Der Titelfavorit begeistert mit einem 45-minütigen Galaauftritt. Harte Trainer-Schelte für den Verlierer.

Pölitz/Tremsbüttel. Einmal dabei sein, wenn Mannschaft und Trainer unter sich sind in der Pause, Mäuschen spielen in der Kabine: "Glückwunsch, Jungs", sagte Sven Buntfuß, der Coach des SSV Pölitz mit dem Sinn für Ironie. "Mit einer solch schlechten Leistung ein 0:0 zu halten, ist aller Ehren wert." Die Gratulation eine knappe Stunde später war dann ganz ehrlich gemeint, denn am Ende stand es im Schlagerspiel der Fußball-Kreisliga Stormarn gegen den VfL Tremsbüttel 5:0. Die Meinungen der Pölitzer Fans reichten von "grandios" über "traumhaft" bis "genial".

Vor allem schwärmen sie beim SSV, wenn es um Sebastian Hoppe geht, den Stürmer, den sie nur noch das "Phänomen" nennen. Vier Tore hatte er beim Traumstart gegen den SV Hammoor (7:0) erzielt, war in der Schlussphase jedoch umgeknickt und musste um seinen Einsatz zittern. Erst am Vormittag bestand er den Härtetest, später bei der Reifeprüfung spielte er, als wäre er nie verletzt gewesen. Drei Tore schoss Hoppe selbst, das zwischenzeitliche 2:0 von Alexander Pareike bereitete er mit einer Flanke vor. In Pölitz reifen nun Träume von der Verbandsliga, der Klub ist zum ersten Anwärter auf den Meistertitel aufgestiegen.

Mit dem SC Union Oldesloe könnte der Spitzenreiter am kommenden Sonnabend gleich dem nächsten Rivalen aus dem Favoritenkreis einen Dämpfer verpassen, in einem spannungsgeladenen Duell. Tief sitzt der Stachel der 2:6-Pleite gegen die Kreisstädter beim Klingberg-Pokalturnier vor drei Wochen im Fleisch der Pölitzer, und dann war da ja auch noch der kurzfristige Wechsel ihres Abteilungsleiters und Torwarts Sebastian Fojcik in den Kurpark.

Dass sie nicht die Bodenhaftung verlieren beim SSV nach ihrem 45-minütigen Gala-Auftritt, dafür sorgt die Erinnerung an die erste Halbzeit: Tremsbüttel spielte klar besser, Jan-Henrik Schmidt und Rico Tobing gingen allerdings ungewohnt fahrlässig mit ihren Torchancen um. Was später geschah, als die Gäste nach dem zweiten Tor die Gegenwehr einstellten, veranlasste VfL-Coach Günter Schmidt zu harter Kritik. "Es fehlte nachher der Wille. Aber ich erwarte, dass wir wenigstens bis zum Schluss kämpfen", sagte er.

Mit eben einer solchen Einstellung hatte die Mannschaft vor zwei Wochen im Landespokal-Viertelfinale gegen den VfB Lübeck (1:5) noch viele Sympathien gewonnen. Schmidt: "Es kann doch nicht angehen, dass wir jetzt gegen Pölitz höher verlieren als gegen einen Regionalligaklub." Und doch ist der Trainer von der Stärke seines Teams überzeugt: "Wenn wir gut drauf sind, können wir auch mit Pölitz mithalten", sagte er.