Reinbek. Der Rat der Wirtschafts-Senioren ist aus Erfahrung gut, denn alle waren in führenden Positionen tätig. 28 Mal haben sie im vergangenen Jahr in Reinbek Gründern oder Unternehmen mit Existenzproblemen zur Seite gestanden. Auch der Aumühler Martin Riepe hatte von dem Angebot gehört und war gezielt ins Reinbeker Rathaus gegangen. Der Weg hat sich für den 48-Jährigen Kaufmann gelohnt. Bis zum Eintrag seiner Riepe Hamburg Packaging GmbH ins Handelsregister hat ihn Helmut Burmeier mehr als ein Jahr begleitet. Von dem ehemaligen Marketingleiter eines großen Elektronik-Unternehmens stammte auch der Tipp, einen Koffer voller Verpackungen für die Gespräche mit den Banken zu packen. So konnte Riepe anschaulich sein Geschäftsmodell präsentieren, das seit einem Jahr Umsätze an der Röntgenstraße macht.
Von der Gründersprechstunde zum Gewerbesteuerzahler
„Im zweiten Jahr hoffen wir, die zwei Millionen Euro Marke zu knacken“, zieht Riepe Bilanz. In den Gesprächen mit Burmeier hatte sich für ihn herauskristallisiert, dass er Firmengründer wird. „Allein hätte ich das nicht so reibungslos vorbereiten können.“ Der Ursprungsplan, die Übernahme einer etablierten Firma, scheiterte an den auseinanderklaffenden Vorstellungen von Käufer und Verkäufer.
Riepe hat sein Know-How, das er als Mitgesellschafter einer Hamburger Firma erworben hat, an seinen neuen Wahlfirmensitz im Reinbeker Gewerbegebiet exportiert. Von dort aus bündelt er jetzt mit zwei Mitarbeiterinnen Kompetenzen Tausender Lieferanten. „Ich bin der verlängerte Arm von produzierenden Unternehmen und biete alles aus einer Hand“, erklärt er. Denn was Konsumenten zum Beispiel einem Flakon nicht ansehen: Pumpe, Verschluss, Etiketten oder Flasche stammen von unterschiedlichen Produzenten. So setzt der Unternehmer auf maßgeschneiderte Komplettlösungen und versorgt damit große Unternehmen wie Beiersdorf, Behrentzen oder Budnikowsky. Dafür arbeitet der Spezialist für „Primärverpackungen“ auch mit namhaften Designern zusammen. 100 Millionen Stück liefert Riepe Packaging pro Jahr vom kleinsten Behältnis mit fünf Millilitern bis zur 2,5 Liter Flasche.
Stadt stellt Räume für monatliche Beratung
Die von den Wirtschafts-Senioren begleitete Existenzgründung komme nun auch der Stadt zugute, die einen neuen Gewerbesteuerzahler gewonnen hat, freut sich Reinbeks Wirtschaftsbeauftragter Michael Pohle über die erfolgreiche Kooperation. Für die monatliche Sprechstunde (nächste: 18. Juli) stelle die Stadt gern weiterhin Räume im Rathaus zur Verfügung.
„Mit mehr als 50 Prozent liegt der Anteil der Existenzerhaltungsberatungen in Reinbek weiter auf einem hohen Niveau“, ziehen die Berater Bilanz. Das Spektrum reiche von Handwerksbetrieben, die Nachfolger suchen, bis zur Gründung einer Vertriebsagentur für Craft Bier. Manchmal kommen die Ratsuchenden aber auch zu spät, bedauert Burmeier: „Tragisch sind Fälle, bei denen sich die Insolvenz letztlich durch unsere Hilfe nicht abwenden ließ. Das hat es in der Sprechstunde in Reinbek ebenfalls gegeben.“
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