Wenn Nadja Käther ihre Sprünge analysierte in den vergangenen Monaten, dann klang es manchmal so, als habe sie gerade erst begonnen mit ihrer Karriere, so lang war die Liste der Fehler, die sie ausgemacht hatte.

Ahrensburg. Auch diesmal zählte sie wieder eine ganze Reihe von Defiziten auf, so ist das eben in ihrer technisch anspruchsvollen Disziplin. Käther sprach aber auch davon, dass sie nun vielleicht "einen Mini-Schlüssel gefunden habe, mit dem wir es so langsam in den Griff bekommen". Fakt ist, dass seit dem Hallen-Sportfest vor 3113 Zuschauern in Leipzig eine neue persönliche Bestleistung in der Statistik der Ahrensburgerin steht. Nach zwei Jahren der Stagnation ist Käther mit einem Satz auf 6,52 Meter endlich einmal ein großes Stück vorangekommen.

In anderthalb Wochen bei den deutschen Meisterschaften soll aus dem schönen Moment eine Entwicklung werden. "Ich bin ein Kopfmensch, fange immer wieder zu sehr an zu denken", sagte die Studentin. "Umso wichtiger ist dieser Sprung für mich." Platz sieben in dem internationalen Feld war am Ende ungleich wertvoller als ein paar Tage zuvor der Titel bei den deutschen Hochschulmeisterschaften mit gerade einmal 6,01 Metern. Käther hat sich jetzt um acht Zentimeter herangepirscht an die Norm für die Hallen-Weltmeisterschaften, eine Nominierung aber scheint Utopie: In Leipzig übertrafen gleich vier deutsche Springerinnen die geforderte Weite, nur zwei werden in Doha dabei sein.

Käther hat in diesem Winter mit ihrem Coach Sven Schroeder wieder und wieder ihre Sprünge analysiert, sich Tipps von Bundestrainer Uli Knapp geholt. Seit Leipzig wisse sie nun "ungefähr, wie sich ein richtig weiter Sprung anfühlt", sagte sie: "Mit so einer Weite habe ich schon lange gerechnet, mein Trainer hat damit schon lange gerechnet, es wurde langsam Zeit dafür." Dann sprach die im Januar zum Hamburger SV gewechselte Stormarner Leichtathletin des Jahres wieder über all das, was noch nicht stimmte: die Schrittlänge beim Anlauf, der Rhythmus, auch die Landung.

Käther ist ehrgeizig und nicht eben schnell zufrieden, diesmal war sie dann aber irgendwie doch auch gnädig mit sich selbst: "Ich tue was ich kann", sagte sie, "aber ich kann ja schließlich nicht an all diesen Dingen gleichzeitig arbeiten."