Das Ausnahmetalent des FC Voran Ohe holt zum zweiten Mal den Titel. Platz sechs für Stephanie Leiendecker und Rabea Ludwig aus Bargteheide.

Barsbüttel/Reinbek. Am Streckenrand riefen die Leute "Panza, Panza", Charlotte Bauers Spitznamen, von dem niemand mehr so genau weiß, wie er eigentlich entstanden ist. Wenn das Publikum "Panza" brüllt, dann klingt das meistens so, als würde es ein Militärfahrzeug anfeuern, und obwohl die Schülerin aus Stemwarde zu den friedliebenden Menschen zählt, passt das eigentlich ganz gut: Unaufhaltsam, unbeirrbar strebt die auf Sieg programmierte Triathletin dem Ziel entgegen und wirkt dabei manchmal fast wie eine Maschine.

In Merzig im Saarland war es auch wieder so: Hinter der Absperrung die Fans, die Rufe, auf der Strecke drei junge Frauen im Kampf um den Sieg. Eine Runde liefen sie und eine zweite, und kurz bevor sie zum dritten Mal auf den Rundkurs gingen, zog Charlotte davon: 30 Meter, 40 Meter - im Ziel waren es nach 1:01,57 Stunden schließlich elf Sekunden Vorsprung. Der zweite deutsche Meistertitel für die Stormarnerin, nach ihrem Triumph in der A-Jugend vor einem Jahr diesmal bei den Juniorinnen.

Es war dann schnell klar, dass es sich bei ihr gewiss nicht um eine Maschine handelt, freudetrunken schwenkte sie die Schleswig-Holstein-Flagge und jubelte, Glückseligkeit nach ihrem bislang schwierigsten Rennen. "Das war schon richtig hart, ich musste schwer kämpfen", sagte Charlotte, der Lohn ist das süße Gefühl, dem Druck standgehalten zu haben. Noch nie ist sie von einer deutschen Konkurrentin bezwungen worden. "Klar", sagte sie nach dem achten Sieg in ihrem erst neunten Triathlon, "das macht mich stolz."

Ein Jahr nur nach ihrem fulminanten Karrierestart mit dem ersten deutschen Meistertitel hat die ehemalige Leistungsschwimmerin inzwischen andere Ziele. Merzig, das war für sie so nebenbei, im Fokus steht der 30. August, ein Europacup-Rennen in Kozle (Polen) in der Eliteklasse, erstmals über die olympische Distanz. "Das wird eine große Sache, aber ich kann es ja locker angehen, weil ich dort auf keinen Fall gewinnen werde", sagte Charlotte, und doch ist ihr Training seit Wochen schon auf diesen Tag ausgerichtet.

Vermutlich war das der Grund, dass sie sich nicht so stark fühlte wie sonst, "nicht ganz so frisch". Nach dem Schwimmen (750 Meter) hatte sie 25 Sekunden Rückstand auf die Führende Carina Brechters, ihre ärgste Rivalin. Doch deren Vorsprung war nach der Hälfte der 20 Kilometer langen Radstrecke aufgebraucht. Es war vorhersehbar, was dann geschehen würde: Im Laufen ist Charlotte von allen die stärkste, das gab den Ausschlag.

Gegen den Antritt des Ausnahmetalents des FC Voran Ohe hatte am Ende auch Rabea Ludwig keine Chance: Rang sechs, ein Ergebnis in etwa wie erwartet für die Bargteheiderin, die seit einem Jahr das Potsdamer Sportinternat besucht. Nach Verletzungsproblemen ist sie noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte, will ihre Chance in der kommenden Saison suchen.

Auch Rang sechs, doch das eher überraschend, kam für Stephanie Leiendecker heraus, es war für die 15-Jährige ein glänzendes DM-Debüt. "Sie war ein unbeschriebenes Blatt, hat in dieser Saison einen riesigen Sprung gemacht", sagte ihr Trainer Josef Dankelmann vom TSV Bargteheide. Im Rennen der B-Jugendlichen (400 Meter Schwimmen, zehn Kilometer Radfahren, 2,5 Kilometer Laufen) hatte Stephanie Glück, dass sie die Unfallstelle gerade noch umkurven konnte, als auf der Radstrecke mehrere Athletinnen stürzten. Klubkameradin Lena Schott hingegen verlor bei dem Zwischenfall wertvolle Zeit, landete auf Rang 39. Lenas älterer Bruder Lukas wurde bei den A-Jugendlichen 41.

Charlotte Bauer dachte derweil an die Zukunft. "Es gab ein paar Schönheitsfehler bei den Wechseln", sagte sie, auch mit ihrer Schwimmleistung sei sie nicht ganz zufrieden: "Aber ich weiß, wo meine Schwächen liegen, und ich werde hart daran arbeiten, um kommende Saison auch den internationalen Konkurrentinnen Beine zu machen."

Nach dem Rennen musste Charlotte erstmals zum Dopingtest, nach einem Liter Wasser und zwei Flaschen Malzbier konnte sie die geforderte Probe endlich abliefern. Gestört hat es sie nicht: "Das war mal ganz interessant, so etwas mitzuerleben."