Von Anne Müller

Wentorf.
Die Sprachheilschule an der Golfstraße ist verwaist. Seit einem Jahr versucht das Land, die Millionen-Immobilie zu versilbern. Das Ausschreibungsverfahren könnte jetzt durch eine Initiative von Landrat Dr. Christoph Mager (CDU) gestoppt werden. Sein Vorschlag, die intakten Gebäude als Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge zu nutzen, sorgte gestern in Wentorf für Überraschung.

"Ich habe heute aus der Zeitung davon erfahren", sagt Harro Vogt, CDU-Fraktionschef. Nach ersten spontanen Bedenken wegen der schlechten Anbindung durch die enge Golfstraße ("Was ist, wenn da die Busse fahren?") überwogen bei ihm die positiven Überlegungen. Neben moralischen und rechtlichen Verpflichtungen der Kommune gebe es auch monetäre Aspekte: "So könnte die Gemeinde als Standort für ein Erstaufnahmelager bei den Investitionen für eigene Notunterbringungen entlastet werden."

Auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Hollweg hatte sich noch nicht mit der Fraktion abgestimmt. "Das Land hat uns noch keine Mitteilung gemacht." Persönlich begrüße sie die Initiative: "Ich denke, dass die Wentorfer das gut begleiten würden. Wir haben in der Gemeinde eine positive Begrüßungskultur." Es sei sinnvoll, die Flüchtlinge dort unterzubringen, wo sie sicher und geschützt sind.

Bürgermeister Matthias Heidelberg war bereits über die Pläne informiert worden, will aber erst einmal abwarten, wie sich das Land dazu äußert: "Wir haben längere Zeit nichts vom Stand des Ausschreibungsverfahrens gehört und ich weiß nicht, ob das Finanzministerium dem Vorschlag zustimmen wird." Es spreche vieles dafür. Die Immobilie hat eine Turnhalle, Verwaltungs- und Internatsräume. "Ich wüsste auch nicht, was baurechtlich dagegen sprechen sollte", so Heidelberg. Allerdings erwarte er, dass die Gemeinde bei der Aufnahme von Flüchtlingen entlastet wird, wenn das Land die Pläne tatsächlich umsetzt.

Bürgervorsteher Andreas Hein (CDU) begrüßt die Initiative als ideale Notlösung: "Ich sehe, was an den Grenzen los ist. Wenn das eine relativ schnelle Möglichkeit für eine Erstaufnahme-Einrichtung ist, soll es so sein. Wentorf ist stark genug, das zu verkraften, denn wir haben einen gut funktionierenden Runden Tisch für die Flüchtlingshilfe."

Auf den setzt auch Dirk Petersen als Fraktionschef und Sprecher für die Grünen: "Wir hatten uns schon vor einem Jahr dafür eingesetzt, die Sprachheilschule für Flüchtlinge zu öffnen." Das wurde damals abgelehnt. Jetzt habe sich die Situation jedoch zugespitzt. "Ich bin positiv überrascht über den Vorstoß", so Petersen. "Die Räume sind im guten Zustand und auf dem idyllischen Gelände könnten die Menschen nach der Flucht zur Ruhe kommen." Auch Günter Weblus (FDP) begrüßt die Initiative: "Das ist für Wentorf zu bewältigen." Ein Sprecher der UWW war am gestrigen Sonntag leider nicht telefonisch zu erreichen.