Minimalziel ist das Halbfinale. Wichtiger ist dem 21-Jährigen jedoch, mit der Mannschaft ein Titelanwärter in der Schleswig-Holstein-Liga zu werden.

Steinburg. Im Philosophenturm hat Lennard Ann fast jeden Tag zu tun, über den Dächern von Hamburg im Fachbereich Geschichte der Universität. Vor dem Aufzug dort herrscht meist ein ziemliches Gedränge, Ann entscheidet sich dann meist für ein kleines Zusatztraining für seine Sportlerlaufbahn. Auf dem schweißtreibenden Weg nach oben denkt er manchmal darüber nach, sich das Treppensteigen anrechnen zu lassen auf sein Pensum bei den abendlichen Übungseinheiten des SV Eichede.

Aber Ann tut gern ein bisschen mehr, mit dem Fußballklub hat er noch große Pläne. Auch die jüngere Geschichte der Steinburger hat ja viel mit Aufstieg zu tun, erst kletterten sie in die Schleswig-Holstein-Liga und dort auch dank des vor Saisonbeginn vom SV Lurup gekommenen Mittelfeldspielers in die Spitzengruppe: Zum Jahreswechsel auf Rang vier, es ließ sich gut feiern für Eichedes Kicker, und der nächste sportliche Festtag steht auch schon kurz bevor. Die Hallen-Landesmeisterschaften in Kiel an diesem Sonnabend sind der erste Höhepunkt des Jahres.

"Auf diese Spiele können wir uns nur freuen", sagt Ann, er, der mit 1,90 Meter und seiner kräftigen Statur nicht eben der Prototyp des idealen Hallenspielers ist. Er weiß selbst, dass es "gewiss Gegner gibt, die Beweglichkeitsvorteile haben". Und doch soll er eine wichtige Rolle spielen auf dem Parkett im Konzert der Großen aus Schleswig-Holstein.

Zum ersten Mal wird Ann vor 10 000 Zuschauern spielen, vor einer Kulisse, die sonst nur Profis kennen. Für Ann ist Fußball ein Hobby, er studiert Geschichte und Volkswirtschaftslehre im ersten Semester. "Mal gucken, was ich damit dann beruflich mache", sagt er, ihn reizt der Medienbereich, vielleicht der Journalismus. Das Schreiben übt er schon mal, als Verantwortlicher der Internetseite der Ligamannschaft ( www.eichede-liga.de.tl ) verfasst er Woche für Woche die Spielberichte. Sein Engagement wird im Verein mit Wohlwollen registriert. "Lennard ist eben auch neben dem Platz sehr wichtig für uns", sagt Trainer Hans-Friedrich Brunner.

Klubchef Olaf Gehrken ist von dem Mittelfeldmann ohnehin schon seit Jahren überzeugt, kaum eine Wechselperiode verstrich ohne einen Anruf des eifrigen Funktionärs. Ann, erst für den Delingsdorfer SV und den FC Ahrensburg, dann für den SC Concordia, den VfB Lübeck und den SV Lurup am Ball, sagte ein ums andere Mal ab - bis vor einem halben Jahr.

Der Wechsel, sagt der Fischbeker, habe sich gelohnt, "es läuft alles ideal, nur mit meinen eigenen Leistungen bin ich noch nicht ganz zufrieden". Brunner wird das gern hören, der Trainer weiß, welch Potenzial noch in Ann steckt. "Seinen Spielwitz und seine Spielintelligenz hat er ja schon gezeigt, der ganz große Glanz hat aber noch gefehlt", sagt der Coach. Ein wenig mag das auch daran liegen, dass sich Ann erst gewöhnen musste an seine neue Position im zentralen Mittelfeld. Dort passt er ideal in Brunners Anforderungsprofil: Als Vorbereiter und gelegentlich sogar als Vollstrecker bereichert er die Offensive, bringt vor allem aber seine Qualitäten als gelernter Defensivspieler optimal ein.

Nach einer Hinrunde mit nur wenigen Makeln ist Ann von der Mannschaft überzeugt. Er stimmt Brunner zu, wenn der Coach sagt, in absehbarer Zeit aus dem SV Eichede einen ernsthaften Titelanwärter machen zu wollen: "Ich sehe ja im Training, dass jeder einzelne sich noch verbessern kann. Und wenn wir uns noch mit zwei, drei Leuten verstärken, ist sicher vieles möglich." Noch aber fehle es dem zweitjüngsten Team der Liga an Cleverness, sagt Ann, "das hat man in den Spitzenspielen gegen Holstein Kiel II und den VfR Neumünster gesehen".

Für das Hallenmasters plant Ann - statt sie zu studieren - diesmal selbst Geschichte zu schreiben, beim zweiten Start in Kiel hofft Eichede wenigstens die Vorrunde zu überstehen. Dem Winter-Höhepunkt folgt nahtlos die Rückrundenvorbereitung, in der Ann seine nach einer Verletzung im Sommer noch immer nicht optimale Fitness verbessern will. Mit der Arbeit hat er schon begonnen - in Hamburg im Treppenhaus des Philosophenturms.