Die Brüder gehören zu den besten Jugendspielern ihrer Altersklasse. Beim Turnier in Grömitz belegten sie jetzt die Plätze eins und vier.

Jersbek. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr signalisiert: Es ist schon kurz nach 23 Uhr. Tim Ewers greift zu seiner Jacke und macht sich auf den Weg nach Hause, für seine Freunde und Bekannten geht die Party allerdings erst jetzt richtig los. Der 16-Jährige vom GC Jersbek muss aber Prioritäten setzen, am nächsten Tag startet er bei einem großen Golfturnier, da will er ausgeschlafen sein.

"Wenn man diesen Sport so intensiv betreibt, bleibt einem nichts anderes über, als sehr diszipliniert zu sein", sagt Tim. Er und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Mark gehören in ihren Altersklassen zu den besten Golfspielern in Schleswig-Holstein. Beide stehen im Leistungskader des Landesverbands. Tim hat ein Handicap von 2,4, Mark eines von 4,2. "Jeder sollte einmal im Leben einen Golfschläger in die Hand nehmen. Ich glaube nicht, dass es wirklich viele Sportarten gibt, die einen so in ihren Bann ziehen", sagt Tim.

+++ Ein Jubiläum und drei Preisträger mit Handicap +++

Beim Landesranglistenturnier in Grömitz stellten die Brüder ihr Leistungsvermögen erneut unter Beweis: Tim gewann das Turnier mit 72 Schlägen und lag damit einen Schlag unter dem Platzstandard von 73, Mark benötigte 75 Schläge und belegte mit zwei Schlägen über Par den vierten Platz.

Das Golfspielen wurde den Ewers-Brüdern praktisch in die Wiege gelegt. Vater Frank und Mutter Birgit spielen selbst seit mehr als 20 Jahren erfolgreich Golf. "Ich kann nicht sagen, ob sie zuerst Laufen oder zuerst Golfspielen konnten", sagt Birgit Ewers mit einem verschmitzten Lächeln. Aber alles hätte schon sehr, sehr früh mit einem kleinen Plastikschläger im heimischen Garten angefangen. "Eine Runde Golf bedeutet vier bis fünf Stunden höchste Konzentration", sagt Birgit Ewers. Man lerne einfach, sich über einen längeren Zeitraum intensiv zu konzentrieren. Eine solche Fähigkeit sei auch in der Schule kein Nachteil. Dass die Brüder, die beide das Gymnasium Ohlstedt besuchen, einen Notendurchschnitt von jeweils unter 2,0 haben, scheint die Einschätzung zu bestätigen.

Eine Karriere als Golfprofi können sich die beiden Jugendlichen nicht vorstellen, da sind sie Realisten. "Dazu muss man doch noch wesentlich besser sein", sagt Tim, der wie sein jüngerer Bruder bereits eine Trainerassistentenlizenz hat und sein Wissen an die Jüngeren im GC Jersbek weitergibt.

Golf ist athletischer geworden, das schlägt sich auch in der Trainingsintensität nieder. "Ist die Saison zu Ende, geht es in die Halle. Mindestens einmal in der Woche steht dann ein Kraft- und Ausdauertraining auf dem Plan, zweimal die Woche wird an technischen Elementen gefeilt", sagt Mark. Während der Saison trainieren die Brüder drei- bis viermal in der Woche, am Wochenende holen sie sich auf Turnieren die notwendige Spielpraxis.

Birgit Ewers war bis März beim GC Jersbek für die Jugendarbeit zuständig. Vergangenes Jahr erhielt der Verein vom Deutschen Golf Verband (DGV) die Auszeichnung "Zukunft Jugend 2011", eine Anerkennung für gute Jugendarbeit. "Auch der DGV ist bemüht, die Sportart nach außen hin zu öffnen", sagt Ewers. Natürlich nicht ganz uneigennützig, denn Golf wird im Jahr 2016 erstmals olympisch, und in vier Jahren soll ein leistungsstarkes Team zu den Spielen nach Rio de Janeiro (Brasilien) geschickt werden.

Die Zusammenarbeit mit den Schulen funktioniert: In diesem Jahr unterstützt der GC Jersbek die Grundschule Bünningstedt in Ammersbek und die Grundschule Alte Alster in Bargfeld-Stegen. Die Schüler trainieren eine Saison kostenfrei einmal die Woche und können die Sportart, die für einige sonst unerschwinglich wäre, kennenlernen.

Die Familie Ewers als im positiven Sinne golfverrückt zu bezeichnen, ist nicht übertrieben - selbst die Großeltern springen häufig ein, wenn eine Fahrt zum nächsten Turnier ansteht. Mark gefällt das: "So sehen wir sie wenigstens häufiger."