Der 36-Jährige nach seinem ersten Titelgewinn: “In so einem Moment weiß man, wofür man das alles tut.“

Hoisdorf. Zu Hause bei Sven Thölke gibt es immer genug zu tun, an seinem Resthof in Rehhorst werkelt er schon seit dem Kauf vor zehn Jahren herum. Wo früher Kühe und Schweine standen, fühlen sich heute 22 Pferde wohl, und weil Thölke eine Menge geschafft hat im Laufe der Zeit, kann er sich wieder mehr auf sein Hobby konzentrieren: Mit sechs Jahren nahm er beim RFV Zarpen die ersten Reitstunden, drei Jahrzehnte später darf er sich nun zum ersten Mal Kreismeister von Stormarn nennen.

Vor ein paar Monaten noch gingen die Probleme erst so richtig los, wenn Thölke Feierabend machte und aus der großen Stadt raus aufs Land fuhr. In Hamburg verkauft er als Objektberater Büromöbel, ein Klacks gegen das, was ihn zu Hause erwartete: Willy the Tiger, ein neunjähriger Hannoveraner, an dem bis dahin noch jeder Reiter verzweifelt war. Inzwischen sind Thölke und der Wallach ein Erfolgsgespann.

Der Sieg im Springen der Leistungsklasse 3 kam dennoch überraschend, so souverän er am Ende auch war. Thölke, im Vorjahr mit einem Leihpferd weit abgeschlagen, gewann zwei der drei Teilprüfungen, erst im Stechen des letzten M*-Springens leistete er sich einen Abwurf. "Mit diesem Sieg hatte ich überhaupt nicht gerechnet", sagte er, "in so einem Moment weiß man, wofür man das alles tut." Der Amateurreiter war nie zuvor so erfolgreich wie in dieser Saison.

Thölke hat drei Pferde in seinem Besitz, die übrigen auf seinem Anwesen gehören Einstellern. Auf dem Reithof Düwiger bei den vom RFV Hoisdorf ausgerichteten Titelkämpfen hatte er ursprünglich It's Josie satteln wollen. Die Stute erkrankte, Willy the Tigers große Stunde schlug. "Im vergangenen Dezember hatte ich ihn zunächst probeweise von einer Bekannten aus Italien übernommen, aber die ersten Turniere waren eine Katastrophe", sagt Thölke. Trotzdem entschloss er sich im April zum Kauf - eine gute Entscheidung: Inzwischen waren beide sogar in S-Springen platziert.

Acht Titel vergab der Kreisreiterbund anlässlich des Spring- und Dressurturniers in Hoisdorf, Gastgeberin Dagmar Niemeyer-Reeckmann beeindruckte vor allem das Siegerbild des Abteilungswettkampfs: Zehn Mannschaften, 40 Pferde, "das sieht man nicht alle Tage", sagte sie. Es siegte das Ahrensburger Team Ahrensfelde Mixpicles. Im Springen setzten sich neben Thölke zwei Damen durch: Imke Willenbrock (Leistungsklasse 4) und Thekla-Marie Augustin (LK 5), beide von PS Granderheide.

Als Dressur-Kreismeister ließen sich Katharina Meiners (RFV Stormarnsche Schweiz; LK 3), Julia von Hertzberg (RFV Lasbek; LK 4) und Rebecca-Juana Gerken (RFG Bargfeld-Stegen; LK 5) feiern, in der Leistungsklasse 6 (Dressur und Springen) triumphierte Jule Walberg (PS Granderheide).

Willy the Tiger ist übrigens bei weitem nicht so gefährlich, wie sein Name es vermuten ließe, "er ist wie ein Baby, sehr verspielt", sagt Thölke. Er legt dem Wallach deshalb immer genügend Spielzeug in die Box, und tagsüber schmeißt Willy die Bälle mit dem Maul aus dem Fenster. Wenn Thölke abends zum Training kommt, muss er häufig erst einmal aufräumen. Auf seinem Resthof in Rehhorst gibt es eben immer etwas zu tun.