Reinbek/Hamburg. Für manche Eltern ist es quasi die Vorstufe zur Hölle. Was bloß tun am Kindergeburtstag mit lauter kleinen Gästen, die einen erwartungsvoll anschauen? Oder wohin mit den lieben Kleinen bei der Hochzeit? Zwei Erzieherinnen nehmen Eltern diese Sorgen ab: Janina Meins aus Reinbek und Angelina Dill, die in Bergedorf aufgewachsen ist, haben so viel Freude am Basteln, Spielen und Toben mit Kindern, dass sie ihre Wochenenden einem Zweitjob widmen. Mit ihrer Firma Seifenblasen-Events organisieren sie Kindergeburtstage oder Spielangebote bei Feiern. Ihr Alleinstellungsmerkmal dabei: „Wir haben immer einen pädagogischen Ansatz“, sagen sie.
Seifenblasen-Events: Kinder sollen ihre kreative Seite ausleben
Große Hüpfburglandschaften sind nicht ihr Ding. Vielmehr sollen die Kinder ihre kreative Seite ausleben und viel spielen. Sind die Erzieherinnen für eine Hochzeit oder ein Firmenevent gebucht, um dort die Kinder zu beschäftigen, „haben wir zum Beispiel immer einen Kreativtisch“, erzählt Angelina Dill (26). Da wird dann ausgiebig gebastelt und gewerkelt.
Außerdem gibt es eine Bauecke mit Spielsachen von Autos bis Lego, manchmal auch ein Tipi und ein paar Bücher. Und klar darf die Action nicht fehlen: Das kann auch einfach mal Dosenwerfen oder Stopptanz sein, aber bitte mit Erfolgserlebnis. „Dann darf so lange geworfen werden, bis alle Dosen umgefallen sind – nicht wie auf dem Jahrmarkt.“ Und wer beim Stopptanz ausscheidet, setzt eben nur eine Runde aus.
Kleiner Zusatzverdienst zum Gehalt
Bei Kindergeburtstagen setzen die Erzieherinnen gern auf Schnitzeljagden. Mal heißt das Motto Waldkindergeburtstag, mal Eiskönigin oder Lego – und immer stecken sie viel Herzblut in die Vorbereitung. Manch ein Wochenende geht dafür drauf, „aber es macht einfach Spaß“, sagen beide übereinstimmend.
Und natürlich bringt es auch einen Zusatzverdienst: Wenn beide Frauen 13 Kinder bespaßen, kostet das in der ersten Stunde 200 Euro, ab der zweiten 160 Euro. Allerdings mussten sie anfangs auch kräftig investieren und viel Material anschaffen.
2017 haben sie die Seifenblasen-Events gegründet
Die beiden Frauen haben sich im Freiwilligen Sozialen Jahr kennengelernt. Später absolvierten sie auch die Erzieherinnenausbildung an derselben Schule. Als der Frust über schlechte Nebenjobs neben der Ausbildung zu groß wurde, entstand die Idee, das eigene Fachwissen mit dem Nützlichen zu verbinden – und sich nebenberuflich auf Kindergeburtstage zu spezialisieren.
Die Kontakte zu Eltern waren schnell da, „übers Babysitten“, sagt Janina Meins. Und so wurde 2017 die Firma Seifenblasen-Events gegründet (www.seifenblasen-event.de). Schnell sprach sich das Angebot herum, und nach dem Coronaknick 2020 konnten sie in 2021 immerhin schon 30 Aufträge verbuchen, in 2022 sogar 50.
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Kinder brauchen keine Luxus-Kindergeburtstage
Ihre Konzepte richten sich an Kinder von etwa anderthalb bis neun oder zehn Jahre – und auch Kinder mit Förderbedarf sind kein Problem. „Das müssen wir nur vorher wissen“, sagt Janina Meins, denn die Spielangebote sollen ja passen. Ohnehin ist es vorher wichtig, von den Eltern Infos zu bekommen, beispielsweise darüber, womit das Geburtstagskind gerne spielt. Organisation ist alles, meinen die Frauen, die lieber immer „ein Spiel zu viel“ für Kindergeburtstage einplanen und die sogar ein paar Zaubertricks beherrschen.
Generell aber sei die Erfahrung, dass Kinder oft mit weit weniger zufrieden sind als Eltern meinen. „Viele wollen einfach nur miteinander spielen“, sagt Angelina Dill. Und auch die Schnitzeljagden müssen gar nicht immer kompliziert sein: Einmal im Wald reicht eine kleine Aufgabe und die Kiddies toben los. Zum Glück, so sagen beide Frauen, haben das viele Eltern inzwischen auch erkannt und versuchen gar nicht mehr, Luxus-Kindergeburtstage zu organisieren. Von einigen Ausnahmen abgesehen, „wollen viele Eltern dem Trend sogar eher entgegensteuern“, meint Angelina Dill.
15 Kinder waren angemeldet, 40 kamen
Bei aller Erfahrung kann aber auch immer mal etwas schief gehen. So habe sich ein Kind bei einem Geburtstag einmal leicht verletzt und alles musste abgebrochen werden, erinnert sich Angelina Dill. Ein anderes Mal waren auf einer Hochzeit 15 Kinder angemeldet – und 40 kamen. „Das war eine Herausforderung“, stellt Janina Meins knapp fest. Die beiden Erzieherinnen mussten all ihre Kraft aufwenden, um die Kinder zu bespaßen und noch den Überblick zu behalten. „Danach haben wir unsere AGBs geändert“, sagt Janina Meins: Wenn die Kinderzahl nun erheblich abweicht, kostet es extra.
Aber die positiven Erlebnisse überwiegen. Mit den Kindern sowieso – und manchmal noch darüber hinaus. „Einmal wurden wir für ein Event auf Mallorca gebucht“, erzählt Janina Meins. Da durften sie sogar ein paar Extra-Tage genießen. Genauso wichtig ist ihnen aber, dass auch Kinder aus weniger reichem Hause Spaß haben. So haben sie bereits auf einem Eimsbütteler Weihnachtsmarkt im Auftrag des Veranstalters Kinder kostenlos bespaßt. Und aktuell bauen sie in der Food Lounge in Bergedorf an wechselnden Tagen eine Spielecke auf.
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