Bei den Granderheider Reitertagen gewinnt Frederike Staack, 15, aus Lasbek das S-Springen mit einem selbst ausgebildetem Pferd.

Grande. Erhobenen Hauptes trabte der achtjährige Wallach Caitoki auf den mit 14 Hindernissen abgesteckten Parcours. Gerade so, als wolle er seiner 15 Jahre alten Reiterin mitteilen: "Heute werde ich kämpfen und alles für dich geben." Nach den ersten drei Sprüngen ging es im Galopp auf den Doppeloxer zu. "Hinter dem ersten Oxer fing Caitoki an, nach links zu schauen, zögerte dann für einen Sekundenbruchteil", sagt Frederike Staack. Instinktiv erhöhte sie den Schenkeldruck, der Wallach reagierte und sprang ab - offenbar etwas zu früh. Der Balken blieb zwar liegen, aber Caitoki setzte hinter dem zweiten Oxer zu früh auf, verlängerte so die Distanz zum nächsten Hindernis, der Mauer.

"Die Entfernung war auf sechs Galoppsprünge ausgelegt, ich musste Caitoki also schneller machen", so die junge Lasbekerin. Nachdem die beiden auch fehlerfrei die Mauer meisterten, sei ihr bewusst geworden, dass es zum Sieg reichen könnte.

Als einziger Starterin gelang ihr in der Springprüfung der Klasse S ein fehlerfreier Ritt. Sie gewann auf der Anlage ihres Vereins Pferdesport Granderheide vor Verena Schultz (Reit- und Fahrverein Duvensee/TSV Nusse) auf Calon und Bernd Carstens (Reiterverein Oststeinbek-Havighorst) auf Carinus (beide vier Fehlerpunkte).

Für Frederike Staack war es nicht der einzige Erfolg des Turniers. Bei der Springprüfung Klasse M legte sie mit Caitoki ebenfalls einen fehlerfreien Ritt hin. "Es ist echt cool, mit einem eigenen Pferd zwei Prüfungen hintereinander zu gewinnen. Hinzu kommt, dass ich es auch selber ausgebildet habe", sagt Frederike. Caitoki sei anfangs ein freches Pferd gewesen, "und nebenbei auch noch schwierig zu reiten". Aber es ist nicht nur die fachliche Kompetenz, nicht nur die Trainingsintensität, die sie und ihr Pferd zusammenschweißt. Es gehört etwas dazu, das sich mit keinem Geld der Welt kaufen lässt, etwas, das man als Mensch entweder hat oder nicht: das richtige Gespür für das Tier. Hinzu kommt die Fähigkeit, eine Kommunikation zu seinem Pferd aufzubauen, die beiderseitiges Vertrauen schafft. Und dieses Gespür hat die junge Lasbekerin offenbar.

Mit dem Pferdesport fing sie vor gut neun Jahren an, Voltigieren war ihre große Leidenschaft. Der Großvater schenkte ihr kurze Zeit später das erste Pony. "Frederike verbrachte von Anfang an jede freie Minute im Stall hier in Lasbek", sagte Mutter Claudia Staack, die ihrer Tochter bei deren Hobby häfig tatkräftig zur Seite steht. Sie hilft mit, wenn Pferdeboxen auszumisten oder Hufe auszukratzen sind.

Ihr Abitur machen und dann Medizin studieren, das wünsche sie sich für die Zukunft, so die Antwort der 15-Jährigen auf die Frage nach ihren beruflichen Vorstellungen. Chirurgie käme für sie infrage. Zur Zeit besucht sie die neunte Klasse des Eckhorst-Gymnasiums in Bargteheide. Viel Freizeit bleibt ihr nicht, jeden Tag verbringt sie bis zu vier Stunden mit ihren drei Pferden. Neben Caitoki reitet sie noch den 14-jährigen Goshawk und den zehnjährigen Coolman. "Goshawk habe ich beim Turnier eigentlich favorisiert, aber es kommt dann doch immer anders als man denkt", so Frederike. Mit Goshawk hatte sie die Prüfung gleich als erste Starterin eröffnet. "Eigentlich hatte ich ein super Gefühl, aber schon beim dritten Sprung merkte ich: Das wird wohl nichts." Angesichts von 16,25 Fehlerpunkten sollte sie auch Recht behalten.

Gut 1400 Pferdesportler nahmen an dem Spring- und Dressurturnier ihres Vereins teil, das erstmals eine reine Amateurveranstaltung war. " Wir hatten zwar nicht die großen Namen, aber wir konnten viel für die Basis des Amateursports tun", sagt Horst Masler, Eigentümer des Hofes an der Rausdorfer Straße.

Bei der Dressurprüfung der Klasse S holte sich Marie-Theres Bahn (Pferdesport Granderheide) auf Dr. House den zweiten Platz hinter Anna-Lena Kracht (RG Hof Barkholz) auf Corifeo.