdorf längst schon gelaufen. Carina Hofmeister, Gönke Woch, Melina Hamann und Chantal Dudas schieden über 4 x 200 Meter bereits nach dem Vorlauf aus, stellten in 1:45,39 Minuten aber einen neuen Vereinsrekord auf.

Andreas Langes Lauf als Video: www.leichtathletik.tv