Der 44-Jährige aus Reinbek will die Fußballer in die Regionalliga führen. Der Barsbütteler SV fordert eine Entschädigung.

Steinburg. In einem Eutiner Wahllokal packte gestern auch Hans-Friedrich Brunner als Helfer mit an, Politik statt Fußball für einen Tag. Während es an den Urnen noch um die Sitze im Landtag ging, war bei seinem Verein SV Eichede die wichtigste Personalentscheidung in diesem Frühjahr bereits gefallen. Die Mannschaft hatte ihr Punktspiel am Sonnabend beim Heider SV gerade mit 2:3 (1:1) verloren, als Oliver Zapel seine Unterschrift unter einen Einjahresvertrag als Cheftrainer setzte. Der 44 Jahre alte Reinbeker tritt beim Tabellenvierten der Schleswig-Holstein-Liga zur kommenden Saison damit die Nachfolge Brunners an.

In seiner Stellenbeschreibung hatte Stormarns Vorzeigeklub sich einen Übungsleiter gewünscht, der "im Stil eines Klopp, Tuchel oder Slomka modernen Fußball vermitteln kann". Bekommen haben die Steinburger einen ehrgeizigen Fußballverrückten, der das Spiel liebt und lebt. Zapel ist ein kühler Analytiker, der sogar jede Trainingseinheit detailliert auswertet, jeden Gegner genau beobachtet. Er ist aber auch ein Heißsporn am Spielfeldrand, lässt seinen Emotionen während der 90 Minuten freien Lauf.

Ein wenig Klopp und Tuchel steckt also allemal in dem ehemaligen Offensivspieler, aber auch eine gute Portion von Felix Magath, dem "Schleifer". Zapels harte Saisonvorbereitung ist bei den Spielern gefürchtet, mit Maßnahmen wie dem von ihm sogenannten "Bootcamp" fordert er sie bis zur Erschöpfung. So formt er konditionsstarke Mannschaften, die ihre Gegner im Idealfall mit offensivem Tempofußball überrollen. Der Barsbütteler SV, mit dem Zapel am Freitag wahrscheinlich in die Landesliga Hamburg aufsteigen wird, schoss in dieser Saison im Durchschnitt mehr als vier Tore pro Spiel, insgesamt 119 in 29 Partien.

Eichedes neuer Trainer ist einer, der immer das Optimum will. Die Entscheidung für Zapel bedeutet auch, dass die Ausrichtung des Vereins nur in Richtung Regionalligaaufstieg gehen kann. Der Verzicht auf eine Bewerbung schon in diesem Jahr hatte Brunner bewogen, um die vorzeitige Vertragsauflösung zum Saisonende zu bitten. Für die kommende Spielzeit hat der SVE Platz eins bis drei als offizielles Ziel ausgegeben, Zapel will diesen Druck. "Ich mache keine komischen Kompromisslösungen. Wenn, dann richtig", sagte er.

Die vierköpfige Eicheder Trainerfindungskommission habe in den vergangenen vier Wochen mit mehr als 20 Trainern in Kontakt gestanden, hieß es von Vereinsseite. Am Ende schien den Verantwortlichen die naheliegendste Lösung offenbar die beste Wahl zu sein. Für Zapel mag auch gesprochen haben, dass er in Stormarn lebt und sich im Kreis von 1996 bis 2001 als Spieler des damaligen Oberligaklubs TuS Hoisdorf einen Namen machte. Zapel erzielte in seiner Laufbahn 399 Tore in 716 Spielen.

In Eichede plant der Trainer "eine Mannschaft, die mehr Zugkraft für Spieler aus der Region besitzt als zuletzt" und die Aufmerksamkeit für den Verein auch in Hamburg wieder erhöht. Möglich also, dass nach den Verpflichtungen von Moritz Hinkelmann, Sebastian Barsuhn (beide NTSV Strand 08), Fynn Berndt und Marcel Braun (beide Breitenfelder SV), die der Verein gestern bekannt gab, weitere Neuzugänge aus der Hansestadt kommen. Auf Zapels Wunschliste steht ein Kreativspieler für das Mittelfeld ganz oben.

Die großen Erfolge der jüngeren Vergangenheit hat der SVE mit Brunner und André Laß gefeiert, nun kommt ein ganz anderer, lauterer Trainertyp. "Darüber sind wir uns im Klaren, es wird sicher eine Umstellung bedeuten für den Verein", sagte Präsident Olaf Gehrken. "Aber wir wollen uns weiterentwickeln." Zapel, Vater zweier Kinder, konnte in Eichede offenbar auch deshalb punkten, weil er als kommunikations- und motivationsstark gilt.

In Barsbüttel hatte Zapel vor zwei Jahren aus dem Nichts eine neue Mannschaft aufgebaut, wurde auf Anhieb Bezirksliga-Dritter und steht nun vor dem Titelgewinn. Beim BSV steigt er aus einem laufenden (Handschlag-)Vertrag aus, der Verein fordert vom SV Eichede eine Entschädigung. Ein erstes Gespräch brachte noch kein Ergebnis.

In Heide hatte der SVE am Sonnabend etwas unglücklich und trotz einer Vielzahl großer Torchancen verloren. Torge Maltzahn traf zum zwischenzeitlichen 1:1 (37. Minute), Jan-Henrik Schmidt zum 2:3 (89.) - zu wenig angesichts der Gegentore von Jan Geisler (13., 52.) und Florian Heim (69.).

SV Eichede: Venz - Fischer, Buchholz (68. Schmidt), Zimmermann, Koops (60. Sönke Meyer) - Maltzahn, Rave, Wagner, Sebastian Meyer - Kossowski, Kolodzick.