Die einstige Olympiateilnehmerin aus Badendorf ist wieder heiß auf Erfolg. “Bei kleineren Prüfungen wäre ich mit meinem Pferd völlig 'übermotorisiert'“, sagt die 41-Jährige.

Badendorf. Sie hatte alles infrage gestellt, ihre ganze Karriere, genau ein Jahr ist das jetzt her. Marina Köhncke denkt zurück an die Tage nach den deutschen Meisterschaften 2008, sie hatte aufgegeben im Gelände, sich unsicher gefühlt, Angst gespürt. "Das ist schon eine witzige Geschichte, dass wir es überhaupt noch machen", sagt die Vielseitigkeitsreiterin aus Badendorf, sie hat wieder das Vertrauen in sich selbst und in die Stute Calma Schelly. Das Paar ist gerade auf Rang sechs gekommen beim Weltcup-Finale in Strzegom (Polen), und Köhncke ist wieder voller Pläne.

Mit 41 Jahren, als zweifache Mutter, denkt sie trotzdem anders über ihren Sport als früher, zu den Zeiten, als sie im Bundeskader war, zu den Olympischen Spielen flog. "Ich schaue nur noch von Prüfung zu Prüfung", sagt sie, auch nach dieser Bilderbuchsaison unter anderem mit einem Sieg bei der Weltcup-Qualifikation in Malmö gilt das noch.

Wären da nicht Calma Schelly, die zehnjährige, stets entspannt wirkende Stute, und deren geduldiger Besitzer Horst Schelletter (Ahrensburg), wahrscheinlich hätte sich alles ganz anders entwickelt. So schwierigen Aufgaben wie der CIC3*-Prüfung von Polen hatte sich die Stormarnerin nicht mehr stellen wollen, "aber dann habe ich gemerkt, dass ich mit dem Pferd auf niedrigerem Niveau völlig 'übermotorisiert' bin", sagt sie. Druck setzt sich Köhncke trotzdem nicht aus, aber sie genießt den Erfolg: "Als ich aus dem Gelände kam, war das Adrenalin pur", sagt sie.

15 000 Schweizer Franken (knapp 10 000 Euro) hat Köhncke mit Rang sechs verdient, ein Preisgeld, das Schelletter zusteht. Es wäre sogar eine bessere Platzierung möglich gewesen: Ein Fehler in der Dressur kostete wertvolle Punkte. "Das war ein großer Patzer von mir, ich ärgere mich darüber sehr", sagt Köhncke. Im Gelände aber waren nur zwei Paare schneller, auch im Springparcours blieb die Badendorferin abgesehen von einer Zeitüberschreitung fehlerfrei.

So stand unterm Strich ein richtig gutes Ergebnis, beim ersten Weltcup-Finale für Calma Schelly, der bislang anspruchsvollsten Prüfung für die Stute. "Der Sieg von Malmö war schon ein Vorgeschmack, aber jetzt hat sie gezeigt, dass sie ein Weltpferd ist", sagt Köhncke. An Abschied, an Karriereende denkt sie längst nicht mehr.

Um Schenefeld aber, um die deutschen Meisterschaften, wo die Zweifel aufkamen vor einem Jahr, macht sie diesmal einen Bogen. Ein paar Tage nur nach Strzegom käme das morgen beginnende Turnier zu früh. Ein anderes Erfolgsgespann aus dem Kreis macht sich große Hoffnungen, für Julia Mestern (RV Floggensee) und Schorsch ist alles möglich in der CIC3*-Prüfung. "Da wollen wir noch einmal richtig angreifen", sagt die Neritzerin und freut sich auf starke Konkurrenten: In Schenefeld nämlich geht es für manch anderen auch um die letzten Tickets für die Europameisterschaft. Stormarns Sportlerin des Jahres würde der deutsche Titel schon reichen.