Die Jugendlichen bereiten sich in Norddeutschland auf die Weltmeisterschaft im Oktober in Nigeria vor.

Oststeinbek. Die Ansprache noch vor dem Aufwärmen hält Bahram Bahrami, es geht um Zigaretten und Bier und gutes Benehmen: Fußballer-Knigge für ein besonderes Spiel, den Auftritt gegen die größten Talente aus Iran. "Sie sind zum ersten Mal hier und sehen euch als Vorbilder", sagt der Außenstürmer zu seinen Mannschaftskameraden des Oststeinbeker SV, "also raucht nicht und trinkt nicht, bis sie wieder weg sind." Verständnisvolles Nicken, dann übernimmt wieder Trainer Stefan Kohfahl das Kommando.

Bahrami, in diesem Sommer erst vom SC Europa zum OSV gewechselt, ist selbst Iraner, für ihn ist es ein besonderer Abend auf dem Kunstrasenfeld am Meessen. Testspiel gegen die U-17-Nationalmannschaft seines Heimatlands, "es ist ein komisches Gefühl für mich, gegen meine Landsleute anzutreten", sagt er. "Seit ich in Deutschland bin, hatte ich noch nie mit so vielen von ihnen Kontakt."

Das Nachwuchsteam ist für zwölf Tage in Deutschland zu Gast, hat in Trappenkamp ein Trainingslager bezogen. Ein paar Spiele sind bis Mitte kommender Woche noch geplant, Vorbereitung auf die am 24. Oktober beginnende U-17-Weltmeisterschaft in Nigeria. Irans Auswahl ist amtierender Asienmeister und spielt einen gepflegten Ball, die 50 Zuschauer staunen über das technische Geschick der Jugendlichen.

Mehrdad Nazemi hat sich unter das Vordach am Eingang zu den Umkleideräumen geflüchtet, es regnet. Der Mann mit offizieller Spielerberaterlizenz des Weltfußballverbands Fifa hofft, dass weitere junge Iraner bald schon den deutschen Fußball bereichern werden, in der Tradition von Ali Daei und Mehdi Mahdavikia. "Drei oder vier von ihnen könnten es schaffen", sagt er und blickt Richtung Spielfeld. Nazemi ist als Dolmetscher dabei und hat vieles vor Ort organisiert.

Der Star des Teams ist Kaveh Rezaei, mit sechs Treffern Torschützenkönig im Herbst 2008 beim Gewinn der Asienmeisterschaft. Ein Mann mit Torinstinkt, das beweist er auch an diesem Abend wieder: In der 45. und 80. Minute trifft er für Iran, am Ende heißt es 1:3 (0:0). Onur Ulussoy gelingt der zwischenzeitliche Ausgleich, exzellent vorbereitet von Gökhan Cihan (76.), Sahid Gadami setzt den Schlusspunkt (90.).

Kohfahl spricht von einer "aufsteigenden Tendenz", trotz einiger Ausfälle hat seine Mannschaft sich gut verkauft. Hinten recht sicher, vorn häufig nicht zwingend genug, die Ansätze aber stimmen beim Aufsteiger in die Oberliga Hamburg. Im Laufe des Spiels, sagt Kohfahl, habe die Mannschaft ihre Naivität abgelegt, abgesehen von der Schlussphase: Zwei laienhaft ausgeführte Freistöße werden zur Vorlage für Konter, einer führt zum 1:2.

Nazemi und die anderen iranischen Betreuer fachsimpeln vor dem Kabinentrakt über das Spiel, bereitwillig geben sie Auskunft. Nur über die Situation in der Heimat sprechen sie kaum. Politik und Sport solle man trennen, sagen sie, und für die jugendlichen Spieler sei das alles ohnehin kein großes Thema.

Bahrami, vor 15 Jahren nach Deutschland gekommen, war seitdem nie wieder in Iran, aber er hofft, dass sich bald eine Gelegenheit ergibt. Erst einmal ist er glücklich nach dem Gastspiel seiner Landsleute: "Sie waren alle sehr nett und fair."