100 Jahre SV Preußen Reinfeld: Das Jubiläumsspiel ist zugleich der Abschied der Urgesteine Thimo Beeck und André Kutschke.

Reinfeld. André Kutschke trug den Bierkrug mit dem eingravierten Wappen des SV Preußen Reinfeld wie eine Trophäe vor sich her, er fühlte sich als Gewinner an diesem Abend, die 0:5 (0:3)-Niederlage gegen den großen Nachbarn VfB Lübeck konnte daran nichts ändern. "So ein Abschiedsspiel bekommt ja nicht jeder", sagte er und wirkte fast ein bisschen gerührt. Zehn Jahre Fußball beim SV Preußen, mehr als 200 Einsätze für das Verbandsligateam sind Geschichte.

Als Kutschke da so stand im Stadion am Bischofsteicher Weg und von alten Zeiten sprach, begann ein paar Meter entfernt seine Zukunft: Am Grillstand bejubelten Reinfelds B-Junioren den Aufstieg, ein paar Stunden war das entscheidende 2:1 gegen die SG Oldendorf-Heiligenstedten erst her, und in der kommenden Saison wird Kutschke eben diese Mannschaft trainieren.

Mit der aktiven Laufbahn ist erst einmal Schluss, mit 29 Jahren schon, Kutschke war die rechte Lust vergangen vor einem Jahr, als er seinen Entschluss frühzeitig fasste. "Vielleicht hätte ich heute anders entschieden", sagte er. Und doch passt der Zeitpunkt, in zwei Wochen ungefähr wird er Vater, die Prioritäten verschieben sich. Kutschke: "Außerdem freue ich mich sehr auf meinen Trainerjob."

Im Notfall, sagte Kutschke, stehe er als Aushilfe zur Verfügung im Team von Trainer Matthias Krienke, gleiches gilt für Thimo Beeck, den langjährigen Kapitän, der ebenfalls Abschied nahm. Mit 34 Jahren zieht sich der Verteidiger zu den Altherren zurück, nach 450 Ligaspielen. "Es hat noch mal richtig Spaß gemacht, hier gegen Lübeck zu spielen, aber auch mit den ganzen anderen alten Recken von früher wird es sicher richtig lustig", sagte Beeck. Das Reinfelder Urgestein hat den Klub nur einmal kurzzeitig verlassen, eine Saison lang kickte er für den VfB Lübeck.

Das Gastspiel des Regionalligaklubs war nicht nur zu Ehren Kutschkes und Beecks gedacht, Anlass war vor allem auch das 100-jährige Vereinsjubiläum der Preußen. 200 Zuschauer wollten die Partie sehen, nicht alle hielten nach heftigen Regenschauern während der ersten Halbzeit bis zum Schluss durch. So verpassten viele das Tor von Florim Osmani, dem Reinfelder im Lübecker Dress, zum zwischenzeitlichen 0:4. Für den VfB trafen außerdem Gerrit Lange (15. Minute, Foulelfmeter), Romano Lindner (20.) und Nico Schrum (22., 75.).

"Das erste Gegentor ist einfach zu früh gefallen, da geht die Motivation dann auch runter", sagte Krienke. In der mäßigen Partie kam seine Elf erst im zweiten Durchgang zu einigen Tormöglichkeiten. Ansonsten bestimmten die Gäste das Geschehen, doch ohne dabei zu glänzen. In dieser Hinsicht erhoffen sie sich beim SV Preußen vom nächsten Regionalliga-Gegner Hamburger SV II am kommenden Sonnabend (15 Uhr) mehr.

Bei den Stormarnern kam der gesamte Kader zum Einsatz, mancher Spieler sammelte erste Pluspunkte im Hinblick auf die neue Saison. Marco Müggenburg zum Beispiel bekam von Krienke ein Sonderlob für seine körperbetonte Spielweise, Rico Sagwan (kam von AKM Lübeck) und Patrick Witten (neu aus dem eigenen A-Juniorenteam) für den guten Fitnesszustand. "Wir haben uns einigermaßen präsentiert gegen einen übermächtigen Gegner", sagte Krienke, "es war eine gute Laufeinheit und wir konnten üben, unter Druck Lösungen zu finden." Auch Stefan Rosema, der aus dem Nachwuchsbereich aufgerückte Ersatz für den verletzten Torwart Christian Rönnfeld, hinterließ trotz der fünf Gegentore mit einigen gelungenen Aktionen einen ordentlichen Eindruck.

Von heute an misst sich der SV Preußen beim Vorbereitungsturnier des FC Dornbreite mit Gegnern der eigenen Kategorie, Krienke erhofft sich davon erste wichtige Aufschlüsse. Zum Auftakt geht es heute Abend (19.30 Uhr) gegen den Sereetzer SV, am Donnerstag folgt zu gleicher Zeit das Duell mit den Gastgebern, am Freitag ein Platzierungsspiel. Thimo Beeck und André Kutschke werden derweil ihre Freizeit genießen und vielleicht einen Schluck aus ihren neuen Bierkrügen nehmen.