Ivan Sa Borges Dju verzog seinen Mund zu einer Mischung aus freundlichem Lächeln und zufriedenem Grinsen, furchterregend jedenfalls sah er nicht aus, er, den sie “Ivan, der Schreckliche“ nennen beim Oststeinbeker SV.

Oststeinbek. "Ich habe mich an den Spitznamen gewöhnt, er ist okay für mich, aber ich versuche, nicht so zu sein", sagte der Fußballspieler - zumindest die Verteidiger des USC Paloma waren da ganz anderer Meinung. Sa Borges Dju hatte sie mit ein paar Grausamkeiten gequält zuvor bei diesem beeindruckenden 5:1 (2:0)-Sieg der Stormarner am elften Spieltag der Oberliga Hamburg, die eigenen Fans hingegen in Verzückung gebracht mit einem sehenswerten Pass auf Marco Braesen vor dem Führungstor (7. Minute) sowie den Treffern zum 2:0 (39.) und 3:0 (56.).

Oststeinbek als Zwischenstation, so wird es am Ende womöglich aussehen für den 23 Jahre alten Stürmer, der sich zu höherem berufen fühlt. "Ich will mich empfehlen, noch einmal weiter oben zu spielen", sagte Sa Borges Dju, am liebsten in Deutschland, wohin ihn das Heimweh zurückgetrieben hatte vor ein paar Wochen. In der Jugendabteilung des Eimsbütteler TV galt er einst als großes Talent, spielte dann in Dänemark, zuletzt in Portugals Zweiter Liga. Als es dort nicht so lief für ihn, "habe ich gemerkt, dass ich meine Eltern vermisse", sagte er, so stieß er als verspäteter Neuzugang nach Saisonbeginn zum OSV.

Er hat sich ganz gut eingelebt, jetzt muss er die Tore schießen, für die bisher Gökhan Cihan zuständig war. Mit nun vier Treffern hat er zum an der Schulter verletzten Top-Torjäger der Oststeinbeker bereits aufgeschlossen und bemühte sich doch, bescheiden zu bleiben. "Bei den Toren hatte ich Glück, man kommt ja selten so frei zum Kopfball wie beim 3:0", sagte er. "Entscheidend waren heute die frühe Führung und die gute Chancenauswertung."

Trainer Stefan Kohfahl sprach nach dem höchsten Saisonsieg seiner Elf von der "richtigen Reaktion" auf das schwache 1:1 vor einer Woche gegen den VfL Lohbrügge. "Damals haben wir es nach dem Führungstor nur mit spielerischen Mitteln versucht, diesmal haben wir die Leidenschaft hochgehalten", sagte er. Und als Thiemo Kieckbusch die einzige Schwächephase der Gastgeber zum 3:1 nutzte (69.), hatte der OSV die passende Antwort, einen Doppelschlag von Ismail Polat (78.) und dem eingewechselten Andreas Langer (81.). "Immer, wenn es nötig war, haben wir ein Tor gemacht", sagte Kohfahl, allerdings gegen einen Widersacher, der weit unter seinen Möglichkeiten blieb.

Die Rückkehr von Lars Schmitz, dem Ende August so überraschend wie kurzfristig vom OSV zum USC gewechselten Verteidiger, wäre am Tag des 5:1-Spektakels beinahe in den Hintergrund geraten, eine kleine Spitze aber wenigstens wollte sich Kohfahl doch genehmigen. "Dass Felix Römhild ihn vor dem 4:1 tunnelt, ist ja auch so eine Geschichte", sagte er, "und gegen Ivan hat er, glaube ich, keinen einzigen Kopfball gewonnen."

In Oststeinbeks Offensive hinterließ diesmal Braesen den besten Eindruck, so jedenfalls sah es der Coach. Zweimal in Folge hatte er den Stürmer zuletzt nur eingewechselt, "diesmal hat er sein Kämpferherz rausgeholt, Robustheit gezeigt, alte Qualitäten bewiesen", sagte Kohfahl.

Und Doppel-Torschütze Sa Borges Dju? Kohfahl: "Dass wir vorn zu selten die Bälle festgemacht haben, lag auch an ihm, er hat da seine Gegenspieler ein bisschen eingelullt." Was nichts zu ändern vermochte am Gesamturteil des Trainers über den Angreifer: "Er ist schon ein Guter." Und doch manchmal eben auch "der Schreckliche".

Oststeinbeker SV: Gößling - Akyil, Stendel, Besic, Blohm - Weiß (83. Flagmann) - Römhild, Ulusoy, Polat - Braesen (74. Langer), Sa Borges Dju (85. Demir).