Stefan Kohfahl bildete Bundesligaprofi Patrick Owomoyela aus. Bei Aufsteiger Oststeinbeker SV dämpft der Trainer die Erwartungen an sich und sein Team.

Oststeinbek. Mit seiner ersten Sonnenbrille, vor ein paar Wochen günstig erstanden, sah Stefan Kohfahl die Welt für ein paar Tage auch bei Regenwetter durch getöntes Glas. Am Spielfeldrand wunderten sich die Fans des Oststeinbeker SV über die neue Marotte des Fußballtrainers, in Wahrheit war das scheinbar überflüssige Accessoire Teil einer Therapie. Kohfahl litt unter einer Bindehautentzündung, auf Licht reagierten seine geschwollenen Augen empfindlich.

Kohfahl und die Sonnenbrille, irgendwie passte das. Weil die "Men in Black", nach denen sich seine ganz in Schwarz spielenden Fußballer benannt haben, auch immer welche tragen. Und weil er die Dinge gern etwas düsterer sieht als andere. Vor dem Saisonstart in der Oberliga Hamburg sind überzogene Erwartungen Kohfahls ärgster Feind.

Andere Aufsteiger lassen sich von Euphorie tragen, Kohfahl bereitet die Anhänger des Landesligameisters lieber auf harte Zeiten vor. "Wir müssen uns daran gewöhnen, auch mal ein paar Spiele zu verlieren, und wenn wir einen Punkt holen sollten gegen einen Hamburger Spitzenklub, sollte das gefeiert werden wie ein Titel", sagt er.

Die Bescheidenheit hat System: Mancher in Oststeinbek droht nach Jahren der Erfolge den Blick für die Realität zu verlieren, während der Saisonvorbereitung gab es auch nach guten Leistungen scharfe Kritik an der Mannschaft. "Ich wünsche mir, dass die Fans mit uns durch dick und dünn gehen", sagt Kohfahl. An diesem Sonntag (15 Uhr, Flurstraße), wenn die Mission Oberliga mit einem Spiel beim SV Lurup beginnt, muss er sich über mangelnde Unterstützung keine Sorgen machen. Der Fanbus ist ausgebucht, 100 Schlachtenbummler werden erwartet. Die Stimmung hinter der Bande ist für Kohfahl einer der Faktoren, die über Klassenverbleib oder Abstieg entscheiden werden.

Als ihm auf der Internetseite des Teams ( www.osvliga.de ) kürzlich jemand vorwarf, Neuzugang Onur Ulussoy auf der falschen Position einzusetzen, platzte Kohfahl der Kragen. An seiner Autorität lässt ein ausgewiesener Fachmann wie er nicht rütteln. Der Sportwissenschaftler und Herausgeber von zwei Hamburger Sportzeitschriften hat schon Patrick Owomoyela groß gemacht, den fünffachen Nationalspieler und heutigen Profi von Borussia Dortmund, als der noch für die B-Junioren des TSV Stellingen 88 kickte. "Ich habe schon lange vor ihm gewusst, dass er es einmal ganz nach oben schaffen würde", sagt Kohfahl, und bis es soweit war, hatte der zweifache Familienvater in seinem Zögling erst einmal einen guten Babysitter. Heute halten beide per Telefon und E-Mail Kontakt.

Mit großem Aufwand hat der Trainer seinen neuen Kader ausgewählt, ein Team, das Hochgeschwindigkeitsfußball mit kurzen Pässen und wenigen Ballberührungen spielen soll. Selbst ein Ulussoy, zuletzt Torschütze vom Dienst, bekommt da schon mal einen Rüffel, "weil er die Kugel zu lange hält". Während Routinier und Neuzugang Guido Stendel (kam vom SC Concordia) in den ersten vier Wochen der Saison verhindert ist, darf sich Arafat Akyil neben etablierten Größen wie dem ehemaligen Zweitliga-Torwart Frederik Gößling als Gewinner der Vorbereitung fühlen. Der vom VfL 93 gekommene Verteidiger liegt trotz siebenmonatiger Zwangspause nach einem Fußbruch in den Ergebnislisten von Kohfahls Fitnesstests schon jetzt ganz oben.

Andere, wie der aus der Ersten Liga Litauens gekommene Maksim Alilujev, haben da noch Nachholbedarf. Der 27-Jährige will mit Fußball sein Geld verdienen, am liebsten in Deutschland, er ist der nächste, den Kohfahl zum Profi machen soll. Doch damit, sagt der Coach, verhalte es sich ähnlich wie mit dem Vorhaben, den OSV zu einer festen Größe in der Oberliga zu machen: "Das ist noch ein weiter Weg."