Andreas Dibowski und Hinrich Romeike im Feld der Geschlagenen. Schon der zweite Sieg für die 32-Jährige.

Manchmal bekommt Julia Mestern Angst, dass alles viel zu schnell gehen könnte. Die Siegerehrung in Bredeneek war wieder so ein Moment: Mestern im Blickpunkt, Schorsch mit der Schleife am Halfter, Applaus. Die Olympiasieger Hinrich Romeike und Andreas Dibowski beobachteten den Höhenflug der Stormarnerin von hinteren Plätzen, und mancher ermahnte die Siegerin nach der internationalen Zwei-Sterne-Vielseitigkeitsprüfung, sie solle bloß aufpassen, dass sie nicht bald schon abstürze.

Mestern passt auf, sie geht ihre Karriere Schritt für Schritt. "Ich denke mir, dass ich das Feld lieber von hinten umgrabe", sagt sie, "ich bin lieber optimal vorbereitet auf das, was ich tue, will nichts riskieren." Mancher an ihrer Stelle würde nach den Erfolgen der vergangenen und auch der noch jungen Saison 2009 laut werden, Forderungen stellen, Ansprüche anmelden im Hinblick auf die Europameisterschaft Ende September.

Stormarns Sportlerin des Jahres aber lässt alles auf sich zukommen, bloß nichts überstürzen. "So ein Turnier wie das in Bredeneek, dazu noch in der Anfangsphase der Saison, lässt wenig Rückschlüsse zu", sagt sie, "ein Championat zu reiten ist noch eine ganz andere Anspannung. Ich bin im Moment ganz glücklich, wenn ich noch geschont werde und meine Turniere gewinnen kann, denn ich weiß, dass unsere Zeit noch kommen wird."

Der Aufstieg der Pferdewirtin vom RV Floggensee scheint unaufhaltsam weiterzugehen, mit ihrem 13-jährigen Hannoveraner Hengst Schorsch, der so gar nicht aussieht wie ein Vielseitigkeitspferd und doch so erstaunlich schnell unterwegs ist, auch auf schwierigen Geländestrecken wie der von Bredeneek. Kein anderes Pferd überwand die 20 Hindernisse in so kurzer Zeit, das Glanzlicht aber hatte Schorsch zu Beginn in der Dressur gesetzt: 34,90 Minuspunkte, das war so gut wie nie zuvor.

Und wie reagieren die Großen der Szene? "Manche nervt das bestimmt immer mal", sagt Mestern, aber sie achtet lieber auf all die anderen: "Ich weiß, dass viele mir den Erfolg gönnen."