Baustellenchaos

Massive Umsatzeinbußen bei Aumühler Betrieben

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Hier geht es nicht mehr weiter: Mehrere Baken und Zäune versperren die Straße in Richtung Dassendorf.

Hier geht es nicht mehr weiter: Mehrere Baken und Zäune versperren die Straße in Richtung Dassendorf.

Foto: Stephanie Rutke / BGZ

Aumühle. Sperrung wird zur Geduldsprobe – Streit zwischen LBV und Kommunen verschärft sich.

Aumühle.  Seit dem 2. September ist die Bahnbrücke in Aumühle für vier Wochen komplett gesperrt. Autofahrer müssen weite Umwege in Kauf nehmen, Pendler finden kaum Parkplätze in Bahnhofsnähe, weil die Zufahrt zum P+R Parkplatz nicht möglich ist. Restaurants am Mühlenteich verzeichnen massive Umsatzeinbußen, und die Aral-Tankstelle ist nahezu verwaist. Unterdessen haben sich im Streit um die Verantwortung für das Planungschaos die Fronten zwischen der Stadt Reinbek und den Kommunen einerseits und dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) andererseits verhärtet. „Jetzt reicht’s“, sagte Reinbeks Bürgermeister Björn Warmer am Dienstag.

„Laienhafter Schildbürgerstreich“

Kathrin Mallon, Inhaberin des Restaurants Fürst Bismarck Mühle, bezeichnet die aktuelle Lage als „laienhaften Schildbürgerstreich“. Viele Betroffene erfuhren von der Sperrung erst aus der Presse – darunter sogar die Feuerwehr Aumühle, die nun Teile des Ortes nicht erreicht und durch die Wehren Schönningstedt und Reinbek vertreten wird.

Am Montag war der Name im „Waldesruh am See“ Programm – es war extrem ruhig im beliebten Restaurant. „Montag ist bei uns sonst ein sehr starker Tag“, so Pächterin Kathrin Gehl. Auch die Nachbarn vom Restaurant Italia bestätigen: „Wir haben mindestens 60 Prozent weniger Umsatz.“ Der Weg aus Reinbek bis zu den Restaurants am Mühlenteich ist zwar frei, aber die Pächter vermissen einen deutlichen Hinweis darauf. An manchen Tagen bekomme Gehl bis zu 20 Anrufe von Gästen, denen sie Umwege nach Aumühle erklären müsse.

Massive Umsatzeinbußen

Wie ausgestorben liegt die Aral-Tankstelle neben dem Augustinum. „Uns fehlt der komplette Durchfahrtsverkehr“, erklärt Pächterin Sabine Arnold. Sie verzeichnet massive Umsatzeinbußen von 80 Prozent. „Offiziell haben wir nichts von der Sperrung erfahren“, kritisiert sie die mangelnden Informationen. Die Ausschilderung sei katastrophal. „Wir liegen jetzt mit der Tankstelle am Ende einer Sackgasse“, so Arnold. Auch für das Augustinum ist die Situation schwierig. Bewohner, Angehörige und auch der Postbote müssen enorme Umwege fahren. Wer nicht gut zu Fuß ist und nach Aumühle zum Arzt möchte, muss über Reinbek, Wentorf und Wohltorf nach Aumühle fahren.

Der Park-and-Ride-Parkplatz und der Parkplatz vor der Reithalle sind wie leergefegt, aber eben auch nicht zugänglich. So haben es Pendler aus Dassendorf oder Schwarzenbek schwer, einen freien Stellplatz in Bahnhofsnähe zu finden – bereits um 5 Uhr morgens ist alles dicht. Solange Zufahrten und Rettungswege nicht zugeparkt werden, hält sich die Polizei Aumühle zurück: „Wir werden keine Knöllchen verteilen“, sagt Polizeikommissar Michael Coria.

Unkoordinierte Bauvorhaben

Das Verkehrschaos in Aumühle und Umgebung beruht auf unkoordinierten Bauvorhaben. Neben den Baustellen am Schloss Reinbek, auf der Möllner Landstraße sowie am Binnenfeldredder in Bergedorf starteten am 26. August Fräsarbeiten auf der Wohltorfer Straße (K 93) in Reinbek – in Abstimmung mit der Verkehrsbehörde Ratzeburg. Die Alte Schulstraße (L 314) war zunächst als Umleitung gedacht, dann wurde sie durch das LBV für Brückenarbeiten gesperrt.

„Ein Fehler des LBV ist aus unserer Sicht nicht erkennbar“, heißt es in einer Stellungnahme des zuständigen Ministeriums. Die Stadt Reinbek habe „nicht ausreichend“ über die Sperrung Wohltorfer Straße informiert. „Eine blanke Lüge“, sowie eine „Selbstverherrlichung der Landesbehörde“, entgegnet Reinbeks Bürgermeister. Da die Wohltorfer Straße eine Kreisstraße ist, sei die erfolgte Abstimmung mit der Kreisverkehrsbehörde ausreichend. Er möchte sich nun in einem Schreiben an den zuständigen Minister Dr. Bernd Buchholz wenden.

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