Knapp 1000 Zuschauer feiern die 136 Paare. Die Reinbeker Olaf Steingaß und Doris Bahr scheiden bei den Senioren bereits in der Vorrunde aus. Die Organisatoren befürchten ein finanzielles Minus. Im Januar folgen die nächsten Topturniere.

Glinde. Der Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Zuschauer klatschen, johlen, schwenken Rasseln oder Stoffpuschel - alle haben nur Augen für die sechs Paare, die zu flotter Musik über das Parkett wirbeln und ihr Können in den fünf Standardtänzen Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slowfox und Quickstepp zeigen. Wer das Glück hat, einen Platz in der ersten Reihe zu haben, ist fast hautnah dabei: Die Paare fegen oft nur wenige Millimeter an den begeisterten Zuschauern vorbei.

Während die besten Tänzer bei der deutschen Meisterschaft der Senioren-Sonderklasse I Standard im Glinder TanzCentrum zu später Stunde um die vordersten Plätze kämpfen, haben Olaf Steingaß und Doris Bahr bereits Feierabend gemacht. Die beiden Reinbeker, die für den gastgebenden TSV Glinde starten und erstmals bei einer so hochkarätigen Meisterschaft dabei waren, mussten bereits in der Vorrunde die Segel streichen. "Für uns war die Teilnahme bereits ein großer Erfolg", sagte Bahr. "Das Niveau hier ist so hoch, da war uns von vornherein klar, dass wir nichts ausrichten können", so die 38-Jährige, die in der Glinder Stadtverwaltung die Personalabteilung leitet.

Dennoch bereiteten sich beide genauso akribisch vor wie alle anderen: Ihre "Turnierfrisur" wurde Bahr von einem Spezialisten gezaubert - und hält drei Tage lang. "Da ist soviel Haarspray drin, dass es fest wie Beton ist", sagte sie lachend.

Beide trainieren dreimal pro Woche. Für Steingaß ist die "Faszination an der Bewegung und am Rhythmus" das Besondere an seinem sportlichen Hobby. "Man ist eins mit der Musik", so der 41 Jahre alte Systemadministrator der Stadt Hamburg. Privat leben beide mit anderen Partnern zusammen, die sie aufgrund ihrer zeitintensiven Freizeitbeschäftigung manchmal weniger sehen als den Tanzkollegen. Beide fahren gerne Rad, Steingaß spielt zudem Golf. Im Endklassement belegten sie den 80. Platz.

Der TSV Glinde agierte zum vierten Mal als Ausrichter einer DM für Senioren (über 35 Jahre), erstmals hat der Verein aber gleich drei Meisterschaften auf einen Schlag organisiert. Parallel ermittelten noch die Junioren I B (bis 13 Jahre) und Jugend A (16 bis 18 Jahre) ihre Titelträger. Insgesamt nahmen 136 Paare teil. Bei den Senioren gewannen die Titelverteidiger Jörg und Ute Hillenbrand (TC Blau-Orange Wiesbaden), Alexander Stendel und Jasmin Ringwelski (Braunschweiger TSC) triumphierten bei den A-Jugendlichen, Aleksey Rovner und Lisa Rykovski (Tanzsportclub Dortmund) siegten im Deutschlandpokal der B-Junioren. Steingaß und Bahr sorgten beim Nachwuchs als Discjockeys für die passende Musik.

Glindes Tanzchef Walter Otto, der die Meisterschaften mit 80 Helfern 20 Monate lang vorbereitet hatte, war fast rundum zufrieden: "Die Stimmung war großartig und wir haben viel positive Resonanz erhalten." Nur das Zuschauerinteresse hätte für den Geschmack des Tanzspartenleiters besser sein können: Der erste Turniertag war mit 600 Besuchern ausverkauft, am zweiten kamen nur 360. Otto rechnet mit einem Minus in der Kasse.

Bei den A-Junioren waren aber auch erheblich weniger Paare am Start als 2005, als der TSV die Meisterschaft bereits einmal ausgerichtet hatte. Vor vier Jahren waren es 62, diesmal nur 27. Ob die Glinder so eine Mammutveranstaltung nochmal auf die Beine stellen, steht noch nicht fest. Tanzsport der Spitzenklasse wird es aber weiterhin geben - das nächste Mal am 23./24. Januar 2010, wenn der TSV Glinde Ranglistenturniere der Senioren-Sonderklasse I Standard und der Hauptgruppen Sonderklasse Standard ausrichtet.