Lukas und Lasse Weber vom VSK Stormarn nehmen Anfang Juni an den deutschen Jugendmeisterschaften in Kiel teil. Sie wollen aufs Treppchen.

Bargteheide. Mit viel Gefühl setzt die grüne Kugel auf der Bahn auf, nimmt an Geschwindigkeit zu und fängt an, in einem leichten Bogen zu rollen. Noch hat sie nicht ganz die Hälfte der Strecke zurückgelegt. "Das wird eine Acht, ganz sicher", sagt Lukas Weber. Sein geschultes Auge bleibt weiterhin an der Kugel kleben, die sich den neun Kegeln am Ende der Bahn schnell nähert, um dann mit voller Wucht einzuschlagen. Acht Kegel fallen, einer bleibt stehen. Der 15-Jährige ist die Ruhe selbst, dreht sich um und bereitet den nächsten Wurf vor.

Lukas und sein jüngerer Bruder Lasse sind begeisterte, ja fast schon fanatische Sportkegler. "Manchmal muss man die beiden nach dem Training geradezu von der Bahn scheuchen", sagt Sylvia Pantzke, Trainerin des VSK Stormarn. Aber Trainingsfleiß zahlt sich bekanntlich aus: der 12-jährige Lasse ist frisch gebackener Landesmeister (B-Jugend), mit 835 Holz belegte er bei den Landesmeisterschaften in Kiel den ersten Platz. Lukas, selbst mehrmaliger Landesmeister, verpasste mit sechs Holz Rückstand nur denkbar knapp die Bronzemedaille und wurde mit 883 Holz Vierter (A-Jugend). "Für Lukas war es die erste Saison in der A-Jugend, damit verbunden ist auch die Umstellung auf die schwerere Drei-Kilogramm-Kugel", sagt sein Vater Udo Weber. Die B-Jugend kegelt mit der zwei Kilogramm schweren Kugel.

Am 2. und 3. Juni finden die deutschen Jugendmeisterschaften in Kiel statt, ein Pflichttermin für Familie Weber. Obwohl Lasse eine schwere Aufgabe vor sich hat, bleibt er relativ gelassen: "Natürlich ist es mein Ziel, den Titel meines Bruders aus dem vergangenen Jahr zu verteidigen, aber abwarten, was am Ende herausspringt." In seiner ersten A-Jugend-Saison wird Lukas in Kiel nur in der Mannschaftswertung antreten. "Natürlich wird die Tagesform mitentscheidend sein, aber Lasse hat soviel Potenzial, dass er an einem guten Tag ganz vorne mitspielen wird", sagt die Trainerin, die auch die Mannschaft von Lukas auf den vorderen Plätzen erwartet.

Doch wie kommt man als Jugendlicher eigentlich zum Kegeln? "In meiner Schule verteilte die Tochter des Trainers Werbe-Flyer, sie waren auf der Suche nach neuen Mitgliedern", sagt Lukas. Ob es nun die Tochter oder die Sportart war, die ihn zum ersten Probetraining motivierte will er lieber für sich behalten, aber er wurde "sofort von dem Kegel-Virus befallen". Der damals sechsjährige Lasse, schon immer ein Bewunderer seines größeren Bruders, musste sich noch in Geduld üben, erst mit acht Jahren darf in Deutschland offiziell mit dem Kegelsport begonnen werden. "Die Kinder sollen vor zu frühzeitiger einseitiger Belastung geschützt werden", sagt Pantzke. In einem Wettkampf kommt der Kegler im Vorlauf und Finale zusammengerechnet auf 240 Würfe. "Bei Wettkämpfen, bei denen man auch noch in der Mannschaft antritt, werden es mit Vorläufen und Finale 360 Würfe", ergänzt Lasse.

Viele Vereine haben heutzutage Nachwuchssorgen, da macht auch die im Jahre 2002 gegründete Spielvereinigung VSK Stormarn keine Ausnahme. "Lasse ist zur Zeit unser einziger B-Jugend-Spieler", sagt Mutter Monika Weber. Die engagierten Eltern würden sich mehr Zulauf wünschen. "Sportkegeln ist ein hervorragender Ausgleichssport und hat mit dem üblichen Image eines Kneipensports nicht das Geringste zu tun. 120 oder mehr Würfe in immer der gleichen Präzision erfordern viel Ruhe und Konzentration", so Monika Weber. Natürlich sei Sportkegeln nicht mit einer Ausdauersportart zu vergleichen, aber nach einem harten Wettkampf wäre das eine oder andere T-Shirt ihrer Söhne doch schon recht durchgeschwitzt. Und Kegeln ist ein günstiger Sport. "Der Monatsbeitrag liegt bei zehn Euro, die Fahrtkosten werden vom Verein getragen", sagt die Mutter.

Im Gegensatz zum Bowling wird beim Kegelsport jeder Wurf erneut auf die volle Kegelzahl (9) gespielt. In Deutschland finden die Wettkämpfe auf drei verschiedenen Bahnen statt: auf der Bohle-, der Scheren- und der Classic-Bahn. Sie unterscheiden sich durch den Belag, in der Neigung und der Breite am Ende der Bahn. Während in Norddeutschland die Bohle-Bahn am häufigsten anzutreffen ist, sind Scheren- und Classic-Bahnen in den anderen Bundesländern populärer.

Lukas und Lasse spielen auch auf internationaler Ebene. Länderspiele finden allerdings nur gegen Dänemark statt, da nur noch in Polen und Namibia auf der Bohle-Bahn gekegelt wird. Obwohl Lukas bisher wenig Erfahrungen auf den beiden anderen Bahnen sammeln konnte, wurde er letztes Jahr zweifacher Deutscher Meister im Drei-Bahnen-Spiel (Einzel und Mixed).

Wer am Sportkegeln interessiert ist, kann sich mit Trainer Manfred Broer in Verbindung setzen (Telefon: 04532/28 26 70).