Reinbek. Nieselregen prasselt ans Fenster des Baucontainers. Auf der Baustelle „Schröders Koppel“ wird es langsam ungemütlich. Kai Dusenschön kann das nichts anhaben. Als Landwirt ist er Sturm und Regen gewöhnt, obwohl er die vergangenen zwei Jahre mehr Zeit mit Bauplanungen verbracht hat. „Am Tag bin ich zehn Stunden Bauherr und eine Landwirt“, sagt der Schönningstedter lachend und blickt auf das, was er mit seinem Geschäftspartner Hauke Schröder in Neuschönning-stedt auf vier Hektar Ackerboden gesetzt hat.
Im Norden einen Mix aus 16 Reihen- und vier Atriumhäusern. Im östlichen Rand schließen sich an die gewachsene Bebauung fünf zweigeschossige Doppelhäuser an. Insgesamt entstehen 45 Eigentums- sowie 162 Mietwohnungen, von denen 30 öffentlich gefördert sind. Das Investitionsvolumen beträgt gut 50 Millionen Euro. Der dritte und letzte Bauabschnitt mit zwei Stadtvillen à acht Eigentumswohnungen, 73 Mietwohnungen und zwei Doppelhäusern hat jetzt begonnen.
An anderer Stelle ist schon Leben in das Wohngebiet eingekehrt. Denn die Atrium- und Doppelhäuser und ein Drittel der Eigentumswohnungen sind bereits verkauft. Während im inneren Bereich noch gebaut wird, sprießt am Rande erstes Grün. Hecken sind zum Halloween geschmückt, Parkbänke auf den Rasenflächen aufgestellt. „Wenn 2020 der letzt Baum gepflanzt ist, werden hier knapp 700 Menschen leben“, so Dusenschön.
Doch noch dominieren Baukräne die Szenerie, Leitungen ragen aus dem Boden, Klinker für die noch eingerüsteten Mehrfamilienhäuser werden angeliefert, Baumaschinen rattern. „Gut hundert Bauarbeiter und Handwerker sind hier tagtäglich beschäftigt“, sagt Kai Dusenschön, der alle Aufträge selbst vergeben hat. „Wir sind in der Hochphase und alles läuft gut.“ 80 Prozent der Unternehmen kommen aus der Region bis 25 Kilometer um Reinbek. Hier ist auch der Landwirt selbst mit seiner Familie auf dem Hof in Schönningstedt verwurzelt.
Für seine Alterssicherung behält der 45-Jährige drei Häuser mit 107 Mietwohnungen. Eines davon mit zwölf Sozial- und 30 frei vermieteten Wohnungen ist im März fertig. 80 Prozent sind bereits vermietet, die kleineren Wohnungen ab 10,50 Euro/Quadratmeter, die größeren für 11,50. Für das Penthouse mit Dachterrasse hat eine Reinbekerin den Mietvertrag unterschrieben.
Dusenschön liegt bei Reinbeks Politik, die das Projekt einstimmig mit auf den Weg gebracht haben – im Wort, die Mietpreise moderat zu halten. Standards setzen die Bauherren der „Oher Weg Erschließung GmbH & Co. KG“ bei den Nebenkosten. „Es gibt fast keine Heizkosten, weil Erdwärme genutzt wird“, so Dusenschön. 300 Sonden, 75 Meter tief gesetzt, sorgen für Wärme in den Häusern. Alle Gebäude verfügen dazu über den Energiestandard KFW 55.
Der Schönningstedter ist glücklich darüber, dass er die Stadt mitgestalten darf. „Ich hätte auch extrem Lust, altengerechte Wohnungen zu bauen.“ Da gäbe es viele neue Möglichkeiten, die Menschen erlauben, bis ins hohe Alter in ihren Wohnungen zu bleiben. Zum Beispiel Sensorböden, die melden, wenn jemand hilflos in der Wohnung liegt.
Ein neues Baufeld hat er bereits im Blick. 8000 Quadratmeter am Rande Schönningstedts hinter der Feuerwehr. Da sind wir für die Freigabe mit Stadt und einem Eigentümer im Gespräch. Dusenschöns Idee: Eine nicht zu üppige Bebauung aus Doppelhäusern und 50 bis 60 Mietwohnungen.
Nicht zuletzt träumt er von einer Ortsmitte in Reinbek, die auch zum Verweilen in Cafés einlädt. Und wo könnte die liegen? Natürlich in Reinbeks geografischer Mitte, dem Holzvogtland. Aber das will bedacht und unter Einbeziehung der Bürger geplant werden: „Das ist unser letzter Wurf für die Städteplanung. Wenn wir das hirnlos verbauen, wird es eng.“
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Reinbek