Der Schlussmann kehrt nach dreiwöchiger Verletzungspause ins Tor des Stormarner Oberligateams zurück.

Oststeinbek. Frederik Gößling ist Torwart und Jurist und manchmal auch ein recht passabler Schauspieler. Im Stadion an der Steilshooper Straße jedenfalls ließ er sich nichts anmerken am vergangenen Sonntag als Tribünengast, äußerlich ganz entspannt verfolgte er das 0:1 des Oststeinbeker SV beim HSV Barmbek-Uhlenhorst. In Wahrheit ist er einer, den es quält, draußen zu stehen. "Ich werde dann mit jeder Minute wütender", sagt er, wütend, dass er nicht seine Lieblingsrolle zwischen den Pfosten spielen kann.

Heute Abend (Anstoß um 19.30 Uhr) am Meessen kehrt Gößling auf seinen Stammplatz zurück, er, der eine feste Größe ist im manchmal noch labilen Team des Aufsteigers OSV. Nach drei Wochen hat der 1,90-Meter-Mann eine Muskelverletzung auskuriert, lobt seinen 18 Jahre jungen Vertreter Marc Stückler ("Er hat seine Sache richtig gut gemacht.") und ist fit für das Duell mit dem Tabellenvorletzten TSV Uetersen.

Viele sehen in Gößling den besten Torwart der Fußball-Oberliga Hamburg, auf jeden Fall ist er einer, der einen ungewöhnlichen Weg gegangen ist im Sommer 2008. Statt wie andere sein Hobby zum Beruf zu machen, hat er den Beruf zum Hobby gemacht als sein Profivertrag beim VfL Osnabrück auslief. 19 Partien in der Zweiten und eine in der Ersten Bundesliga stehen in seiner Statistik, seit einem Jahr sammelt er Einsätze erst in der sechsten, nun in der fünften Liga.

Tagsüber seriös im Anzug, "abends beim Training kann ich mich ausleben", sagt er, "sobald der Ball rollt, schalte ich alles andere aus". Der Sport soll auch in seinem neuen Berufsleben ein wichtiges Thema sein, wenn es um Doping geht, um Spielerverträge, um die Rechtmäßigkeit von Transfers.

Vom Profi- in den Amateurfußball schon mit Anfang 30, "viele haben mir damals den Vogel gezeigt", sagt Gößling, bereut habe er den Schritt nie. "Ich wollte auf keinen Fall, dass mein letzter Verein mich aus Mitleid im Fanshop an die Kasse stellt", sagt er, seine Zukunft als Jurist war ihm wichtiger als noch ein paar Jahre Berufssport: "Mein Ziel, einmal vor ausverkauftem Haus zu spielen, mit Fernsehen und allem drum und dran, hatte ich schließlich erreicht." Der Höhepunkt: sein einziger Erstliga-Einsatz im April 2000 für Arminia Bielefeld (1:0 gegen die SpVgg. Unterhaching), seinen Heimatklub, bei dem er als Junge auf der Gegengerade stand.

Ein Vergleich mit Oststeinbek verbietet sich, trotzdem fühlt sich Gößling dort zu Hause. Als er seiner Freundin Katharina nach Hamburg folgte, war ihm bei der Vereinssuche vor allem wichtig, in einem ambitionierten Team zu spielen. Er setzt Leistungsbereitschaft auch bei seinen Mitspielern voraus, "zeigt bei uns den gleichen Ehrgeiz wie damals in der Zweiten Bundesliga", sagt Trainer Stefan Kohfahl. Gößling erfährt aber auch wegen seiner Identifikation mit dem Verein höchste Wertschätzung. Als die Mannschaft im vergangenen Frühjahr den Aufstieg feierte, so sagt man, sei er es gewesen, der als erster auf dem Tisch getanzt habe.

Die nächste Party könnte die Nichtabstiegsfeier werden, ein Sieg gegen Uetersen wäre ein großer Schritt und zugleich der entscheidende für die Qualifikation zu den Hamburger Hallenmeisterschaften. Umso wichtiger ist Gößlings Rückkehr - als Torwart, nicht als Schauspieler.