Reinbek
(hof).
Es gibt viel zu erzählen beim 60. Treffen nach dem Abi an der Sachsenwaldschule im Schloss. Sogar so viel, dass die Schulzeit immer wieder in den Hintergrund rückt. "Ich habe als Abiturient und Student auch mal für die Bergedorfer Zeitung geschrieben", erzählt etwa Jan-Peter Wittenburg, ehemaliger Chefarzt im Klinikum Lüneburg. Prompt wird der 81-jährige Mediziner von Lore Rabe, geborene Baumann, zurechtgewiesen. "Du sollst der Reporterin etwas aus der Schulzeit erzählen!" Lore (80) war in der Leistungsklasse Mathematik einziges Mädchen unter zwölf Jungs. "Da lernt man sich durchzusetzen", sagt sie.

Dass die Mädels und Jungen von damals inzwischen alle so um die 80 Jahre alt sind, kann man glatt vergessen. Lore hat ihre Jungs noch immer gut im Griff, die wiederum nehmen bei ihr kein Blatt vor den Mund. "Einmal sind wir zum Nürburgring getrampt und Lore musste dabei den Lockvogel spielen, um Autos anzuhalten", erinnert sich Wolfgang Metz, der nach dem Abitur 1955 Physikalische Chemie studierte und später an der Hamburger Universität als Professor lehrte.

In den 1950er-Jahren waren die Lehrkräfte am Gymnasium sehr alt. "Und sehr altmodisch", sind sich alle einig. Kein Wunder also, dass mancher von ihnen "Opfer" der Schüler wurde. "Einem Bio-Lehrer haben wir mal Maikäfer von hinten ins Hemd gesteckt", sagt Jürgen Schröder, Spitzname Joppe. Schröder, der studierte Elektrotechnik-Ingenieur, war auch der erste Schulsprecher an der Sachsenwaldschule. An die Sumpfdotterblume hat er besondere Erinnerungen. "Ein älterer Kollege, der uns in Biologie unterrichtete, fragte immer, was wir letztes Mal durchgenommen haben. Dann antworteten wir jedes Mal: die Sumpfdotterblume."

Ihr Klassenlehrer Dr. Werner Bandlow, der 1990 verstarb, war bei den Klassentreffen stets dabei. Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den ehemaligen Klassenkameraden und deren Ehepartnern. "Wir sind auch gegenseitig Paten bei unseren Kindern", sagt Ute Hopmann, die das 60. Klassentreffen organisiert hat. Nicht sie, sondern Ehemann Peter gehört zum Stamm der 13 Abiturienten von 1955. In den ersten Jahren traf man sich im Café Nagel, seit 1962 im privaten Rahmen. Peter Hopmann ist immer in Reinbek/Wentorf geblieben, hat als Steuerberater gearbeitet.

Zu den ehemaligen Mitschülern gehört auch Rolf Ruge, der mit seinem berühmten Bruder Gerd Ruge in Aumühle aufwuchs. Den weitesten Weg zum Jubiläum legte Peter Niemann zurück, der nach der mittleren Reife die Schule beendete und bei Degussa Karriere machte. Seit 30 Jahren lebt er mit seiner Familie in Limoges in Frankreich. Auch die Zwillingsschwester von Lore Rabe, Hanne Geisler, ging mit der mittleren Reife von der Schule, ebenso Gisela Arp, die ein Jahr ältere dritte Schwester. Lore Rabe wollte Pharmazie studieren. "Das klappte dann nicht", erzählt sie. Stattdessen ging sie für anderthalb Jahre nach Paris und England. Erst nachdem sie eine Familie gegründet hatte, studierte sie Musik und wurde eine ausgezeichnete Pianistin, wie ihre Mitschüler berichten.