Lara Rautenberg ist eines der größten deutschen Talente ihres Sports. “Ich will das Publikum begeistern“, sagt sie.

Bad Oldesloe. Auf der großen Bühne fühlt sich Caveman wohl, Lara Rautenberg spürt das. "Er steht gern im Mittelpunkt", sagt sie, und wahrscheinlich hätte er ihrem Pferd gut gefallen, der Auftritt in einem Theater in Aachen im vergangenen Jahr. In "Caveman", dem Ein-Mann-Stück über Beziehungen zwischen Männern und Frauen, sollte der gleichnamige Holsteiner Wallach der Stargast sein, doch irgendwie schien Lara der Aufwand dann doch zu groß für einen kleinen Gag, den sich die Veranstalter überlegt hatten.

Die Oldesloerin liebt ihr Pferd, auf dessen Rücken sie Handstand macht und ihren Körper zu allerlei Figuren verbiegt im Training und den Turnieren, wenn beide zusammen auf der großen Bühne stehen. Dieses Wochenende sind sie wieder in wichtiger Mission unterwegs, in München bei den deutschen Jugendmeisterschaften im Voltigieren.

Wenn Lara lacht, blitzt auf ihrem Eckzahn ein funkelnder Stein. Auf ihrem Kostüm glitzert Strass, die Schülerin weiß sich zu inszenieren. "Ich möchte das Publikum begeistern", sagt sie und sieht ihren Sport als Kunst, als Möglichkeit, ihre Kreativität zu entfalten. Sie liebt die Kür zur Musik, nicht die Pflicht, obwohl sie dort mit ihrer guten Technik immer wieder die Juroren beeindruckt.

Voltigieren, von vielen belächelt, ist der einzige Pferdesport, bei dem die Leistung des Menschen entscheidender ist als die des Pferds. Es ist ein wenig wie beim Eiskunstlaufen oder bei der Rhythmischen Sportgymnastik: "Wenn etwa schiefgeht, darf man bloß nicht das große 'P' im Gesicht haben, sich nichts anmerken lassen", sagt Lara. Die Show ist wichtig, die Ausstrahlung.

Nicola Ströh ist da ein Vorbild, die zweifache Weltmeisterin vom Jersbek-Wohldorfer RVV, die Anfang dieses Jahres ihre große Karriere beendet hat. Lara ist eines der Talente, die ihr nachfolgen könnten, vielleicht irgendwann. Ein paar Monate hat die Oldesloerin bei Ströh trainiert, "sie ist ein Vorbild", sagt sie, "ich mag ihren Stil". Und doch, trotz pro Woche zwei Trainingseinheiten im Einzel und vier mit der Gruppe, trotz zusätzlichen Athletiktrainings: Der Sprung in der kommenden Saison vom Jugend- in den Seniorenbereich wird groß, auf Anhieb zur deutschen Spitze zu gehören gelingt nur ganz wenigen.

Lara aber hat Ehrgeiz, auch wenn der Aufwand erheblich ist. Eine Kür zu gestalten ist eine ihrer großen Stärken, das zeigt sie auch in der Schule. An der IGS Bad Oldesloe hat sie sich für das ästhetische Profil entschieden, Kunst und Theater spielen dort eine große Rolle. "Und Zeichnen", sagt Lara. "Das kann ich zwar nicht, aber ich mache es trotzdem sehr gern."

Wenn Caveman im Stall steht, macht sich Lara hin und wieder ihre Gedanken über Männer, über deren Rolle im Voltigiersport. Sie könne es nachvollziehen, dass nicht jeder Gefallen daran findet, wenn Männer im hautengen Trikot auf einem Pferd stehen, "aber manche turnen wirklich sehr elegant", sagt sie. Ihr Thema aber ist ein anderes, sie kennt sich aus in der Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die fast alles gemeinsam machen: Marion Rautenberg-Cornelissen ist ihre Longenführerin, dafür verantwortlich, dass Caveman im richtigen Tempo im Kreis trabt, und so viel mit der Mutter zusammen zu sein, "das nervt manchmal schon", sagt Lara. Sie weiß aber auch die Vorteile zu schätzen: "Zwischen uns gibt es ein starkes Grundvertrauen. Das zahlt sich im Sport auf den Turnieren aus."