Niklas Försterling trifft in der 109. Minute zum 1:0-Sieg gegen den Kreisligarivalen TSV Trittau. Auf beiden Seiten sieht je ein Spieler die Rote Karte.

Tremsbüttel/Trittau

Niklas Försterling mag auch eine gute Portion Angst in diesen Schuss gelegt haben. Angst, schon wieder mit leeren Händen dazustehen, Angst vor dem Versagen, Angst vor der großen Leere. Den 21. Juni 2008 hat ja noch niemand vergessen beim VfL Tremsbüttel, den Tag, an dem sie das Wunder schaffen wollten und an dessen Ende Tränen der Enttäuschung flossen nach dem Elfmeterschießen, der 11:12-Niederlage gegen den TSV Lensahn im Entscheidungsspiel um den Verbandsliga-Aufstieg.

Es drohte wieder so ein Drama am Mittwochabend, 108 torlose Minuten waren schon verstrichen im Kreispokalfinale gegen den TSV Trittau, und in dieser Phase, in der jeder Fehler der letzte sein konnte, sah Försterling die Lücke. 16 Meter Torentfernung, freie Schussbahn. "Ich habe nur gedacht, dass ich ihn jetzt einfach machen muss", sagte er, "die ganze rechte Ecke war ja frei." Der Ball flog in schönem Bogen in den Winkel, 1:0 für Tremsbüttel, der Beginn einer grün-weißen Party.

Der VfL hatte das erste Pokalfinale seiner Vereingeschichte liebevoll vorbereitet, 300 Zuschauer sorgten für eine eindrucksvolle Kulisse und eine schöne Einnahme. Nur das Spiel, "für den späten Saisonzeitpunkt mit viel Tempo", wie Trittaus Trainer Carsten Holst befand, war dann eher ein Langweiler. Wenig Torchancen, wenig fußballerische Klasse, dafür viel Spannung. "Spielerisch war das schwach", sagte VfL-Coach Günter Schmidt.

Am Spielfeldrand stieg die Laune mit dem Alkoholpegel. Hochprozentige Einstimmung auf die Vatertagstouren am nächsten Tag, in der zweiten Halbzeit begannen die Fans zu singen. Für Schmidt ein entscheidender Vorteil: "Die Anfeuerung hat uns noch einmal gepusht."

Der Liederabend ging nach dem Spiel weiter: "Schade, Trittau, alles ist vorbei", grölten die Sieger, auf ihren schwarzen T-Shirts stand in goldenen Lettern "Wir sind Pokal". Für die Tremsbütteler geht es jetzt erst so richtig los, für das Landespokal-Achtelfinale im August wünschen sie sich Holstein Kiel oder den VfB Lübeck, eine richtig große Nummer eben.

Enttäuscht und abgekämpft saßen die Trittauer auf dem Rasen, sie hatten alles versucht in der Schlussphase, nicht nur mit fairen Mitteln. Nach dem einzigen Tor des Abends attackierten sie die gegnerische Jubeltraube, im Handgemenge gingen drei Tremsbütteler und ein Trittauer zu Boden. Kaum möglich für Schiedsrichter Jan-Henrik Krüger (SSV Großensee), den Überblick zu behalten. In Abstimmung mit seinen Assistenten entschied er sich für eine Rote Karte pro Team, es traf Jan-Henrik Schmidt und beim TSV Björn Betz.

Die Tremsbütteler wollen ihr letztes Punktspiel in der Kreisliga am Sonntag auf ungeliebtem Kunstrasen beim SSC Hagen Ahrensburg nun locker angehen lassen, "da werden wir mal ordentlich durchmischen, die Verteidiger nach vorn, die Stürmer nach hinten", sagte Schmidt. Der vierfache Pokalgewinner Trittau beendet nach einer schwierigen Punktserie im Tabellenkeller eine bemerkenswerte Pokalsaison (mit Überraschungssiegen gegen die Verbandsligaklubs TSV Bargteheide, SV Preußen Reinfeld und VfL Oldesloe) ungekrönt und muss sich am Sonntag noch einmal Mühe geben: Im Kreisliga-Abstiegskampf ist der TSV gegen den SV Preußen Reinfeld II das Zünglein an der Waage.

"Ausziehen, ausziehen", forderten die weiblichen Tremsbüttel-Fans von ihren Helden, die Mannschaft aber feierte lieber mit Sprechchören den Mann des Abends. "Das fühlt sich einfach nur gut an", sagte Försterling. "Jetzt machen wir Party bis in die Puppen. Dieses Spiel ist der Höhepunkt meiner Karriere."