Die 21-Jährige vom GC Ahrensburg startet als Außenseiterin: “Den Cut zu schaffen, wäre eine Sensation“, sagt sie.

Ahrensburg

Wenn es Frühjahr wird in Deutschland, legt sich in der Studentenbude von Katharina Schulz der Staub auf die Bücher. Englisch und Geschichte müssen warten, für ein paar Monate hat für die angehende Lehrerin der Sport Priorität. "Die Uni läuft bis zum Herbst ein bisschen nebenbei", sagt sie fröhlich, sie liebt diese Zeit, in der ihre Heimat die Golfplätze der Republik sind.

In dieser Woche ist sie in Bayern zu Hause, umringt von Profis im Golfpark Gut Häusern. Donnerstag beginnen dort die Ladies German Open, dotiert mit 300 000 Euro, gemeldet sind Topspielerinnen aus aller Welt.

Schulz, Pferdeschwanz, sportliche Figur, immer ein freundliches Lächeln, hat ihren grauen Klubpullover mit dem Wappen des GC Hamburg-Ahrensburg übergestreift, am neunten Grün spricht sie über sich und ihre Karriere. Sie ist eine, auf die wahrscheinlich kein Klischee des Golfsports zutrifft, sie ist eine Spielerin der neuen Generation: jung, ehrgeizig, erfolgreich, aber gewiss niemand, für den ein Golfbag ein Statussymbol ist.

Vor ein paar Wochen hat sie den dritten Platz bei der Matchplay-Trophy des Deutschen Golf-Verbands (DGV) belegt, vergangenes Wochenende war sie als 15. der internationalen Amateurmeisterschaft der Damen im GC Düsseldorf fünftbeste Deutsche. In der Amateur-Rangliste des DGV steht sie inzwischen auf Rang 14. Schulz sagt selbst, dass sie noch nie so gut gespielt hat wie in diesem Jahr, das Leistungshoch kommt gerade recht zum mit Abstand größten Turnier, bei dem sie je an den Start gegangen ist.

Eine Amateurspielerin im Konzert der Großen, diese Ausnahme hat ein Sponsor möglich gemacht, und doch musste Schulz hart dafür arbeiten. In der Qualifikation aller deutschen Klubmeisterinnen hat sie sich durchgesetzt, "es war auch ein bisschen Glück dabei", sagt sie: Im vergangenen Oktober fiel die Entscheidung erst im Stechen.

Abends an den vier Turniertagen zeigt der Fernsehsender Premiere eine kurze Zusammenfassung der Ladies German Open, immerhin etwas, meint Schulz. "Das Damengolf ist ja leider nicht besonders populär", sagt sie. Es fehlt an Vorbildern. Schulz: "Selbst ich kenne mich in der internationalen Szene ja kaum aus, mehr als fünf Profispielerinnen könnte ich nicht nennen."

In Lübeck aufgewachsen, als Kind vom Vater auf eine Runde über die Anlage des GC Grömitz mitgenommen, so hat einst alles angefangen. Erst mit 14 packte Schulz der Ehrgeiz, "da habe ich gemerkt, dass ich mit mehr Training ganz gut werden könnte", sagt sie. Man könnte auch sagen, dass aus der Teenagerin eines der größten deutschen Talente wurde, mit dem zweiten Platz bei den deutschen Jugendmeisterschaften und der Berufung in die Nationalmannschaft der Mädchen als Höhepunkte.

Seit zwei Jahren schlägt Schulz, Handicap 0,4, im Dress des GC Hamburg-Ahrensburg ab. "Der Sport hat für mich einen hohen Stellenwert", sagt sie, "mein Freund spielt auch, wir genießen die gemeinsamen Runden." Dass ihr Auftritt im Golfpark Gut Häusern wohl eher ein kurzes Vergnügen wird, trübt Schulz' Vorfreude kaum. "Den Cut zu schaffen, wäre eine Sensation", sagt sie. "Wenn ich ausscheide, werde ich bestimmt nicht traurig sein."