Die 15-Jährige vom SV Preußen Reinfeld ist bei Jugend-Meisterschaften auf der Jahnkampfbahn in Hamburg über 100 und 300 Meter die Schnellste.

Reinfeld. Sein Wochenende wird Michael Arndt auf der Sportanlage verbringen und ordentlich schuften, es gibt viel zu tun. Den Diskusring hat er vor ein paar Tagen schon ausgegraben und aus dem Stadion Bischofsteicher Weg zu einem Nebenplatz getragen, bei der Befestigung will ihm ein befreundeter Maurer helfen. Der Kraftakt ist nötig geworden, seit Arndts Tochter Pauline einen Erfolg an den anderen reiht und nun zum ersten Mal für die deutschen Jugendmeisterschaften qualifiziert ist. Ohne Training geht es nicht, und Arndt, der Chef der kleinen Leichtathletikabteilung des SV Preußen Reinfeld, sorgt für halbwegs passable Bedingungen. Am alten Standort des Diskusrings ist das Werfen im Moment verboten, der Fußballrasen könnte Schaden nehmen.

Mit ein bisschen buddeln und mauern wird es auf Dauer aber nicht getan sein, soll Reinfeld Trainingsort junger Leistungssportler bleiben. "Außer Weitsprung und Laufen kann man eigentlich nichts machen", sagt der Spartenchef. Die alte Aschenbahn ist mal staubig, mal glitschig, je nach Wetter. "Bei jedem Training anders, aber nie schön", sagt Arndt. Vier Tartan-Rundbahnen und eine vernünftige Sprunganlage wünsche er sich.

Pauline, 15, beeindrucken die Bedingungen in ihrem Heimatklub wenig. Sie hat sich an die Aschenbahn gewöhnt seit sie acht Jahre alt war, mit ihrer Schnelligkeit auffiel und mit dem regelmäßigen Training begann. Vater Michael absolvierte wenig später die Übungsleiterausbildung, machte dann seinen ersten Trainerschein. Seit drei Jahren leitet er die Abteilung (30 Mitglieder). Auch Pauline hilft mit, als Trainerin für die Sieben- bis Zehnjährigen.

"Beim Wettkampf auf einer Tartanbahn zu laufen, ist schon etwas Besonderes für mich", sagt Pauline, und dass sie dort besonders schnell unterwegs ist, hat sie auf der Hamburger Jahnkampfbahn gerade wieder gezeigt. Bei den Landesmeisterschaften von Hamburg und Schleswig-Holstein siegte sie im 300-Meter-Rennen der Altersklasse W 15 (41,59 Sekunden), gewann auch über 100 Meter (12,89 Sekunden im Finale, 12,73 Sekunden im Vorlauf), jeweils mit neuer persönlicher Bestzeit. Mehr noch freute sie sich über Silber über 80 Meter Hürden (12,40 Sekunden; ebenfalls persönliche Bestleistung): "Da lief es für mich im vergangenen Jahr überhaupt nicht, jetzt klappt es endlich wieder." Über ihre Lieblingsstrecke, die 200 Meter, will sich Pauline noch in diesem Jahr für die deutschen Meisterschaften der höheren Altersklasse U 18 qualifizieren.

Beim Training ist Pauline mangels leistungsstarker Mitstreiterinnen im eigenen Verein mit ihrem Vater allein - auf der Jahnkampfbahn war die Neuntklässlerin der Oldesloer Theodor-Mommsen-Schule indes in guter Gesellschaft, noch vier weitere Stormarnerinnen gewannen Landesmeistertitel. Jana Becker vom Oststeinbeker SV fügte ihrem Triumph im Hürdensprint der Altersklasse W 14 (13,09 Sekunden) zwei Silbermedaillen und einmal Bronze hinzu, kein anderes Talent aus dem Kreis holte so viele Medaillen wie sie.

Janine Steffen, ebenfalls im Trikot des OSV, war mit 29,28 Metern beste Speerwerferin des W-15-Klassements, Mandy Graw (LG Reinbek-Ohe) ist mit dem Diskus im hohen Norden eine Klasse für sich: Sieg im U-20-Wettkampf mit 34,75 Metern. Vivica Klinck (LG Reinbek-Ohe; W 15) triumphierte mit 11,64 Metern im Kugelstoßen. Insgesamt holte Stormarns Nachwuchs sechsmal Gold, sechsmal Silber und zehnmal Bronze.

In Reinfeld arbeitet derweil Vater Arndt nicht nur an der Karriere seiner Tochter, sondern vor allem auch am Erfolg der Leichtathletikabteilung. "Wir wollen wachsen", sagt er. Eine größere Abteilung könnte sich schließlich auch besser Gehör verschaffen mit ihrem Wunsch nach besseren Trainingsmöglichkeiten. Bis es so weit ist, legt Michael Arndt eben selbst Hand an und tut, was er kann.