Der Ersatztorwart leitet das 3:4 gegen Altona 93 vor der Rekordkulisse von 637 Zuschauern mit zwei Fehlern ein.

Oststeinbek. Eine besondere Geschichte verdient ein besonderes Ende, so ist es dann auch gekommen für den Oststeinbeker SV und seine Erfolgsstory über 35 Heimspiele in Folge ohne Niederlage. Die Hauptperson im Schlusskapitel war einer, der die 819 Tage währende Serie nur als Zuschauer verfolgt hatte, eine Rolle, die Marco Reksidler auch am Freitagabend wohl eher gelegen hätte als sein Auftritt auf dem Platz. Es bot sich so etwas wie eine Chance für ihn, als er eingewechselt wurde für den am Oberschenkel verletzten Stammtorwart Frederik Gößling, ein paar schlimme Fehler später war daraus ein Desaster geworden bei diesem turbulenten 3:4 (0:2) gegen Altona 93.

Reksidler, und das war vielleicht sogar entscheidender als sein skurriler Versuch einer Faustabwehr vor dem 0:2 von Pierre Becken (42. Minute), sein Patzer vor dem 0:3 von Onur Bektas (46.) und all die anderen kleineren und größeren Unsicherheiten, versteckte sich nicht, er stellte sich hin und sprach über sein Debüt in der Fußball-Oberliga Hamburg. Wie schwierig es sei, als Einwechselspieler aufs Feld zu kommen. Wie nervös ihn der namhafte Gegner gemacht habe und die Kulisse von 637 zahlenden Zuschauern (neuer Vereinsrekord). "Da trainiert man zwei- bis dreimal pro Woche und weiß, man kann es, und wenn dann der Zeitpunkt kommt, dass man es zeigen kann, passiert so etwas. Das ist bitter", sagte er.

Sein erster Einsatz für den OSV wird zugleich für viele Wochen auch sein letzter bleiben nach einem Spiel, in dem sich etwas Finsteres zusammenbraute aus Pech und Unvermögen. Bei seiner ersten Aktion schon hatte sich Reksidler verletzt, wie schwer, das stellte sich erst nach der Partie heraus: Bruch des Schulterblatts, Zwangspause wohl bis Jahresende. Umso mehr also ist der OSV auf die Unversehrtheit Gößlings angewiesen, eine Diagnose seiner Verletzung wird für heute erwartet.

"Für uns muss alles optimal laufen, um gegen eine solche Mannschaft zu punkten", sagte OSV-Trainer Stefan Kohfahl, "das war heute absolut nicht der Fall." Nicht nur die Personalsorgen meinte er damit, auch gegen Schiedsrichter Christian Okun (BSV 19) richtete sich seine Kritik. Vor dem 0:1 von Jan Savelsberg (12.) habe der Unparteiische ein Handspiel übersehen, später Tibor Nadj für eine Tätlichkeit vom Platz stellen müssen. "Ein Unentschieden wäre nicht verdient gewesen, aber es war möglich", sagte Kohfahl.

Tatsächlich kam trotz des frühen 0:3 noch einmal Spannung auf am Meessen, weil Altonas Torwart Oliver Hinz nach einer "Notbremse" gegen Onur Ulusoy die Rote Karte sah (61.). Florian Blohm verwandelte den fälligen Strafstoß (64.), Mustafa Günaydin verkürzte auf 2:3 (73.), im direkten Gegenzug aber erhöhte Patrick Smereka (74.). Ulusoys Treffer in der Nachspielzeit zum Endstand war die letzte Aktion der Partie.

Blieb noch der überraschende Kurzeinsatz von Gökhan Cihan, dem verletzten Torjäger, der sich vor vier Wochen im Spiel gegen den Meiendorfer SV die Schulter ausgekugelt hatte und ursprünglich noch bis in den November hinein pausieren sollte. Er steht ab sofort wieder zur Verfügung, eine andere Alternative, und auch das ist eine kuriose Geschichte, fällt erst einmal weg: Emmanuel Gyasi, einst Jugendspieler des Hamburger SV und nun von Northampton Town FC nach Oststeinbek gekommen, stand erstmals im Kader, gespielt hat er noch keine Minute, und trotzdem beschäftigt sich nun der Verband mit dem Mittelfeldmann: Nach dem Schlusspfiff zeigte Okun dem Neuzugang wegen Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte.

Oststeinbeker SV: Gößling (36. Reksidler) - Akyil, Stendel, Besic (70. Cihan), Blohm - Weiß, Langer - Braesen (67. Günaydin), Ulusoy, Polat - Sa Borges Dju.