Sie grübelten noch lange nach, ob es so etwas schon einmal gegeben haben mag in der Fußball-Kreisliga Stormarn, doch immer wieder fiel nur dieser eine Satz: “So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Ahrensburg. Frank Witte, der Trainer des TSV Bargteheide II, erinnerte sich dann immerhin, wie er zu seiner Zeit als Spieler nach einem Vier-Tore-Rückstand noch gewonnen hatte, andere nannten sogleich den Kreispokal-Coup des SV Hamberge von vor zwei Jahren: 5:4 nach 0:4 gegen den VfL Oldesloe. Dass ein Team einen 5:0-Vorsprung verspielt hatte, dafür aber konnte niemand ein Beispiel nennen an diesem denkwürdigen Tag im Sportzentrum.

Das 5:5 (5:1) der Bargteheider Reserve gegen den TSV Zarpen wird also in die Geschichte eingehen, zunächst aber begann die Suche nach Erklärungen. "Die Spieler wirkten plötzlich, als seien sie hypnotisiert worden", sagte Witte, "ich habe keine Ahnung, was in deren Köpfen vorgegangen ist." Einen ganz ähnlichen Eindruck hatten übrigens die Zarpener in der ersten Halbzeit hinterlassen, fünf Gegentreffer kassierten sie in etwas mehr als einer halben Stunde. "Das war ein Armutszeugnis von uns. Normalerweise hätte ich elf Mann auswechseln müssen", sagte Gästecoach Michael Lüer. Und so überwog auch bei ihm am Ende der Ärger, weil seine Mannschaft erst nach einer deutlichen Pausenansprache Leistung zeigte.

Für Witte wurde die zweite Halbzeit zu einer einzigen großen Quälerei, "ich habe mich an der Seitenlinie noch nie so machtlos gefühlt", sagte er. Es hatte dann viel mit Sarkasmus zu tun, als der Trainer einräumte, in gewisser Weise habe die Mannschaft seine Vorgaben sogar umgesetzt: "Ich habe vor dem Spiel gesagt, dass wir zum Abschluss der Hinrunde noch mal einen richtigen Kracher loslassen wollen - hatte dabei aber eher an einen hohen Sieg gedacht."

Der Sonderpreis in der Kategorie Unterhaltung geht für die erste Halbserie also nach Bargteheide und Zarpen, für den größten sportlichen Erfolg ließ sich der SSV Pölitz feiern: Mit einem 4:0 gegen den TuS Hoisdorf - dreimal traf dabei der vom Verteidiger zum Stürmer umfunktionierte Jörn Witte - schnappte die Elf von Trainer Sven Buntfuß dem SSC Hagen Ahrensburg im letzten Moment den Herbstmeistertitel weg. Auch beim Tauziehen um Dennis Schönfeldt, der vor ein paar Wochen beim VfL Oldesloe hingeworfen hatte, ist der Dorfklub offenbar ganz gut im Geschäft. Der höherklassig erfahrene Offensivmann hat schon mal zur Probe mittrainiert.

Dem Vernehmen nach ist allerdings die halbe Kreisliga an Schönfeldts Diensten interessiert, auch der als Tabellenvierter noch mit vagen Titelchancen ausgestattete SV Timmerhorn-Bünningstedt hat seine Fühler ausgestreckt. Ein wenig Verstärkung könnte vielleicht nicht schaden angesichts der hohen Ambitionen am Schäferdresch, das 2:1 gegen den mitten im Abstiegskampf steckenden SV Hammoor war nämlich hart erkämpft. "Wir hätten mehr verdient gehabt", sagte SVH-Coach Andreas Schewski, eine gute Nachricht gab es dann aber doch für seinen Klub: Der aus Baden-Württemberg zum Studieren nach Hamburg umgezogene Dorian Weiß, ein 19 Jahre junger Mittelstürmer, greift in Zukunft für den Tabellenzwölften an.

Knapp vor Hammoor an elfter Stelle steht nach wie vor noch der SSV Großensee, trotz der höchsten Saisonniederlage mit 0:7 gegen den VfL Tremsbüttel. Der Knackpunkt schon in der zwölften Minute: Patrick Voß sah die Gelb-Rote Karte, weil er den vorgeschriebenen Abstand bei einem Freistoß nicht eingehalten und dann gemeckert hatte. "In Unterzahl mit einer Notbesetzung war dann ein Klassenunterschied zu sehen", sagte SSV-Coach Stefan Grau, es folgte die Show des Niklas Försterling: Dem Tremsbütteler gelang ein lupenreiner Hattrick.

Unschön endete das Wiedersehen von Jakob Nienhaus mit seinem Ex-Klub FSG Südstormarn. Der Stürmer verteidigte mit dem SV Eichede II dank eines 3:0-Erfolgs zwar Tabellenplatz drei, schied dabei jedoch mit einer Risswunde am Knie aus - schmerzhafte Folge eines Zusammenpralls mit Torwart David Schmechel.