Stefan Lück vom SV Großhansdorf ist mit Leib und Seele Zehnkämpfer - und damit eine Ausnahme in Stormarn.

Ahrensburg. Wickeln, füttern, Gute-Nacht-Geschichten lesen, seit fast zwei Jahren sind das die wichtigsten Disziplinen in Stefan Lücks täglichem Mehrkampf. Die Zwillinge Simon und Jonas beanspruchen den Familienvater aus Ahrensburg so sehr, dass er im Leichtathletikstadion nur selten zu sehen ist. Und doch hielt Lück als Einziger die Ehre der Stormarner Zehnkämpfer bei den Kreismeisterschaften in seiner Heimatstadt hoch. Konkurrenzlos gewann er den Wettbewerb und machte sich anschließend Sorgen um die Zukunft seiner Sportart.

"Wir sind eine aussterbende Spezies", sagt Lück, der seit drei Jahrzehnten dabei ist und im Laufe der Zeit von seiner Leidenschaft nicht ein Fünkchen verloren hat. Nie war er der Leistungssportler mit den großen Zielen, obwohl er sich als Jugendlicher mehrfach für deutsche Meisterschaften qualifizierte. Er liebt vielmehr die besondere Atmosphäre des Mehrkampfs, bei dem nicht nur der Sieg zählt, sondern die Verbesserung der eigenen Leistung. "Zwei Tage Wettkampf, das schweißt die Gruppe zusammen", sagt er, "und über die Jahre habe ich beim Sport viele interessante Menschen kennengelernt, einen reichen Erfahrungsschatz gesammelt." In Schleswig-Holstein gibt es nur noch im Kreis Stormarn Mehrkampf-Kreismeisterschaften, "und es wäre sehr schade, wenn diese familiäre Veranstaltung auch noch sterben würde", sagt Lück.

Dass der Wettkampf, traditionell ausgerichtet vom Ahrensburger TSV auf der frisch renovierten Anlage am Reesenbüttel, überhaupt noch funktioniert, liegt an der Öffnung für Starter aus anderen Kreisen, die außer Konkurrenz teilnehmen können, und an der Einbettung der Einzel-Titelkämpfe im Hürdensprint und Stabhochsprung. 80 Athleten kamen an den beiden Tagen, größere Starterfelder aber gab es nur im Jugendbereich. Spektakulär war der Auftritt von Lücks Klubkamerad Mirko Hamann (SV Großhansdorf) über die 110 Meter Hürden, kaum ein Hindernis blieb dabei stehen, und doch erreichte der 21-Jährige nach 15,6 Sekunden als Kreismeister das Ziel. Seine Schwester Melina lief bei ihrem Sieg im Rennen der B-Jugendlichen übrigens genau die gleiche Zeit - allerdings über niedrigere Hürden und auf einer zehn Meter kürzeren Strecke.

Lück, mit 2,60 Meter auch Einzel-Kreismeister im Stabhochsprung, hätte es sich einfach machen und im Achtkampf der Senioren antreten können, mit seinen Leistungen in der Männerklasse verschaffte er sich Respekt. "Hut ab, dass er das in seinem Alter noch macht. Er ist schon ein bisschen ein Haudegen", sagt Manfred Hamann, der Vorsitzende des Kreis-Leichtathletik-Verbands (KLV). Er wünscht sich mehr Athleten wie den Ahrensburger, dann müsste er sich um die Meisterschaften in der einstigen Mehrkampf-Hochburg (2004 startete Stefan Drews für den ATSV sogar bei den Olympischen Spielen) keine Sorge machen. So aber, sagt Hamann, habe er "einige fast auf Knien anflehen müssen, hier mitzumachen."

Umso peinlicher, dass die Funktionäre vor Ort erfolglos gegen eine neue Software zur Ergebnisverwaltung kämpften, mit der Folge, dass am Ende zwar die Sieger rekonstruiert, jedoch keine Punktzahlen ermittelt werden konnten. "Ich habe mal nachgerechnet und müsste ungefähr auf 3760 gekommen sein", sagt Lück. Er wird weitermachen, soweit es die Gesundheit zulässt, sorgt aber auch für frische Talente: Sein ältester Sohn Marcel (6) ist beim Sportabzeichentraining schon auf den Geschmack gekommen.

Weitere Kreismeister, 100 Meter Hürden, Frauen: Katrin Mäckelmann (LG Reinbek-Ohe) 19,6 Sek.; weibliche Jugend A: Sandra Mäckelmann (LG Reinbek-Ohe) 18,0; Achtkampf, Altersklasse M 45: Willi Studt (SV Großhansdorf); M 60: Peter Kilch (TSV Glinde); M 65: Dieter Hinck (TSV Glinde); Siebenkampf, Frauen: Katrin Mäckelmann; weibl. Jgd. A: Jennifer Fentroß (VfL Oldesloe); weibl. Jgd. B: Marie Studt (SV Großhansdorf); Fünfkampf, männl. Jgd. A: Mitja Hamann (SV Großhansdorf); männl. Jgd. B: Gerrit Nau (TSV Trittau); Vierkampf, weibl. Jgd. A: Sandra Mäckelmann; weibl. Jgd. B: Marie Studt; Schülerinnen, Altersklasse W 15: Helen Dahlkamp (SV Großhansdorf); W 14: Lisa Kallenbach (VfL Oldesloe); W 13: Annika Wistrach (TSV Trittau); W 12: Pauline Arndt (SV Preußen Reinfeld); Schüler, M 15: Timo Rehder (TSV Trittau); M 14: Marten Kemm (VfL Oldesloe); M 13: Hendrik Tilkorn (TSV Trittau); M 12: Benedict Rotering (SV Großhansdorf)